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Gesungene Stadtführung

„Happy Voices“ füllen Stadthalle mit ihrem Kirchheimer „Historical“ – Publikum ist begeistert

Donnernden Applaus ernteten die „Happy Voices“ am Samstag bei der Erstaufführung ihres neuen Werkes in der Kirchheimer Stadthalle. Das 50-köpfige Ensemble hatte das Publikum zu einer musikalischen Stadtführung eingeladen. Musik, Gesang, Kulisse und die ganze Darbietung rissen die Zuschauer regelrecht von ihren Sitzen.

Die Sängerinnen und Sänger des Kirchheimer Chors "Happy Voices" bringen vollen Einsatz bei ihrem geschichtsträchtigen "Historica

Die Sängerinnen und Sänger des Kirchheimer Chors "Happy Voices" bringen vollen Einsatz bei ihrem geschichtsträchtigen "Historical" in der Stadthalle. Foto: Carsten Riedl

Kirchheim. Historische Plätze und Begebenheiten der Kirchheimer Stadtgeschichte, oftmals versehen mit einem Augenzwinkern, manchmal mit aktuellem Bezug, immer aber mit schwungvoller, mitreißender Musik. So könnte man das "Historical" kurz beschreiben. Zehn Stationen hat sich der "junge Chor" des Gesangvereins Eintracht herausgegriffen. Ulrike Göltenboth und Sabine Reinert-Hahn haben das Drehbuch federführend entwickelt, ein "harter Kern" hat monatelang ehrenamtlich für den Erfolg geschuftet. Jedoch das ganze Ensemble war in die Entstehung, Entwicklung und Produktion eingebunden.

Die Stadtführung durch Kirchheim beginnt am Alten Gemeindehaus, führt über das Schloss und seine Bewohner zum früheren Bahnhof (dem heutigen Teckcenter). Der große Stadtbrand 1690, der Kirchheimer Marktplatz und der Freihof – alles Stationen, die Geschichte geschrieben haben. Das Rathaus, die eindrucksvolle Stadtmauer und die Bastion runden den "Walk durch Kirchheim" ab, den Rundgang also, zu dem die "Happy Voices" das Publikum musikalisch und szenisch mitgenommen haben. Als Stadtführer erlebten die Zuschauer einen glänzend aufgelegten Willi Kamphausen, der seine Rolle mit traumwandlerischer Sicherheit spielte. Kein Wunder, ist er doch auch im wirklichen Leben einer der unterhaltsamsten und beliebtesten Stadtführer Kirchheims.

Bemerkenswert ist auch, wie wandlungsfähig sich die Sängerinnen und Sänger zweieinhalb Stunden lang gezeigt haben und wie viele überraschende Kostümwechsel sie dabei bewältigen mussten. Los ging’s mit einem Nonnenchor, der mit "Adiemus" den perfekten Eindruck mittelalterlicher Kirchenmusik erzeugte. Trugschluss, denn das Stück ist erst 20 Jahre alt und entspringt der Fantasie eines walisischen Komponisten, doch es ist ein griffiges Beispiel dafür, mit welcher Treffsicherheit der Chor und sein musikalischer Leiter Robert Kast an die Produktion herangegangen sind.

Sehr viel Fantasie bewiesen auch die "Umproduktionen" moderner, sehr bekannter Stücke, die kurzerhand mit schwäbischem oder deutschem Text passend zum „Historical“ gemacht wurden. Aus "Somethin‘ Stupid" wurde so "Ebbes Bleeds", und auch das "Ehrenwerte Haus" von Udo Jürgens haben die Reimkünstlerinnen auf Kirchheimer Verhältnisse im Rathaus maßgeschneidert.

Auch die Kostüme passten perfekt. Da gab es mittelalterliche Mägde und Knechte, Soldaten in Uniform, feurige Spanier mit wehenden Umhängen, die Roben der Herzoginnen Franziska und Henriette. Alles stammt entweder aus dem Theaterfundus der Freien Waldorfschule, vom Landestheater Tübingen oder aus Privatbesitz. Die Darstellerinnen und Darsteller schlüpften blitzschnell von einem ins andere Kostüm. Wegen des eindeutigen Damenüberschusses im Ensemble sahen die Zuschauer so manches Gesicht mal als Frau, mal als Mann. Die Requisiten waren meist symbolhaft und sparsam, wie etwa mal ein Kochtopf, in dem die Bauersfrau eifrig rührte. Doch jede Szenerie passte punktgenau, die Atmosphäre stimmte. Daran war auch Irene Stein vom Tübinger Theater beteiligt, die als Beraterin und Regisseurin mitwirkte.

Eine professionelle Lösung für die häufigen Orts- bzw. Kulissenwechsel haben die "Happy Voices" ebenfalls gefunden. Die Technik projizierte Archivbilder der einzelnen Stationen auf eine große Leinwand im Hintergrund, der Chor befand sich also optisch immer ganz genau an der Stelle, über die gerade erzählt oder über die gesungen wurde. Licht und Ton brachten die Techniker von „Pegasus“ zusammen mit Andreas Schlieper aus Kirchheim auf den Punkt.

Das aufwendige Bühnenstück lag wie die Vorgängerproduktion "Sibylle von der Teck" wieder in den bewährten Händen von Chorleiter Robert Kast. Der Musikprofi stellte die Arrangements zusammen, komponierte das Stück "Es brennt" für die Stadtbrandszene und gab dem Ganzen gesanglich und darstellerisch den letzten Schliff. Der Stuttgarter Robert Kast ist Pianist, Sänger und Komponist. Eine vierköpfige Live Band mit Piano, Gitarre, Querflöte und Schlagzeug lieferte die perfekte Musik für den Chor und seine Solisten.

Zunächst fanden nur zwei Aufführungen des Kirchheimer "Historicals" statt. An beiden Abenden war die Stadthalle komplett ausverkauft. Ob die "Happy Voices" noch weitere Vorstellungen geben werden, steht noch nicht fest.

Kirchheimer Stadthalle Uraufführung des großen Historicals der Happy Voices

Die "Happy Voices" als Nonnenchor, der mit "Adiemus" den perfekten Eindruck mittelalterlicher Kirchenmusik erzeugt. Foto: Carsten Riedl

Historical der "Happy Voices"

Uraufführung des großen Historicals der "Happy Voices" in der Kirchheimer Stadthalle. Foto: Carsten Riedl