Bevor Joachim Mende ins Schwabenland kam, war er im oberfränkischen Kulmbach in der Gastronomie beschäftigt. Nachdem er 1979 seine spätere Frau Regina kennengelernt hat, ging es für ihn und die gelernte Hotelfachfrau aus Düsseldorf für eine „kurze Zwischenstation in die Pfalz“ und 1981 ins Schwabenland nach Reichenbach im Täle. „Im Schützenhaus war ich zum ersten Mal selbstständig“, erzählt der Gastronom, der sich dort bis 1986 recht wohl fühlte. Dann lockte mit dem Restaurant „Alte Kellerei“ in Göppingen eine neue Herausforderung, berichtet das Wirtspaar. Bis zur Jahrtausendwende lief das Lokal mit deutscher Küche sehr erfolgreich, aufgeben mussten sie es aus gesundheitlichen Gründen. Als der Blick wieder nach vorne ging, tat sich im Jahr 2000 mit dem Landgasthaus Löwen in Börtlingen eine neue Möglichkeit auf: „Es war Liebe auf den ersten Blick“, erinnern sich Joachim und Regina Mende an die erste Besichtigung, und damit war beiden klar, dass sie die neuen Besitzer des zum Zwangsverkauf stehenden Restaurants sind. Es wurde rundum renoviert, das Paar investierte außerdem in etliche Kühlräume.
16 Jahre lang wussten Gäste aus nah und fern und im Schnitt fünf Mitarbeiter die Küche im Löwen zu schätzen. „Wir haben immer viel Wert auf gute, saisonale Qualität gelegt und sind eigentlich immer deutsch und schwäbisch geblieben“, betont Joachim Mende und seine Frau Regina ergänzt: „In Süddeutschland gibt es mit die beste Küche.“ Das Wirtspaar erinnert sich zurück, dass im Löwen auch viele Hochzeiten, Taufen und andere Feste gefeiert wurden. Im Jahr 2016 verpachteten dann die Mendes das Landgasthaus. Der neue Pächter setzte das Konzept der deutschen Spezialitäten fort, konnte diese auch kochen, doch das ganze Drumherum – einen Betrieb zu leiten – habe ihm Schwierigkeiten bereitet, nennt Joachim Mende den Grund, warum er und seine Frau Regina nach weiteren Renovierungen am 15. November 2020 wieder selbst eröffnen wollten. „Wir hatten auch in ein komplett neues Kassensystem investiert“, verrät der Gastronom.
Aufgrund des langen Lockdowns war nun „Essen zum Mitnehmen“ angesagt, sagt der Koch aus Leidenschaft und ergänzt: „Sieben Tage die Woche, mittags und abends, kamen die Kunden aus der näheren Umgebung.“ Ende Juli 2021 schloss dann der Löwen. Nachdem sich unter den Kaufinteressenten, die durch Mundpropaganda auf den Landgasthof aufmerksam wurden, niemand als geeignet herausstellte, nahmen der 77-Jährige und die 71-Jährige bis Ende September 2022 noch einmal selbst das Zepter in die Hand.
Nun soll endgültig Schluss sein, obwohl Joachim Mende ehrlich zugibt: „Wäre ich jünger, hätte ich noch gerne weitergemacht.“ Doch er sieht ein, dass es für seine Frau und ihn wichtiger und an der Zeit ist, sich mehr um sich selbst zu kümmern. Wobei er klarstellt: „Wir nahmen uns trotz der vielen Arbeit immer die Zeit, auch genügend Urlaub zu machen.“ Dass von ihren zwei Kindern niemand Interesse zeige, sei zwar schade, werde aber akzeptiert, so das Ehepaar, das seit 2000 in Börtlingen wohnt. „Wir wollen den Löwen verkaufen, müssen aber nicht um jeden Preis, wir haben Zeit“, macht das Ehepaar Mende deutlich, das sich über all die Jahre „immer offen für Neues“ zeigte. Nun wird weiterhin ein Käufer gesucht, der den Landgasthof in ihrem Sinne weiterführt. Zudem stehen die Mendes im engen Kontakt mit der Börtlinger Bürgermeisterin, denn auch Sabine Catenazzo ist es wichtig, dass der Löwen weiterhin erhalten bleibt. Die Rathauschefin sagt: „Mit Blick auf die Fördermittel der Landesregierung um den Erhalt von Dorfgaststätten im ländlichen Raum hoffen wir auf das Beste.“
Wer hat 330 000 Euro übrig?
„Voll ausgestattetes Restaurant mit gigantischem Ausblick – 330 000 Euro“, unter diesem Inserat wird das Gasthaus seit Längerem zum Verkauf angeboten. Das Angebot stammt von der Immobilienfirma Gastgewerbe-Kauf-Börtlingen, die sich auf Gastro-Gebäude spezialisiert hat.
Das Gebäude wurde 1984 fertiggestellt und stets gut behandelt. Das Grundstück ist 706 Quadratmeter groß, die Gesamtfläche beträgt 256 Quadratmeter. Eigentümer und Gemeinde haben starkes Interesse daran, dass die Gaststätte weitergeführt wird. ack