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Gespannte Ruhe

Verdi setzt auf Solidarität der Eltern

Für Dienstag wird das Ergebnis der Schlichtung für den Tarifkonflikt der Erzieherinnen erwartet. Sobald die Empfehlung raus ist, wird in der Gewerkschaft Verdi diskutiert und auch mit den Arbeitgebern verhandelt. Ob die Schlichtung angenommen wird, entscheidet sich am 26. Juni in der großen Tarifkommission und mittels einer weiteren Urabstimmung.

Gesa von Leesen

Esslingen. In einem Pressegespräch unterstrichen Vertreterinnen von Verdi sowie aus den Sozial- und Erziehungsberufen, warum sie für die Aufwertung der sozialen Berufe kämpfen. „Die Arbeit ist gesellschaftlich wertvoll, und Sozialberufe müssen attraktiver werden, damit mehr junge Menschen sich dafür entscheiden“, sagt Kathrin Meiritz vom Verdi-Bezirk Fils-Neckar-Alb. Verdi hat in der aktuellen Tarifrunde keine klassische Lohnforderung gestellt, sondern will, dass Erzieherinnen und Sozialarbeiter höher eingruppiert werden. Im Ergebnis käme dabei eine zehnprozentige Lohnsteigerung heraus.

Bezahlt werden könnte die von den Kommunen ohne weiteres durch die höheren Steuereinnahmen, befindet die angehende stellvertretende Bezirksleiterin Meiritz. Die Arbeitgeberseite habe in den vergangenen sechs Verhandlungsrunden kein schriftliches Angebot vorgelegt, nur vereinzelte Verbesserungen für bestimmte Tätigkeiten in den Kitas angeboten. „Für alle anderen Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst kam gar nichts“, berichtet Özge Aygün, die bei Verdi für die Gemeinden zuständig ist, empört.

Empört zeigt sich auch die Sozialpädagogin Marita Flößer. Sie betreut unter anderem Jugendliche, die nicht mehr zu Hause wohnen können oder sollen. „Das ist eine sehr intensive Arbeit, die sich in den vergangenen 20 Jahren stark verändert hat, weil die Probleme der Familien komplexer geworden sind.“ Sie findet, dass ihre Arbeit – aktuell verdiene sie netto etwa 1 700 Euro – besser bezahlt werden muss und auch kann, denn: „Man sollte mal ausrechnen, wie viel Geld wir einsparen, weil durch unsere Arbeit Gefängnisaufenthalte, Therapien und so weiter entfallen.“

Ursula Döbler, Leiterin des Kinderhauses Kroatenhof in Nürtingen, kritisiert, dass die Bezahlung einer Kita-Leiterin sich nach der Anzahl der Kinder richte. Wenn die von einem Jahr aufs andere schwanke, ändere sich auch das Einkommen. „Damit ist das Privatleben nicht planbar“, so Özge Aygün. Zudem sei nicht nachvollziehbar, dass die Organisation des Personals bei Kita-Leiterinnen kein Vergütungsmerkmal ist.

Aygün betonte, dass in den Landkreisen Esslingen, Göppingen, Reutlingen, Tübingen und Zollern-Alb das Band zwischen Erzieherinngen und Eltern halte. Verdi habe in diesen Landkreisen tageweise 200 städtische Kitas bestreikt. Sie wisse, dass die Geduld vieler Eltern langsam abnehme. Dennoch: Sollte die Gewerkschaft die Schlichtungsempfehlung ablehnen, werde weiter gestreikt.