Weilheim · Lenningen · Umland

Haumacher sucht den Dialog

Bürgermeisterwahl Am Sonntag, 7. Juli, hofft Amtsinhaber Sven Haumacher auf eine hohe Wahlbeteiligung, um ­seine Arbeit in Notzingen mit viel Rückenwind fortsetzen zu können. Von Katja Eisenhardt

Strebt seine zweite Amtszeit an: Sven HaumacherFoto: Carsten Riedl
Strebt seine zweite Amtszeit an: Sven Haumacher. Foto: Carsten Riedl

Warm ist es in der Notzinger Gemeindehalle. Das mag ein Grund sein, warum diese zur Kandidatenvorstellung für die anstehende Bürgermeisterwahl am 7. Juli nicht allzu voll besetzt ist mit potenziellen Wählern. „Bei mehreren Kandidaten wäre der Unterhaltungswert für Sie freilich höher“, räumt Amtsinhaber Sven Haumacher ein, der als einziger für die kommenden acht Jahre als Rathauschef antritt. Vor acht Jahren sah das noch anders aus. Damals hatten neben Sven Haumacher noch zwei weitere Kandidaten ihren Hut in den Ring geworfen.

Der 42-Jährige ist beruflich rumgekommen, ist Verwaltungswirt, Polizeikommissar, Jurist und leitet nun seit 2011 die Geschicke auf dem Notzinger Rathaus. Haumacher selbst hält diese berufliche Vielfalt für einen klaren Vorteil: „Im höheren Dienst ist man in den Anfangsjahren viel auf Wanderschaft, das bringt viele Einblicke. Gute Kontakte zu Kollegen und Behörden habe er, der ursprüngliche Quereinsteiger im Bürgermeisteramt, in den vergangenen Jahren ebenfalls knüpfen können. „Die Aufgabe eines Bürgermeisters ist es, mit den Menschen, den Unternehmen, den Vereinen, den Institutionen, der Politik und den vielen Mitarbeitern der Verwaltung die Gemeinde gemeinsam zu gestalten. Wichtig ist, dass man entscheidungsfreudig ist“, fasst er zusammen. Das habe seither gut geklappt und soll auch so weitergehen.

Notzingen sei insgesamt sehr gut aufgestellt, sowohl was die örtliche Infrastruktur als auch das Gemeinwesen angehe - schaue man nur einmal auf das vielseitige Sport- und Freizeitangebot. „Entscheidend ist meines Erachtens nicht, dass in acht Jahren möglichst viele Gebäude errichtet worden sind. Entscheidend ist, dass persönliche Begegnungen - und davon habe es viele zu den unterschiedlichsten Anlässen gegeben - von Offenheit und Ehrlichkeit geprägt seien, „dass man gerne ins Rathaus geht und spürt, dass Anliegen ernst genommen und aufgegriffen werden“, findet Sven Haumacher. Es gehe dabei auch um die kleinen Dinge, jene, die in der Außenwirkung für die Menschen relevant seien, beispielsweise, ob es genug Parkplätze gibt. Diesen Weg möchte er im Falle der Wiederwahl auch in den kommenden acht Jahren so weiterverfolgen. Wichtig sei bei Entscheidungen für die Gemeinde stets eine gute Mischung aus Beständigkeit und Veränderung: Neuerungen müssten sachte angegangen werden. „Der Maßstab darf auch nicht sein, bei allen beliebt sein zu wollen, ansonsten wäre ich Clown geworden. Ich sage, was ich denke und mache, was ich sage. Und ich stehe auch bei Gegenwind zu meinen Überzeugungen“, betont Haumacher, das mache die Arbeit ja auch interessant.

In den vergangenen acht Jahren sei in Teamarbeit einiges im Ort entstanden, resümiert der Rathauschef und das setze sich so auch weiter fort. Einige Stichworte dazu: Straßenausbau, Sanierungen in den unterschiedlichsten Bereichen - von den Sanitärbereichen der Grundschule über das Notzinger Backhaus, die Platten in der Friedhofsanlage bis hin zu Wasserhochbehälter und Kläranlage. Die umfangreiche Rathaussanierung ist aktuell in den letzten Zügen. Die sehr gut aufgestellte Kleinkindbetreuung wurde noch weiter optimiert, die Straßenbeleuchtung komplett auf LED umgerüstet, ein Gaskonzessionsvertrag geschlossen und mit dem Bau einer Seniorenresidenz begonnen. Für die Sportler entstand ein Beachvolleyballfeld, ein Multifunktionsfeld und eine Calisthenicsanlage. Weitere zentrale Straßensanierungen wie jene der Landesstraße Richtung Hochdorf und Kirchheim oder der Kreisstraße vom Ortseingang Wellingen bis fast zum Rathaus stünden an. Ebenso in Planung: der Bau eines neuen Feuerwehrhauses. Mit dem Baugebiet Hofäcker IV geht es voran, die Erschließung könne wohl bald starten.

Finanziell steht die Gemeinde mit einem Polster von gut zehn Millionen Euro sehr gut da. Am 7. Juli hofft Haumacher auf eine hohe Wahlbeteiligung: „Das Kreuz auf dem Wahlzettel bedeutet auch Vertrauen. Ich möchte hier gerne noch weitermachen.“

Fragen aus dem Publikum

Wie er zur Sicherung des örtlichen Cap-Markts und einer möglicherweise notwendigen finanziellen Unterstützung stehe, angesichts aktueller Schwierigkeiten weiterer Filialen im Kreisgebiet, lautete eine der wenigen Fragen aus dem Publikum. „Ich finde es gut, dass es den Markt gibt, und es wäre wichtig, dass er weiter besteht“, so Haumacher. Gemeindliche Zuschüsse halte er allerdings für schwierig, allein schon aus rechtlichen Gründen. 20 000 Euro an Zuschuss habe die Gemeinde 2015 bereits einmal geleistet: „Ich bin aber offen für Gespräche.“

Ob die Gemeinde plane, Ladesäulen für Elektrofahrzeuge aufzustellen, wollte ein anderer Bürger wissen. „Das haben wir überlegt, es ist aber eigentlich nicht Aufgabe der Gemeinde, Strom zu verkaufen.“ Zudem sei es nicht so leicht, dafür geeignete Standorte zu finden. „Wenn zum Beispiel die NetzeBW eine Ladesäule aufstellen möchte, wäre das eventuell eine Möglichkeit.“

Ob im Zuge der Landesstraßensanierung auch Fuß- und Radwege berücksichtigt würden, antwortete Haumacher, dass die Radwegeverbindungen im Zuge des kreisweiten Radwegekonzepts erkundet worden seien: „Für einen Radweg selbst hat es an der Stelle keinen Platz, aber eine Idee waren Schutzstreifen auf der Straße. Das finde ich aber tendenziell eher gefährlich in dem Bereich. Geplant ist dafür eine moderne Blitzersäule für den Ortskern, um den Verkehr zu verlangsamen.“

Was in Sachen Gasversorgung geplant sei, ob künftig Flüssiggas und Erdgas gekoppelt würden, so lautete eine Nachfrage angesichts des aktuell geschlossenen Gaskonzessionsvertrags. „Im Baugebiet Letten gibt es derzeit Flüssiggasleitungen, an die sehr viele Haushalte angeschlossen sind. Technisch wäre in den Leitungen auch Erdgas möglich, das ist aber Sache der Gasversorger. Der bereits länger bestehende Gaskonzessionsvertrag läuft auch noch ein paar Jahre“, erläuterte Haumacher.eis