Weilheim · Lenningen · Umland
Freiheit für den Jauchertbach: Raus aus der Dole

Renaturierung Als Ausgleichsmaßnahme für die ICE-Neubaustrecke bezahlt die Deutsche Bahn nahezu das Projekt.

Dettingen. So langsam wird es ernst mit der etwa 450 Meter langen Freilegung des Jauchertbachs direkt an der Markungsgrenze zwischen Dettingen und Nabern auf Höhe des Flugplatzes. Weil wegen des Baus der ICE-Neubaustrecke Ausgleichsmaßnahmen notwendig sind, hat sich Dettingen mit der Renaturierung des verdolten Bächleins bei der Stiftung Naturschutzfonds beworben, die die Gelder der Deutschen Bahn verwaltet. Von der Stiftung kam nun erneut grünes Licht für das Projekt, denn – wen wundert’s – es hat sich um rund 63 000 Euro seit der ersten Planungsrunde Ende März 2021 erhöht. Die Maßnahme kos­tet nun rund 725 000 Euro. 90 Prozent davon übernimmt die Stiftung, den Rest teilen sich Dettingen und Kirchheim je zur Hälfte. „Die Finanzierung ist gesichert“, freut sich Dettingens Bürgermeis­ter Rainer Haußmann. 

„Planung und Verfahren sind weit fortgeschritten“, erklärte Holger Kappich vom Büro ­Geitz und Partner dem Dettinger Gemeinderat. Die Ausschreibung des Projekts soll im April oder Mai stattfinden, damit im Juli die Aufträge vergeben und mit dem Bau im September begonnen werden kann. Im Baufeld befindet sich allerdings eine Gasdruckleitung von Netze BW. „Sie zu verlegen ist sehr aufwendig, es braucht einen Gastankwagen. Deshalb können die Arbeiten nur dann stattfinden, wenn keine Heizperiode ist“, erläuterte Kappich. Auch eine Wasserleitung muss tiefer gelegt werden.

„Wir haben ein paar Herausforderungen zu meistern, wie die Querung der Gasdruckleitung. Aber auch die Gehölze müssen niedrig sein, damit die Flieger nicht hängenbleiben“, sagte Rainer Haußmann. Ärgerlich findet er die Maßgabe, dass der Erdweg außerhalb des Gewässerrandstreifens liegt. „Die Bauern fahren da dreimal im Jahr über eine Blumenwiese. So verlieren wir noch mehr landwirtschaftliche Fläche.“

„Das ist eine tolle Geschichte – auch, weil es für uns fast kostenneutral ist“, freut sich Andreas Hummel. Eine Sorge hat er jedoch: Ob die „Lebendfaschinen“ auch tatsächlich anwachsen. Holger Kappich gab Entwarnung. „Wenn die Äste gut im Boden sind und Licht haben, wachsen sie gut und schnell an. Der Pferdefuß dabei: Die Weiden dürfen wegen des Flugplatzes maximal zwei Meter hoch werden und müssen alle drei bis vier Jahre runtergeschnitten werden“, bedauert er, denn dadurch leidet die Beschattung des Gewässers. Peter Beck hakte wegen der Ökopunkte nach. „Das ist ein überschaubarer Betrag“, erklärte Kämmerer Jörg Neubauer. Dettingen bekomme nur für die Summe Ökopunkte angerechnet, die die Gemeinde für die Offenlegung des Jauchertbachs selbst zahlt. Iris Häfner