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Gesichtslos und doch stark im Ausdruck

Ostern In Schlierbach erzählen rund 60 Figuren die biblische Geschichte von Palmsonntag bis zum Auferstehungstag.

So sieht das letzte Abendmahl in Schlierbach aus.Foto: pr
So sieht das letzte Abendmahl in Schlierbach aus.Foto: pr

Schlierbach. Allein um Jesus darzustellen, brauchte man sieben oder acht der „Biblischen Erzählfiguren“: Rund 30 Zentimeter hoch, lebensecht in der Statur, aber ohne aufgemalte oder aufgenähte Gesichter. Die Figuren können dank flexiblem Innenleben fast jede Körperhaltung einnehmen. So salbt eine Frau Jesus die Füße, während drei Stationen weiter die Jünger im Garten Gethsemane schlafen. Selbst der Judaskuss lässt sich nachstellen.

„Wir hatten mehrere Kurse, in denen man die Figuren nähen konnte“, erinnert sich Anneliese Prill an die Anfänge. Die rund 60 Figuren, die in der Schlierbacher Georgskirche noch bis 14. April einen Osterweg darstellen, gehören nicht etwa der Kirchengemeinde. Sie wurden von etwa zehn Frauen aus deren Privatbesitz zusammengetragen - nebst zahllosen Requisiten: Töpfe, Flaschen, Palmwedel, Schwerter und Spieße, ein Lagerfeuer und zwei Hähne - die freilich aus bemaltem Holz.

Die inzwischen im Ruhestand lebende Pfarrerin Ulrike Schnürle hatte die Begeisterung für die Figuren nach Schlierbach gebracht. Heute sind es Anneliese Prill, Elisabeth Hummel und Elisabeth Frommer, die die Szenen im Altarraum der Kirche aufgebaut haben. Wolfgang Eckel aus Kirchheim und Karl Frommer aus Schlierbach haben aus Holz kleine Häuser gebaut und die Kulisse geschaffen.

Anneliese Prill bietet für Gruppen und Schulklassen Führungen durch die Ausstellung an. „So bildhaft dargestellt wird es für heutige Kinder greifbarer“, berichtet die pensionierte Lehrerin. Sie beobachtet: Hier wird ein Kopfkino angestoßen. „Wichtig ist, dass die Geschichten Kindern nahegebracht werden, dass nichts verloren geht“, betont Prill. Schulen und Kindergärten leisteten da viel - außerhalb sei es aber etwas anderes. Die Elternhäuser, bedauert die Osterwegführerin, vermittelten jedoch immer weniger.

Auch für Advent und Weihnachten gibt es bereits Ideen mit biblischen Erzählfiguren. Und eine Wiederholung der Osterausstellung in künftigen Jahren ist nicht ausgeschlossen. Es ist aber viel liebevolle Kleinarbeit, bis so eine Geschichte steht.Georg Steffens