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Gespannt wie ein Flitzebogen

Vortrag Im Rahmen der „Dettinger Gespräche“ referierte Daniel Trostel über An- und Entspannung.

Daniel Trostel hatte zur Veranschaulichungseines Themas einen Bogen dabei. Foto: Anja Heinig

Dettingen. Die einen klagen über zu viel Stress, arbeiten permanent, stehen unter Druck und Anspannung. Andere wiederum wüssten mit dem Leben nichts Sinnvolles anzufangen, sie sehen keine Perspektive. Um dieses Ungleichgewicht dem Publikum in der Dettinger Schlossberghalle zu verdeutlichen, hatte Pfarrer Trostel einen aus Indien mitgebrachten Bogen gespannt und immer wieder entspannt, um zu verdeutlichen, wie wichtig es sei, ein Gleichgewicht herzustellen.

Der ortsansässige Pfarrer zitierte auch immer wieder aus der Bibel, um aufzuzeigen, dass auch Gott am siebten Tag ruhte und sich erholte. Er ging auch auf den digitalen Wandel und der permanenten Erreichbarkeit auf allen Kanälen, wie Handy, E-Mail und sozialen Netzwerken ein. „Wir leben in einem digitalen Land, es findet eine immense Beschleunigung der Tage statt.“ Wir seien zu Sklaven einer computerbasierten Welt geworden, drohten die Menschenwürde zu untergraben, denn dieser Datenstress führe zu Depressionen und Burnout. Er selbst, so Trostel, arbeite an seinen freien Tagen nicht, es sei denn, es sei ein Notfall, aber Ruhe, die er beim Musizieren, Wandern oder bei der Gartenarbeit erfahre, seien ihm wichtig. „Urlaub, wandern und einen Berg erklimmen und von oben die Aussicht genießen und bewundern, was Gott geschaffen hat.“

Immer wieder ging Trostel auf Gott, die Bibel und den Austausch untereinander ein. „Es ist eine Chance zu teilen, es ist nicht gut, wenn Menschen allein sind. Nutzen wir die Ressourcen, wenn wir voneinander lernen. Die Kunst des Lebens bestünde darin, Anspannung und Entspannung auszugleichen.

Kaum hatte Daniel Trostel dies ausgesprochen, so forderte er sein Publikum auf, miteinander zu agieren. „Tauschen Sie sich aus, mit den Parametern: Wo war ich angespannt, und wie kann ich entspannen.“ Zwischen den 50 Gästen entstand ein reger Austausch, mit Antworten, so bunt wie das Dettinger Publikum. Waren die einen angespannt, wenn sie ein Referat halten sollen, zeigten sich die anderen angespannt während der Pubertät der Kinder, vor wichtigen Terminen, und der Zahnarzt durfte auch nicht fehlen. Entspannende Momente fanden viele beim Wandern, besonders im Herbst, beim Kochen, beim Stricken, im Urlaub oder auch beim Tennisspiel. Man könne sich auch mal eine bewusste Auszeit nehmen und ins Kloster einkehren und dort bei den ruhigen Tagen zur Ruhe und zum Nachdenken kommen. Äußere Wechsel seien gut für einen Perspek- tivwechsel, raus aus den vier Wänden, forderte Trostel das Publikum auf. Für einen Wechsel der Gedanken sorgte der Pfarrer mit seinen musikalischen Einlagen mit Stücken von Beethoven und Bach.

Er könne keine Psychotipps geben, so Trostel, aber „wenn wir nur noch arbeiten, haben wir nicht die Muse, zu genießen“. Man solle schauen, wie großartig Gott die Welt gemacht habe und den Sonntag als bewusste Unterbrechung, als eine Gabe von Gott feiern. Und: Es sei auch nicht schlimm, wenn man nicht immer alles schaffe, sagte Daniel Trostel zum Abschluss seines Vortrages bei den „Dettinger Gesprächen“. Anja Heinig