Weilheim · Lenningen · Umland

Fünf Freunde musizieren mit Spaß an der Sache

Konzert „Earls of Grey“ spielen in der ausverkauften Zehntscheuer gekonnt Covers von den Beatles bis Ed Sheeran.

Starker Auftritt: die Kirchheimer Band „Earls of Grey“ in der Naberner ZehntscheuerFoto: Günter Kahlert
Starker Auftritt: die Kirchheimer Band „Earls of Grey“ in der Naberner Zehntscheuer. Foto: Günter Kahlert

Kirchheim. Das fängt ja gut an. „Sergeant Pepper‘s Lonely ­Hearts Club Band“ von den Beatles als Opener in der Naberner Zehntscheuer, das ist schon mal eine Hausnummer, an die sich nicht jede Coverband ran traut. Die Kirchheimer Band „Earls of Grey“ kann das.

Die fünf sind ausgebuffte Profis, die seit Jahrzehnten Musik machen. Paul Lawall ist ein exzellenter Blues-Gitarrist und in der Region mit seinen „Dukes of Rhythm“ eine Größe, Sänger und Gitarrist Raphael Lindeke ist Teil des Akustik-Duos „zwei!“, und wo Martin „Matze“ Müller in den 50 Jahren seiner Musikergeschichte schon am Schlagzeug saß, lässt sich kaum aufzählen. Dazu Achim Bosch am Bass, der schon in den legendären Zeiten der Kirchheimer „Villa“ als Tontechniker gearbeitet hat, und Eckhard Russ an den Tasten, ebenfalls mit jahrzehntelanger Erfahrung. Da kommt „Pop aus zwei Jahrhunderten“, wie es die fünf augenzwinkernd als Slogan haben, ganz locker zusammen.

Das Programm geht querbeet von den 60ern bis heute, von den Beatles und Pink Floyd bis Daft Punk und Ed Sheeran. Sie können‘s einfach. Und dann noch die pfiffigen Ideen. Beispiel Opener: Auf der „Sgt. Pepper‘s“-LP der Beatles kommt nach dem Intro als zweites Stück „With a little help from my friends“. Das spielen die „Earls of Grey“ auch, leiten vom Original aber über auf die Woodstock-Version von Joe Cocker. Eine Glanznummer für Sänger „Raphi“ Lindeke, auch wenn Cockers ekstatische Schreie nicht wirklich reproduzierbar sind.

Das Programm wird für jeden Auftritt neu zusammengestellt, der Fundus ist reichhaltig. Auffällig jedenfalls ist, dass es keine platte „Best of“-Mischung von Mitklatsch- und Mitgröhlhits ist, sondern sehr fein ziseliert. Die Besucher der Naberner Zehntscheuer goutieren es.

Am wichtigsten aber ist, dass die Band absolut „good vibrations“ rüberbringt. Da sind fünf Freunde, die Spaß an der Sache haben und sich blind verstehen. Auch wenn Unerwartetes passiert und improvisiert werden muss. Gitarrist Paul Lawall hat zu Beginn des zweiten Sets eine Idee, von der die anderen vorher keine Ahnung haben. Erst „droht“ er Helene Fischer an - kalkuliertes „Buhh“ aus dem Publikum - dann spielt er „Marmor, Stein und Eisen bricht“ und „Satisfaction“ von den Stones als Medley. Seine Mitspieler steigen einfach ein, der Saal tobt. Dann setzt er noch eins drauf, erzählt, dass die „Rolling Stones“ alle so klein sind und manchmal nur wenige Saiten zum Spielen brauchen. Also schraubt er sein Mikro runter, kniet sich zum Singen hin und stimmt mal eben seine Fender Telecaster um. Ergebnis: eine hinreißende Version von „Honky Tonk Women“ und brodelnde Stimmung im Saal.

Entstanden sind die „Earls of Grey“ aus Zufall. „Matze“ Müllers Frau Susi wollte zu ihrem 60. Geburtstag 2015 eine Band und bat ihn, bei seinen Musikerkollegen anzufragen. So fing es an. Dann war da noch die Sache mit Djerba. Paul Lawall hatte die kostensparende Idee, auf der tunesischen Ferieninsel zu spielen, um als Honorar einen Familienurlaub zu bekommen. Dass die „Earls of Grey“ manche ihrer Stücke im warmen Mittelmeerwasser geprobt haben - vielleicht Musiker-Latein.

Die Auftritte der „Earls of Grey“ sind eher rar. Alle haben sie ihre eigenen musikalischen Projekte, und drei sind zudem als Lehrer beruflich gebunden: „Matze“ Müller am Seminar, Raphael Lindeke an der Kirchheimer Alleenschule und Paul Lawall am Gymnasium in Bonlanden. Das Team der Naberner Zehntscheuer hat es jedenfalls geschafft, die fünf auf die Bühne zu bringen. Nächster Auftritt? Da haben die fünf noch keinen Plan. Wahrscheinlich in den Sommerferien - auf Djerba. Günter Kahlert