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Hausaufgaben: Nervenräuber und doch nötig

Familie Ergotherapeutin Judith Maier-Weiblen berichtet in Dettingen über den entspannten Umgang mit den ungeliebten Schularbeiten. Von Thomas Krytzner

Hausaufgaben sind oft lästig und führen in vielen Familien zu Streit.Foto: Thomas Krytzner
Hausaufgaben sind oft lästig und führen in vielen Familien zu Streit.Foto: Thomas Krytzner

Vermutlich erinnert sich der eine oder andere an die lästigen Aufgaben, die der Lehrer für die Freizeit aufbrummte. Viele erledigten die heimischen Schularbeiten sofort, wenn sie nach Hause kamen, andere schrieben am nächsten Morgen ab oder ließen es ganz, in der Hoffnung, dass keiner kontrolliert. Das uralte Streitthema in den Familien ist auch heute noch aktuell. Die Ergotherapeutin, Judith Maier-Weiblen aus Metzingen, hatte bei ihrem Vortrag im gemeindehaus im Pfarrgarten Dettingen zwar Ideen und Sichtweisen im Gepäck, aber auch ihr fehlt die ultimative Lösung. Nach wie vor entwickelt sich das Thema Hausaufgaben in vielen Familien zum Kampfplatz. Dabei gibt es sogar gesetzliche Regelungen im Landesrecht vom Kultusministerium in Baden-Württemberg. Zwar sind da Sinn und Zweck geregelt, schwammig sind dagegen die Aussagen über Hausaufgaben während der Feiertage, Ferien und den Wochenenden.

Die Therapeutin Maier-Weiblen macht den Eltern aber Mut: „In der Erziehung gibt es kein Falsch oder Richtig. Der Umgang mit Schulaufgaben ist ein laufender Prozess, gemeinsam mit dem Kind.“ Sie warnt davor, von Schuld zu sprechen, wenn es nicht klappt, wie gewünscht. „Viel mehr spielt das Verhältnis der Schüler zum Lehrer eine Rolle, wie die Art der Hausaufgaben ist.“

Die maximale Dauer der Aufgaben ist im Land nicht geregelt. Nordrhein-Westfalen hat zeitliche Begrenzungen im Gesetz verankert: Erst- und Zweitklässler bekommen maximal für 30 Minuten Aufgaben, etwas mehr wird es in der 3. und 4. Klasse. Da sind dann schon 45 Minuten fällig. Damit die Hausaufgabenzeit aber nicht zum Streit führt, empfiehlt Maier-Weiblen, den Druck und die Erwartungen in den Hintergrund zu rücken. „Die Hausaufgaben sollen nie wichtiger sein, als die Beziehung zum Kind.“

Dabei gibt die Ergotherapeutin auch gleich einen unkonventionellen Rat für die Entspannung der Eltern: „Wenn Sie erkennen, was Sie am meisten an den Kindern nervt, reagieren Sie einfach zwei Wochen nicht auf die Provokationen. Dann erledigt es sich von selbst.“ Sie fordert das Publikum auch auf, den Kindern die Eigenverantwortung zu überlassen und erzählt von einem erlebten Beispiel: „Eine Bekannte forderte von ihrer Tochter mehr Lerneinsatz in der Vorbereitung zu einem Diktat. Doch das Mädel verweigerte das und letztlich gab es keine gute Zensur. Ich musste meiner Bekannten erst die Augen öffnen und die Situation erklären.“ Es ist in Ordnung, wenn Schüler infolge ihres Verhaltens auch schlechte Erfahrungen machen.

„Es ist völlig egal, wann die Kinder für die Schule arbeiten. Ebenso spielt es auch keine Rolle wo: Ob mittags am Wohnzimmertisch oder abends im Bett ist egal, solange das Kind konzentriert arbeiten kann.“

Immer wieder stellt Maier-Weiblen die Harmonie in der Familie in den Mittelpunkt. „Wer zu viel von seinem Kind erwartet, setzt es unter Druck. Und unter Druck funktioniert das Abarbeiten der Hausaufgaben erst recht nicht.“ Viel mehr setzt sie auf das motivierende Miteinander, sofern die elterliche Hilfe bei der Lösung noch gewünscht ist. Sie moniert: „Erziehung geschieht über Beziehung.“ Sie rät den Vätern und Müttern, sich nicht auf Machtkämpfe mit den Kindern einzulassen, „da verlieren nur beide“. Interesse zeigen, so Judith Maier-Weiblen, ist besser, als Vorwürfe zu machen. Lieber einmal mehr nachfragen, als zu verzweifeln, denn: „Der Weg ist das Ziel“.

Judith Maier Weiblen,Ergotherapeutin
Judith Maier Weiblen,Ergotherapeutin