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Gemeinsam geht alles besser

In fünf Jahren hat sich das „Bildungshaus 3-10“ in Nabern bewährt – jetzt soll gebaut werden

Kirchheims erstes Bildungshaus steht in Nabern. Dieses Haus besteht aus zwei Häusern, doch sie sollen in Zukunft auch baulich zu einem werden. Pädagogisch sind sie es schon lange, der Kindergarten und die Grundschule.

"Bildungshaus 3-10" in Kirchheim-Nabern - an diesem Drachen haben die Kindergartenkinder Wochen lang gebastelt
"Bildungshaus 3-10" in Kirchheim-Nabern - an diesem Drachen haben die Kindergartenkinder Wochen lang gebastelt

Kirchheim. Wer ist Kindergartenkind und wer Erstklässler? Für den Fremden ist das kaum festzustellen, wenn die Kinder sich über der langen Bank strecken und das Thema „Gleichgewicht“ erforschen. Es ist eine der gemeinsamen Aktionen von Kindergarten und Grundschule, die immer von einer Erzieherin und einer Lehrkraft als Tandem geleitet werden. Der Bildungshauschor mit 50 Kindern wird von der Schulleiterin Jeanette Kreißig und der Erzieherin Beate Kühn geleitet, die Spanne reicht vom Viereinhalbjährigen bis zum Viertklässler. Gemeinsamen Sport gibt es ebenfalls. Einmal im Jahr gibt es ein gemeinsames Großprojekt, immer freitags, über vier Wochen. Da ging es beim letzten Mal altersgemischt, von fünf Jahren bis zur zweiten Klasse, um Maler und Musiker. Jeder trägt dann das bei, was er kann. Wer schon lesen kann, liest den anderen vor.

Vor 50 Jahren wurde die Grundschule gebaut, acht Jahre später direkt daneben der Kindergarten. Vor zehn Jahren begann die Kooperation. Vor fünf Jahren starteten die beiden Nachbarn, auf eigene Initiative hin, im Modellprojekt „Bildungshaus 3-10“ des Landes Baden-Württemberg eine noch engere Zusammenarbeit. Damit wurden sie zum Vorbild für die ganze Stadt Kirchheim, die diesen Weg nun auch an anderen Orten gehen will.

Den Begriff „Vorschulkinder“ gibt es nicht mehr, die Großen im Kindergarten sind die „Bären“. Die Zusammenarbeit zwischen Kindi und Schule finden auch die Erwachsenen bärig gut. Etwa die Eltern, die das auch zurückmelden, und die Schulleiterin. „Die weinenden Kinder in der ersten Klasse gibt es bei uns nicht“, sagt sie. „Bei uns gibt es keinen Abschied vom Kindergarten“, sagt dessen Leiterin Birgitt Berner. Der ganze Kindergarten geht zur Einschulungsfeier. Das ist eine der Neuerungen, die in den fünf Jahren Bildungshaus eingeführt wurden. Immer wieder gibt es neue Ideen. In der Schulranzenstunde zeigen die Erstklässler den Bären den Inhalt ihres Schulranzens. Die Bären führen, falls sie ihn schon haben, ihren Schulranzen vor, meist nur mit dem Mäppchen drin.

In den Kindergarten gehen rund 80 Kinder ab zwei Jahren, in die Schule ebenfalls 80. Der Kindergarten hat an zwei Tagen einen Ganztagsbetrieb, die Schule an drei Tagen. Die großen Kindergartenkinder essen gemeinsam mit den Schülern in der Mensa in der neuen Gießnauhalle. Dort lernen sie auch schon die Kernzeitbetreuer kennen. Mit 25 Ganztagsplätzen ist der Kindergarten voll belegt, es gab schon eine Warteliste. Mehr gibt das Gebäude nicht her, das trotz angebautem Container aus allen Nähten platzt. Das liegt nicht nur an dem riesigen Drachen, der sich seit einiger Zeit im Kindi ausgebreitet hat – von den Kindern in wochenlanger Arbeit selbst gebastelt.

Eltern, Erzieherinnen und Lehrkräfte arbeiten eng zusammen. Ob ein Kind schon fit für die Schule ist, wird am runden Tisch besprochen. „Das gibt einen ganz anderen Blick auf das Kind“, sagt Kreißig. „Wir haben unseren Erfahrungsschatz, der Kindergarten hat seinen, wir profitieren voneinander.“ Sieben von zwölf Erzieherinnen und vier von sechs Lehrkräften gehören zum Bildungshausprojekt.

Leider musste dieses schon eine Kürzung verkraften, das Land wollte die Mittel weiter streuen und halbierte die Förderung bei den bisherigen Modellprojekten. Die Förderung der Stadt Kirchheim blieb jedoch konstant. Unter der Kürzung litt die Lesepatenschaft. Der Sport auch, aber nun geht zumindest die Hälfte der Bären in die reguläre Sportstunde der Erstklässler.

Könnten sich die Schul- und die Kindergartenleiterin ein Ende des gemeinsamen Bildungshauses vorstellen? Das sei undenkbar, sagen sie unisono. Das Bildungshaus werde von ganz verschiedenen Parteien befürwortet und werde auf jeden Fall bleiben.

Stolz sind die Naberner Kinder auf ihren Drachen, an dem sie wochenlang gebastelt haben.Fotos: Peter Dietrich
Stolz sind die Naberner Kinder auf ihren Drachen, an dem sie wochenlang gebastelt haben.Fotos: Peter Dietrich

„Was gibt es hier?“

Ferdinand Truffner
Ferdinand Truffner

Seit bereits fünf Jahren gibt es das "Bildungshaus 3-10" in Nabern. Doch in der Einrichtung mangelt es an Platz. Der Teckbote hat mit Ortsvorsteher Ferdinand Truffner über die Kinderbetreuung in Nabern und die geplanten Umbaumaßnahmen am Bildungshaus gesprochen.

Fragen Familien schon vor dem Zuzug nach Nabern nach der Kinderbetreuung?

TRUFFNER: Die Frage: „Was gibt es hier?“ höre ich immer wieder. Mit Kindergarten und Grundschule, guter Nahversorgung, drei Wirtschaften und einem regen Vereinsleben kann sich Nabern durchaus sehen lassen. Familien, zum Beispiel aus Böblingen und Frankfurt, kamen schon vor dem Zuzug ins Bildungshaus.

Sind die Gebäude noch zeitgemäß?

TRUFFNER: Der Kindergarten ist es energetisch nicht, und es fehlt Platz. Die Schule hat nur einen Raum für die Kernzeitbetreuung. Pädagogisch haben wir schon ein Bildungshaus, baulich wollen wir auch eines bekommen. Wir wollen an die Schule einen Kindergartenneubau andocken. Die Planungskosten sind im Haushalt eingestellt, der Architekt ist beauftragt. Alles Weitere muss der Gemeinderat entscheiden.

Wie gut wird die benachbarte Gießnauhalle genutzt?

TRUFFNER: Sie wurde 2014 fertig und ist täglich belebt. Auch das Freigelände wird sehr gut angenommen.