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Heimatverbunden und weltmännisch

Konzert Die Premiere des Weihnachtsprogramms „Berta Epple unterm Baum“ in Schlierbach wartet mit swingender Musik, schrägen Gedichten und witzigen Ideen auf. Von Elisabeth Kanski

Schon vor einigen Jahren, als die Band „Berta Epple“ noch „Tango Five“ hieß, entstand die Idee zu einer Weihnachtsshow; geklappt hat es damals nicht. Am Donnerstag fand dann die Premiere des Weihnachtsprogramms als Auftaktveranstaltung für das zweite Semester der Volkshochschule Schlierbach statt. Auf der Grenze zwischen Jazz, Weltmusik und Comedy balancieren Pianist Bobbie Fischer, Gregor Hübner an der Geige und Kontrabassist Veit Hübner mit beeindruckender Virtuosität.

Gleich das erste Stück gibt dem Publikum eine erste Ahnung von der musikalischen Bandbreite, in der sich Berta Epple bewegt. Den „Winter“ von Vivaldi, den amerikanische Weihnachtsklassiker „Sleigh Ride“ und einen kurzen „Rudolph, the Red Nosed Reindeer“-Jingle verarbeiten die Musiker kurzerhand zu einem überraschenden Medley. Es folgen ganz unterschiedliche Lieblings-Weihnachtslieder des Trios.

Geografisch lässt sich Berta Epple nicht festlegen. Zwar sind die Musiker gebürtige Schwaben, und manche der eigenen Kompositionen zeigen das auch mit schwäbischen Songtexten. Doch auch englische und amerikanische Weihnachtssongs, Latin-Jazz, bayrische Jodler und französisch-rumänischer Jazz kommen zur Geltung. Heimatverbundenheit und Weltmännisches kann wohl doch zusammengehen.

Dass dort drei wahre Vollblut-Musiker auf der Bühne stehen, wird schnell klar. Alle Bandmitglieder beherrschen ihr Instrument auf höchstem Niveau, können aber noch mehr. Gregor Hübner und Bobbi Fischer wechseln sich munter am Klavier ab; singen können die drei auch noch, inklusive perkussiver Mundakrobatik.

Besonders gelungen sind die swingenden und humorvollen Arrangements traditioneller Weihnachtslieder wie „O Tannenbaum“, „Feliz Navidad“ und „Ihr Engelein kommet“. Mit jazzigen, anspruchsvollen Solo-Improvisationen werden aus den altbekannten Klassikern neue, interessante Weihnachtssongs.

Wie so eine freie Bearbeitung auch nach hinten losgehen kann, erzählt Bobbi Fischer in einer witzigen Anekdote aus seiner Schulzeit, als er „Vom Himmel hoch“ so stark umarbeitete, dass es in einem völlig chaotischen Auftritt endete. Mit dieser und anderen Geschichten rund um Weihnachten unterhielt Berta Epple das Publikum auch abseits der Musik. Bitterböse Gedichte, Verordnungsrichtlinien über Dienstweihnachtsbäume und ein moderner Zeitungsartikel über die Weihnachtsgeschichte sorgen für Abwechslung und Lacher. „Sei net bös‘, onser Weihnachten war desaschtrös“ singen die Musiker – auch so kann Weihnachten eben ablaufen. Berta Epple beweist, dass sich anspruchsvolle Musik, Klamauk und schwarzer Humor nicht ausschließen. Statt steifer Theaterbestuhlung und riesiger Halle hätte dem Konzert mit dieser lässigen Musik allerdings ein lockerer Rahmen ganz gut getan.

Für alle Interessierten, die das Konzert verpasst haben: Am 8. Dezember spielt Berta Epple ihre Weihnachtsshow auch im Theaterhaus in Stuttgart.