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Freiwillige Quarantäne für Schüler: „Halbherzige Aktion“

Schule Eltern können ihre Kinder drei Tage vor Beginn der Weihnachtsferien zu Hause in freiwilliger Quarantäne lassen. Das Angebot stößt auf wenig Begeisterung.  Von Thomas Zapp

Die Idee klingt sinnvoll: Angesichts hoher Inzidenzen und einer neuen Corona-Variante könnte es am Weihnachtsfest im Familienkreis zu unliebsamen „Geschenkübergaben“ kommen. Ein Virus will nun wirklich keiner mitbringen. Um gerade die älteren Familienmitglieder zu schützen, hat das Kultusministerium einer Maßnahme aus dem vorigen Jahr reaktiviert: Die freiwillige Selbstquarantäne. 

Anfang Dezember haben Eltern schulpflichtiger Kinder daher eine Email erhalten, in der vorgeschlagen wird, Töchter oder Söhne ab

 

 

Der Sinn
dieser Maßnahmen
wird insgesamt
angezweifelt.
Thorsten Bröckel
geschäftsführender Schulleiter für Kirchheim

 

Montag, 20. Dezember, die letzten drei Tage vor den Ferien zu Hause zu lassen. Allerdings sollen das keine vorgezogenen Weihnachtsferien sein, sondern es werden Aufgaben für das Homeschooling verteilt, die noch vor Ferienbeginn abgegeben oder mindestens abgesendet werden müssen.

Die Begeisterung unter Lehrern, Eltern, Schülern und Verwaltungsmitarbeitern in Kirchheim und Umgebung hält sich in Grenzen: „Aus schulischer Sicht bedeutet das Aufwand pur, sowohl für die Sekretärinnen als auch für die Lehrkräfte“, schreibt eine Schulsekretärin aus Wendlingen auf Nachfrage. „Entweder hätte man alle früher in die Ferien schicken sollen oder die drei Tage durchziehen. So gibt es jetzt die Möglichkeit, dass einige sich in „Quarantäne“ gegeben und sich dann in Stuttgart in das Weihnachtsgetümmel stürzen. es wird nur ein Bruchteil sein, der Quarantäne wirklich einhält, somit völlig unnötig“, schätzt sie.

Geringe Resonanz

Am Kichheimer Schlossgymnasium waren es bis gestern drei Rückmeldungen, die das Angebot wahrnehmen. „Generell gibt es eine sehr geringe Resonanz“, sagt Thorsten Bröckel, Rektor der Kirchheimer Alleenschule und geschäftsführender Schulleiter für Kirchheim. Gerade an den Gymnasien verwundert das nicht: Die Abiklasse schreibt am Montag und Dienstag noch Klausuren. Auch für die Mutter eines Achtklässlers am „Schloss“ kommt das Angebot aus diesem Grunde keinen Sinn. „Wir nehmen das Angebot nicht wahr, sagt Martina Schäfer aus Weilheim. Für Familie mit kleineren Kindern sei es vermutlich sinnvoller, da es für diese schwerer ist, den Abstand einzuhalten. Damit wäre eine Ansteckung wahrscheinlicher, meint sie.

Schulleiterin Theresa-Maria Breier von der Werkrealschule in Lenningen kann noch nicht absehen, wie viele Eltern das Angebot wahrnehmen werden. „Das erschwert natürlich für unsere Lehrer die Planung der letzten Schultage. Sofern die „selbst auferlegte Quarantäne“ tatsächlich als solche wahrgenommen wird, ist es sicherlich eine Möglichkeit, die Weihnachtstage mit einem sicheren Gefühl im Kreise der Familie verbringen zu können“, sagt sie. 

Manche Eltern sind vorsichtiger

An seiner Schule sei die Resonanz sehr unterschiedlich, sagt Thorsten Bröckel. Manche Klassen meldeten nur vereinzelte Anträge, in manchen Klassen seien es 50 Prozent. Wo es viele Anträge gebe, handele es sich oft um Klassen, die stark von Corona-Infektionen betroffen waren. „Dort sind die Eltern jetzt vorsichtiger“, sagt er. Vonseiten er Schulleitung habe er das Angebot aber sehr offen formuliert, um niemanden in eine Richtung zu drängen. Er habe von anderen Schulen gehört, wo es eine Art Empfehlung gab, normal zum Unterricht zu erscheinen.

Insgesamt vermitteln die Betroffenen den Eindruck, dass eine klare Ansage seitens der Landesregierung zielführender gewesen wäre. „Schade, das es nicht eine einheitliche Regelung gibt“, sagt eine weitere befragte Schulsekretärin. Anscheinend ist vielen nicht klar geworden, ob die Quarantäne wirklich wichtig für die Pandemiebekämpfung wäre oder nicht. Die Folge: Auch unter den Lehrern dominiert die Skepsis, ob der Aufwand den Nutzen lohnt. „Der Sinn der Maßnahmen wird insgesamt angezweifelt“, sagt Thorsten Bröckel. „Das ist nichts Halbes und nichts Ganzes. Insgesamt ist die Aktion halbherzig.“