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Glänzende Aussichten

Restaurierungen bei Ölbildern frischen Farben auf und sorgen für den Werterhalt alter Kunstwerke

Gemälde restaurieren, Firnis abnehmen, Schadstellen ausbessern oder Ölbilder reinigen – das ist eine Wissenschaft für sich. Wer dem Kunstwerk an seiner Wand wieder zu neuem Glanz verhelfen will, sollte die Finger von viel beschworenen Wunderrezepten lassen. Wer ein Gemälde aufbereiten und erhalten will, kann es in die fachkundigen Hände eines Restaurators geben.

Auch der Rahmen alter Gemälde leidet mit den Jahren und muss dementsprechend bei einer Restaurierung bearbeitet werden.Fotos: Da

Auch der Rahmen alter Gemälde leidet mit den Jahren und muss dementsprechend bei einer Restaurierung bearbeitet werden. Foto: Daniela Haußmann.

Kirchheim. Die Farben von Gemälden sind vergänglich. Im Verlauf der Jahre trocknen sie aus, und Umwelteinflüsse wie Staub, Klima oder Fliegen sorgen für Schmutz auf der Oberfläche. Risse können entstehen und die Farbe abblättern, wenn es an der notwendigen Sorgfalt im Umgang mit dem Kunstwerk mangelt. Regelmäßige Pflege ist laut Gunter Krönes das eine, richtige Pflege das andere. Von vermeintlichen Wunderrezepten wie dem Auftragen von Zitronensaft, dem Einreiben mit Brotkrumen oder dem Abwaschen der Bildoberfläche mit einem feuchten Lappen rät der Inhaber des Kirchheimer Ateliers Unikum dringend ab. „Einerseits bieten organische Stoffe einen guten Nährboden für Mikroben, die beispielsweise die Schimmelbildung fördern“, so der Experte, „und zum anderen wird mit einem Lappen der Schmutz noch tiefer in die Gemäldeoberfläche gerieben.“

Wer den ideellen und materiellen Wert seines Wandschmucks erhalten will, sollte daher lieber einen Fachmann zurate ziehen, bevor die wohlgemeinte Eigeninitiative irreparable Schäden verursacht. Mit der richtigen Beratung lässt sich laut Gunter Krönes schnell feststellen, ob eine Restaurierung lohnenswert ist. Außerdem sei es nützlich, den annähernden Handelswert eines Gemäldes zu kennen und den Liebhaberwert, den es für seinen Eigentümer hat. „Macht eine Restaurierung Sinn, wird zuerst in Erfahrung gebracht, ob ein Firnis das Bild schützt und in welchem Zustand er ist“, erklärt Krönes. Dabei handelt es sich um einen aus Binde- und Lösemittel bestehenden Anstrich, der aus ästhetischen Gründen, aber auch zum Schutz als letzte Schicht auf die Malerei aufgetragen wird.

Firnisse frischen dem Experten zufolge die Farben von Ölgemälden auf und verleihen ihnen Tiefe, Brillanz und einen gleichmäßigen Glanz. Früher wurde Firnis auf Basis natürlicher Harzsorten wie Mastix, Kopal oder Dammar hergestellt. „Die heutigen Firnissorten basieren meistens auf modernen Kunstharzen“, berichtet Gunter Krönes. Mit einem Reinigungsmittel aus Seife, destilliertem Wasser und Spiritus, das der Kirchheimer Fachmann auf einen Wattebausch aufträgt, lassen sich Firnis und Schmutz entfernen. „Weist ein Gemälde Risse auf, werden die Fadenenden der Leinwand an den gerissenen Stellen unter dem Mikroskop punktgenau miteinander verklebt“, erzählt der Experte. „Typische Folgen der Alterung sind auch Erhebungen, bei denen die Grundierung von der Leinwand abblättert.“ In solchen Fällen werde die Leinwand auf der Rückseite befeuchtet, um die Oberfläche weich zu machen. „Anschließend wird sie in eine Vakuumtasche gegeben, um Dellen und Beulen mithilfe des atmosphärischen Drucks einzuebnen.“

Danach werden Fehlstellen mit Grundierungsmasse aufgefüllt. Bereiche, an denen die Farbe abgeblättert ist, werden laut Gunter Krönes mit Aquarellfarbe stimmig ausgebessert. „Bei der Restaurierung hochwertiger Gemälde geht es heute um den Erhalt ihrer Lesbarkeit“, erklärt er. „Interpretative Maßnahmen dürfen bei der Bearbeitung nicht durchgeführt werden.“ Ziel sei es, die Intention des Künstlers zu erhalten. Alle Restaurierungsarbeiten müssen laut Gunter Krönes für die Nachwelt ablesbar sein und sogar dokumentiert werden, um späteren Fehlinterpretationen vorzubeugen.

Krönes, der Kunst studiert hat und als Vergolder die Oberflächen von Rahmen gestaltet, arbeitet zwischen zwanzig und achtzig Stunden an einer Restaurierung. Mit seinem Know-how setzt er aber nicht nur verstaubte und vergilbte Ölgemälde wieder gekonnt in Szene, sondern auch deren Rahmen. Herausgebrochene Stücke oder Ornamente kopiert er an den unbeschädigten Stellen mit Vergoldermasse. „Wenn sie ausgehärtet ist, werden Unebenheiten mit feinen Werkzeugen ausgeglichen und die Kopie am Rahmen befestigt“, so Gunter Krönes, der auf das Ersatzteil anschließend eine nahezu identische Farbe aufträgt und sie mit speziellen Rezepturen künstlich altern lässt. Original und Kopie sind für Laien danach nicht zu unterscheiden.

Das älteste Gemälde, das der Unikum-Inhaber bearbeitet hat, war gut zweihundert Jahre alt. Die Restaurierungen öffnen für ihn ein Fenster in längst vergangene Epochen. Alte Techniken der Malerei und Rahmenkunst werden ebenso lebendig wie die Alltagsgeschichte, die in volkstümlichen Darstellungen festgehalten wurde. Mit jedem neuen Projekt hat Gunter Krönes weitere Erfahrungen gesammelt und seine Fertigkeiten verfeinert. Gerade Rahmen haben es ihm angetan, denn sie heben für Krönes ein Kunstwerk erst richtig hervor und setzen es unverwechselbar in Szene. Ob Restaurierung von Gemälden oder Rahmen, kein Projekt ist wie das andere, und genau das macht für den Atelierbetreiber den Reiz seiner Arbeit aus.

Auch der Rahmen alter Gemälde leidet mit den Jahren und muss dementsprechend bei einer Restaurierung bearbeitet werden.Fotos: Da

Auch der Rahmen alter Gemälde leidet mit den Jahren und muss dementsprechend bei einer Restaurierung bearbeitet werden.     Fotos: Daniela Haußmann