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Freude über Goldene Lola ist groß

Würdigung Die Filmakademie-Studentin Sylvia Jorde aus Oberensingen hat als Producerin den Animationsfilm „Xanh“ realisiert. Dieser wurde nun mit dem Deutschen Kurzfilmpreis ausgezeichnet. Von Volker Haussmann

Die Goldene Lola für den besten Kurzfilm gewinnt man nicht alle Tage. Studenten der Filmakademie Baden-Württemberg (FABW) in Ludwigsburg gelang nun genau das mit einem circa zwölf Minuten langen Animationsfilm, der den vietnamesischen Titel „Xanh“ trägt. Das hocherfreute Filmteam um die Regisseurin Thi Dang An Tran konnte in Hamburg aus den Händen von Kulturstaatsministerin Claudia Roth den mit 30 000 Euro dotierten Deutschen Kurzfilmpreis in der Sparte „bester Animationsfilm“ entgegennehmen.

Mit dabei war an diesem denkwürdigen Abend auch die Producerin des Films, Sylvia Jorde. Die 29-jährige Studentin wurde in Nürtingen geboren und besuchte in der Hölderlinstadt das Max-Planck-Gymnasium. Im Videointerview erzählt sie lächelnd, dass sie in Nürtingen an der Musik- und Jugendkunstschule zum einen Geige und Bratsche spielen gelernt habe, außerdem in der Theaterfachklasse der Jugendkunstschule aktiv war und dort auch Zeichnen gelernt habe. „Den Unterricht dort kann ich sehr empfehlen“, sagt sie. Von Oberensingen, wo heute noch ihre Eltern leben, ist sie mittlerweile nach Ludwigsburg umgezogen.

Videospielfirma gegründet

Seit 2019 studiert Sylvia Jorde in Ludwigsburg an der FABW. Dort habe sie, erzählt sie, im Fach Produktion allgemein angefangen, seit dem Wintersemester 2021 studiert sie dort Animation Effects Producing, was sich in etwa mit Animationsproduktion übersetzen lässt. Im März 2025 will sie ihr Studium abschließen. Für die Zeit danach will sie ihre speziellen Kenntnisse bei der Herstellung von Videospielen und Filmen mit einbringen. Derzeit gründe sie im Hinblick darauf mit Kommilitonen eine Videospielfirma, berichtet sie. Für die Zeit nach dem Studium plant sie überdies, wiederum mit Thi Dang An Tran als Regisseurin, ein neues Filmprojekt zu realisieren. Die 30 000 Euro Preisgeld für den Gewinn des Deutschen Kurzfilmpreises für „Xanh“, so Jorde, seien an die Auflage gekoppelt, damit ein weiteres Filmprojekt zu realisieren.

Für die Produktion des Films „Xanh“ stand dieses Budget freilich nicht zur Verfügung. Unterstützt von der Filmakademie und mit viel Hingabe und Eigeninitiative haben die jungen Studenten ihr Filmprojekt in Szene gesetzt, erzählt Jorde. Der von ihr produzierte und von Thi Dang An Tran in Szene gesetzte Kurzfilm „Xanh“ ist ein Animationsfilm im besten Sinne. Allerdings hat die Optik dieses Films so gar nichts mit den bildgewaltigen Produktionen zum Beispiel von Disney oder Pixar zu tun. Die Darstellung erinnert an animierte Holzschnitte, die Farbgebung ist bewusst einfach gehalten und bewegt sich überwiegend in Blau- und Grüntönen – „Xanh“ steht im Vietnamesischen für die Farben Grün und Blau.

Der Film „Xanh“, der noch bis 23. November 2024 in der Arte-Mediathek abgerufen werden kann, beginnt in der Küche eines asiatischen Schnellimbisses in Deutschland. Duy Em und ihr Vater Ba unterhalten sich über eine diskriminierende Situation, die er auf einem Müllabladeplatz erlebt hat. Dabei stellt sie ihrem Vater die Frage, warum er sich nicht gegen rassistische Bemerkungen wehrt. Seine Antwort führt sie – und den Zuschauer – zurück in sein früheres Leben, als er seine Heimat Vietnam nach dem Krieg als Bootsflüchtling, bekannt geworden als Boatpeople, verließ und bei der halsbrecherischen Flucht einige Male fast ums Leben gekommen wäre. Der Film setzt diese Flucht keineswegs in drastischen Bildern, sondern bewusst in fast schon kindlich anmutender Optik um, was ihn umso wirkungsvoller macht.

Hintergrundarbeit geleistet

Sylvia Jorde kam als Producerin eine zentrale Rolle zu. Ihr oblag die komplette Planung für das Projekt und dessen kritische Begleitung. „Zu meinen Aufgaben gehört es unter anderem, das Team zusammenzustellen und darauf zu achten, dass die Kommunikation untereinander funktioniert. Wer arbeitet wann? Wer braucht wann welche Dateien?“, nennt sie als Beispiel. Überdies musste sie das Budget im Auge behalten und sich um rechtliche Fragen wie Verträge kümmern. „Ein Producer leis­tet die Hintergrundarbeit, die es erst ermöglicht, dass das Projekt läuft und fertig wird“, bringt Sylvia Jorde das Anforderungsprofil für den Job einer Producerin auf den Punkt.

Dass „Xanh“ einen gewissen Nerv beim Publikum treffen würde, zeigte sich bereits im Herbst 2022. Dort gewann der Film beim Filmfestival in Braunschweig den Publikumspreis. In der Folge lief der Film auch noch mit Erfolg auf anderen Festivals.