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Heißes Pflaster

Die geplante Verkürzung der Parkzeit in Dettingen erhitzt die Gemüter

Die Parkzeit in der Kirchheimer Straße in Dettingen wird verkürzt. Statt zwei Stunden darf das Auto nur noch 30 Minuten parken. Einige Geschäftsleute haben damit kein Problem, andere sehen sich in ihrer Existenz bedroht. Und auch die Anwohner fühlen sich bei der Entscheidung benachteiligt.

Noch ist alles beim Alten in der Kirchheimer Straße in Dettingen. Bald wird hier Dauerparkern der Garaus gemacht. lese
Noch ist alles beim Alten in der Kirchheimer Straße in Dettingen. Bald wird hier Dauerparkern der Garaus gemacht. lese

Dettingen. Für ihn ist die neue Parkregelung in der Kirchheimer Straße „eine Katastrophe“, sagt Kevin Eisenhut, der dort den Friseursalon „Kev-Cut“ betreibt. Auch seine Kollegin schräg gegenüber, Esra Balci, schüttelt heftig den Kopf, als sie von der neuen, maximalen Parkdauer von 30 Minuten vor ihrem Laden erfährt: „Ich verstehe das für alle anderen, aber für mich ist das total blöd!“ In ihrem Friseurstudio „Esra’s Haartraum“ sitzen Kundinnen bis zu vier Stunden. Einige sind nicht gut zu Fuß. Die Parkmöglichkeit am Bahnhof fällt damit weg. Bleibt nur noch die Bahnhofstraße, und dort gibt es auch nicht üppig Platz.

Seit Oktober 2015 ist die Parksi­tuation in der Kirchheimer Straße zwischen der Kreuzung Schulstraße und Bahnhofstraße sowie Mittlere Straße und Lindenstraße Thema im Gemeinderat. Damals wurde bereits beschlossen, dass die erlaubte Parkdauer verkürzt werden soll. Die Stadt startete eine Umfrage, bei der 16 Einzelhändler befragt wurden. Die Hälfte nahm teil: Vier wollten keine Veränderung, drei plädierten für eine Verkürzung der derzeitigen maximalen Parkdauer von zwei Stunden auf 30 Minuten, und einer stimmte für 30 oder 60 Minuten. Im April beschloss der Gemeinderat die neue Parkdauer: 30 Minuten. Gelten soll dies etwa ab Mitte Mai.

„Ich finde die neue Regelung gut“, sagt Heidi Hartmann, die in dem betroffenen Straßenabschnitt ein Presse-, Lotto- und Postgeschäft betreibt. Einige parkten sehr lang, erzählt sie, sodass ihre Kunden dann keinen Parkplatz mehr fänden. Manche, die in ihren Laden kommen, sagten schon im Spaß: „Ich muss in Nabern parken, um in Dettingen einkaufen zu gehen“, erzählt Heidi Hartmann. 30 Minuten reichen ihrer Meinung nach aus, um alle wesentlichen Einkäufe in der Ecke zu erledigen.

Dem widerspricht eine Kundin in „Esra’s Haartraum“, die sich gerade von Esra Balci die Haare schneiden lässt: „Ich habe keine Lust, ständig hinauszurennen und die Parkscheibe weiterzudrehen“, sagt sie empört und fügt dazu: „Der Ort tut sich damit keinen Gefallen.“

Ein grundlegendes Problem ist auch die ungeklärte Aufteilung der Parkplätze zwischen Kunden und Anwohnern. Letztere haben ein Interesse daran, ihr Auto möglichst lang an einem Ort stehen lassen zu können. Mit der neuen Parkregelung haben Anwohner praktisch keine Chance mehr, ihr Auto vor der Tür abzustellen – ohne jede halbe Stunde hinauszurennen. Ein weiterer Ladenbesitzer hat sich daher dafür eingesetzt, dass die Parkdauer bei zwei Stunden bleibt und die Anwohner, beispielsweise mit einem Parkausweis, auch langfristig ihre Autos in der Kirchheimer Straße parken können. Außerhalb der Stoßzeiten sei hier nicht viel los; die Anwohner litten am meisten unter der neuen Regelung.

Die verkürzte Parkzeit wird ab der Aufstellung der neuen Schilder gelten – laut Schätzungen aus dem Dettinger Rathaus ab Mitte Mai. „Es ist eh egal, was auf dem Schild steht“, sagt der Ladenbetreiber, der unerkannt bleiben will, „es parken sowieso alle, wie sie wollen – auch auf dem Gehsteig.“