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Früh übt sich

Die Kirchheimer Jugendfeuerwehren proben den Ernstfall an der Walddorfschule

Früh übt sich
Früh übt sich

Ein Fettbrand in einer Küche in der Freien Walddorfschule hielt bei einer Übung die Kirchheimer Jugendfeuerwehren auf Trab.

Daniela Haussmann

Kirchheim. Auch wenn die rund 30 Floriansjünger im Alter vom 10 bis 17 Jahren den Ernstfall nur probten, musste alles schnell gehen. Schon eine Minute nach der Alarmierung kam um 14.30 Uhr das erste Einsatzfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Kirchheim, Abteilung Ötlingen vor der Freien Walddorfschule zum Stehen. Kaum hatte Philipp Krohm das Gebäude erreicht, rannte eine Lehrerin auf ihn zu. Sie erklärte dem Einsatzleiter, wie und wo es zum Brand gekommen war, und dass vier Personen vermisst wurden. Unterdessen rollte schon das erste Löschfahrzeug in den Innenhof. Fabian (15) und Lars (10) von der Ötlinger Jugendfeuerwehr sprangen ins Freie, wo sie sich sofort ihre Pressluftatmer über die Schultern warfen.

Während einige der Junioren ein Standrohr an den Hydranten anschlossen, die Schläuche ausrollten und sie mit den Verteilern verbanden, um die Löschwasserversorgung sicherzustellen, rannten die beiden Atemschutzgeräteträger zur Eingangstüre des Mittelbaus. Zwischenzeitlich waren auch die Nachwuchskräfte der Abteilungen Kirchheim und Lindorf vor Ort, die den Übungseinsatz tatkräftig unterstützten.

Ohne zu zögern drangen Fabian und Lars zeitgleich in das stark verrauchte Gebäude vor. Die beiden arbeiteten sich in der Hocke durch die Aufenthalts- und Klassenräume. Es dauerte nicht lange, bis die beiden Jugendlichen die erste eingeschlossene Person mit einer Rauchgasvergiftung ins Freie brachten. Die Menschenrettung besaß bei der Simulation, genau wie bei einem realen Einsatz, oberste Priorität. Für die Versorgung verletzter und bewusstloser Menschen hatten die Jugendfeuerwehrleute deshalb in aller Eile einen Behandlungsplatz eingerichtet.

Die Nachwuchskräfte der Abteilung Nabern bauten eine Riegelstellung zum Nachbargebäude auf. „Sie dient dazu die Wärmestrahlung zu verringern und Funkenflug zu unterbinden“, erklärte Michael Krämer. „Die Riegelstellung verhindert damit ein Übergreifen des Brandes auf das angrenzende Schulhaus.“ Auf der Rückseite des Mittelbaus bezogen die Nachwuchskräfte der Abteilung Jesingen Stellung. „Sie stellen eine Steckleiter auf, über die sie eingeschlossene Personen aus dem oberen Stockwerk ins Freie bringen“, so der Gruppenführer der Freiwilligen Feuerwehr Kirchheim, Abteilung Ötlingen.

Bevor die Eingeschlossen über die Leiter das Obergeschoss verlassen konnten, mussten sie mit einem Seil, das mit einem Rettungsknoten am Körper befestigt wurde, gesichert werden, wie Anna-Lena Gebauer, Leiterin der Ötlinger Jugendfeuerwehr berichtete. „Beim Abstieg muss eine Einsatzkraft die zu rettende Person von hinten sichern, damit der Fuß beim Herunterführen immer auf die richtige Leitersprosse gesetzt wird“, erklärte Gebauer. „Gleichzeitig erfolgt über das Seil eine Sicherung von oben, um zu verhindern, dass jemand von der Leiter stürzt.“

Unterdessen hatten Fabian und Lars den Fettbrand in der Küche gelöscht. „Im Realfall hätten die Kameraden das Feuer mit einem Pulverlöscher bekämpft. Wäre der Brand noch im Entstehen gewesen, wäre er mit einer Löschdecke erstickt worden“, berichtete Philipp Krohm von der aktiven Wehr der Abteilung Ötlingen. Er war mit dem Ablauf der Übung mehr als zufrieden. „Die Menschenrettung lief sehr schnell ab und die Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen Ötlingen, Lindorf, Kirchheim, Nabern und Jesingen war hervorragend“, bilanzierte Krohm. „Auch die weitere Löschwasserversorgung vom nahegelegenen Kanal zum Schulgebäude war sehr schnell aufgebaut.“

Sabine Dietz, die bei der Übung die Lehrerin spielte und deren Sohn mittlerweile in die aktive Wehrgewechselt ist, war überzeugt, dass die Jugendlichen bei der Feuerwehr viel fürs Leben lernen. „Als der Wäschetrockner brannte, konnten mein Sohn und mein Mann, der auch bei der Feuerwehr ist, Schlimmeres schnell verhindern“, erzählte sie. „Ich freue mich, dass Daniel so engagiert dabei ist. Er geht sogar mit dem Funkmelder in die Schule und verlässt den Unterricht, wenn er alarmiert wird. Aber nur wenn er keine Klassenarbeit schriebt.“ Das zeige, dass die Feuerwehr das Verantwortungsbewusstsein und die sozialen Kompetenzen junger Menschen fördere.

Bei der Übung der Kirchheimer Jugendfeuerwehren hatte die Menschenrettung, genau wie im Ernstfall, oberste Priorität. Fotos: Dan
Bei der Übung der Kirchheimer Jugendfeuerwehren hatte die Menschenrettung, genau wie im Ernstfall, oberste Priorität. Fotos: Daniela Haußmann