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Für den Kämmerer rechnet sich der Hungerberg

Gewerbegebiet Jörg Neubauer ist in Dettingen als Kämmerer für die Gemeindefinanzen zuständig. Er legt seine Zahlen zum Vorhaltestandort Hungerberg vor. Von Iris Häfner

Am Ende des Tages lohnt sich ein Gewerbegebiet für die Kommunen auf jeden Fall - auch wenn die Firma im unwahrscheinlichen Fall keine Gewerbesteuer zahlen sollte“, sagt Dettingens Kämmerer Jörg Neubauer. Neben der Grundsteuer kommen für ihn weitere Faktoren zum Tragen: Impulse auf den Handel - Stichwort Kaufkraft -, das Handwerk und bestehende Gewerbetriebe sowie Zuzug. Dies alles werde sich wieder auf die Steuereinnahmen auswirken und Arbeit sichern. Für ihn steht deshalb die Realisierung des Industriegebiets auf dem Hungerberg außer Frage, auch wenn dann mehr Arbeit auf ihn zukommt. Ihm ist bewusst, dass alle seine Zahlen Schätzungen beziehungsweise Prognosen darstellen, die ihm einen Korridor aufzeigen, in welcher Höhe voraussichtlich mit Einnahmen zu rechnen ist. Bislang weiß niemand genau, welcher Betrieb Interesse an diesem Standort hat - weshalb der Hungerberg ein Vorhaltestandort sein soll. Die Fläche könnte dann schnell einer Firma mit Zukunftstechnologien zur Verfügung gestellt werden. „Beispielsweise sucht eine medizintechnische Firma aktuell eine sieben Hektar große Fläche in der Region, die sie spätestens im nächsten Frühjahr bebauen will“, erklärt der Kämmerer.

Das jetzige Dettinger Gewerbegebiet umfasst rund 45 Hektar. Pro Jahr rechnet er durchschnittlich mit Einnahmen von knapp 1,1 Millionen Euro für die gesamte Markung Dettingen aus der Grundsteuer. Beim interkommunalen Gewerbegebiet Hungerberg geht er von Einnahmen von 80 000 bis 100 000 Euro aus der Grundsteuer B aus, denn die 21,5 Hektar dort teilen sich Dettingen, Kirchheim und Notzingen nach einem festgelegten Schlüssel, der auch für die Einnahmen aus der Gewerbesteuer gilt.

Im vergangenen Jahr betrug das Gewerbesteueraufkommen in Dettingen knapp 4,1 Millionen Euro, was einem Anteil von 25 Prozent im laufenden Haushalt entspricht. „Nach Abschöpfung durch die Gewerbesteuer-, Finanzausgleichs- und Kreisumlage verbleiben der Gemeinde aktuell von 100 Euro rund 34 Euro. Mit den anderen 66 Euro werden öffentliche Aufgaben auf Ebene von Landkreis, Land und Bund finanziert“, erläutert der Kämmerer. Ohne ausreichende Einnahmen müsste der Kreisumlagehebesatz höher angesetzt werden. „Unser Finanzausgleich auf kommunaler und Landesebene baut auf eine gerechte Umverteilung nach dem Motto ,Leistung soll sich lohnen und die Schwachen werden nicht vergessen‘ auf“, sagt er weiter. Durch den Hungerberg erhofft er sich langfris- tig rund 54 Euro von 100 für die Gemeindekasse.

Der Anteil an der Einkommenssteuer betrug 2020 rund 4,1 Millionen Euro. Diesen Betrag spielten 2350 Beschäftigte in die Kasse, was 1757 Euro pro Person entspricht. „Bei Annahme von zusätzlichen 100 Beschäftigten mit Wohnort Dettingen durch den Hungerberg - bei 1000 Arbeitsplätzen ist das eher niedrig angesetzt - ergibt das jährliche Mehreinnahmen zwischen 150 000 und 200 000 Euro“, rechnet der Kämmerer vor, der für sich in Anspruch nimmt, den Gemeinderat gutachterlich zu beraten.

Für den Gemeindeanteil an der Umsatzsteuer gibt es eine Schlüsselzahl. Im vergangenen Jahr kam ein Betrag von 625 000 Euro zusammen. „Durch die Realisierung des Hungerbergs kann der Gemeindeanteil in spürbarem Maß durch jeden neuen Arbeitsplatz erhöht werden. 87,5 Prozent der Erhöhung fließen ausschließlichh nur Dettingen zu. Bei 1000 zusätzlichen Arbeitsplätzen kann ich mit 200 000 bis 300 000 Euro jährlich rechnen“, erklärt Jörg Neubauer. Seine Zusammenfassung beziehungsweise angenommene Rechnung: einmalige Grundstücks- erlöse von 1,46 Millionen Euro, jährlich etwa 50 000 Euro aus der Grundsteuer B, jährlich 150 000 bis 200 000 Euro Gemeindeanteil an der Einkommenssteuer samt Familienleistungsausgleich und jährlich 200 000 bis 300 000 Euro Gemeindeanteil an der Umsatzsteuer - die jährliche Gewerbesteuer gibt er mit „noch nicht bekannt“ an.

Dettingens Kämmerer Jörg Neubauer erläutert die Zahlen zum Hungerberg.  Foto: Markus Brändli
Dettingens Kämmerer Jörg Neubauer erläutert die Zahlen zum Hungerberg. Foto: Markus Brändli