Klimaschutz durch mehr öffentlichen Nahverkehr: Das ist das Credo der Grünen im Landtagswahlkreis Kirchheim. Andreas Schwarz, der als Vorsitzender der Grünen-Landtagsfraktion das Direktmandat im Wahlkreis verteidigen möchte, stellte deswegen in einer Videokonferenz seine Zukunftsvisionen zur S-Bahn vor. Sein Motto lautet: „S 8 statt A 8.“
Wichtigstes Zukunftsprojekt ist demnach die „Ost-West-Tangentialverbindung“: Eine S-Bahn-Strecke sollte von Kirchheim über den Flughafen nach Böblingen führen - ohne dass Pendler, die unterwegs ein- oder aussteigen, den Umweg über den Stuttgarter Talkessel nehmen müssten. Von der Machbarkeit ist Andreas Schwarz überzeugt, auch wenn er zum Zeithorizont noch keine konkreten Angaben machen kann.
Für 2030 jedenfalls wünscht er sich, „dass wir bis dahin mehr Bahnverbindungen haben, ein ausgebautes S-Bahn-Netz, einen verbesserten Takt, neue Fahrzeuge - und günstigere Tickets“. Dass die S-Bahn dann bereits direkt von Kirchheim über Wendlingen zum Flughafen führt, glaubt er zwar nicht. „Aber idealerweise liegen dafür konkrete Planungen vor, und vielleicht hat es dann auch schon einen Spatenstich gegeben.“
Um überhaupt so weit kommen zu können, gehe es darum, noch 2021 die entscheidenden Weichen zu stellen und sich für eine von zwei möglichen Varianten zu entscheiden. Die eine Variante würde ab Wendlingen die Schnellbahntrasse nutzen, die andere dagegen über Neuhausen und Köngen nach Wendlingen und damit letztlich nach Kirchheim führen.
„Beide Varianten haben Vor- und Nachteile“, erklärt Andreas Schwarz und führt aus: „Die erste Variante könnte die bestehende Infrastruktur der Neubaustrecke nutzen. Sie würde 400 bis 500 Millionen Euro kosten und könnte der S-Bahn jeden Tag bis zu 5 000 zusätzliche Fahrgäste bringen.“ Ein weiterer Vorteil ist zugleich ein entscheidender Nachteil: Weil ab Wendlingen die ICE-Trasse genutzt werden würde, ginge es zwar recht schnell von Kirchheim zum Flughafen. Aber weitere Kommunen, die an der Strecke liegen, blieben deswegen trotzdem auf der Strecke. Haltepunkte auf der ICE-Trasse sind nicht praktikabel.
Höhere Kosten - mehr Fahrgäste
Variante 2 würde über Neuhausen und Köngen nach Wendlingen führen. Deswegen gehen die Prognosen von 14 000 zusätzlichen Fahrgästen pro Tag aus. Ein Nachteil dagegen wären die Kosten, die zwischen 720 und 815 Millionen Euro liegen sollen. „Außerdem bräuchte es eine komplett neue Trasse zwischen Neuhausen und Köngen, mit dem entsprechenden Grunderwerb.“ Letzteres macht diese Variante nicht nur deutlich teurer, sondern wegen der Verhandlungen auch umständlicher.
Egal, welche Variante geplant werden soll, die Kosten bereiten Andreas Schwarz kein großes Kopfzerbrechen: „Es ist bezahlbar.“ Über das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz würde der Bund 75 Prozent übernehmen. Von den verbleibenden 25 Prozent trüge das Land Baden-Württemberg den Großteil. Für den kleineren Teil dieses letzten Viertels wären der Verband Region Stuttgart, der Landkreis Esslingen sowie die Kommunen, die davon profitieren würden, gemeinsam zuständig.
Prinzipiell könnte sich Andreas Schwarz auch vorstellen, erst einmal übergangsweise Variante 1 zu verwirklichen, um dann doch noch die Strecke über Neuhausen und Köngen zu bauen. Ersatzweise hält er auch einen Ausbau der Relex-Busverbindungen für eine gute Möglichkeit, den ÖPNV von Kirchheim in Richtung Flughafen zu stärken. Probleme für die S-Bahn wären nämlich noch in Wendlingen zu lösen: mehr Lärm, der durch einen Viertel-Stunden-Takt entstehen würde sowie häufigere Wartezeiten an den Schranken. Demgegenüber wäre die Eingleisigkeit der Strecke zwischen Wendlingen und Kirchheim beinahe das geringere Problem.
Und die Verbindung von Kirchheim über Weilheim und Bad Boll nach Göppingen? Die wäre für Andreas Schwarz nur das i-Tüpfelchen auf den möglichen wiederbelebten Zugstrecken zwischen Kirchheim und Weilheim respektive zwischen Göppingen und Boll. Bislang stehen beide Strecken lediglich auf der Tagesordnung in den Landkreisen Esslingen und Göppingen. Erst wenn daraus etwas wird, lässt sich auch über das fehlende Teilstück verhandeln.