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Helfen macht glücklich

Veranstaltung Am Tag der offenen Türen zeigen der DRK-Kreisverband Nürtingen-Kirchheim und die Feuerwehr Nürtingen unter anderem eine gemeinsame Übung. Von Thomas Krytzner

DRK und Feuerwehr öffnen am Sonntag, 27. Oktober, in Nürtingen ihre Pforten.
DRK und Feuerwehr öffnen am Sonntag, 27. Oktober, in Nürtingen ihre Pforten.

Die Feuerwehr Nürtingen und der DRK-Kreisverband Nürtingen-Kirchheim öffnen am Sonntag, 27. Oktober, ihre Türen. An diesem Tag zeigen die Angehörigen der Hilfsorganisationen unter anderem das Zusammenspiel im Ernstfall. In der Realität gehört allerdings noch viel mehr dazu.

Oft genug gibt es bei Notfällen Angehörige, die ratlos zurückbleiben. Dafür hat der DRK-Kreisverband Nürtingen-Kirchheim extra neue Betreuer vor Ort (BvO) im Einsatz. Diese sind in erster Linie Ansprechpartner und Kümmerer, wie Kreisbereitschaftsleiterin Heike Gönninger erklärt. „Wir helfen damit Menschen, die plötzlich und unvorbereitet in Not geraten sind, und ermitteln den Unterstützungsbedarf.“ Dies kann beispielsweise die Betreuung nach einem Verkehrsunfall sein, wenn Verletzte in die Klinik gebracht werden müssen und Angehörige an der Unfallstelle zurückbleiben. „Aber auch wenn durch einen Brand der eigene Wohnraum gefährdet ist, können wir bei der Selbstorganisa­tion unterstützen“, so Gönninger.

Dieses BvO-Angebot versteht sich als kurzzeitige Hilfeleistung und ersetzt weder Pflegedienst noch Patientenbehandlung. Der BvO kann bei Bedarf sogar direkt und jederzeit über die Telefonnummer 0 70 22/7 00 79 55 erreicht werden.

Wer an das Deutsche Rote Kreuz denkt, hat vermutlich sofort den Rettungswagen mit Blaulicht und Signalhorn vor Augen. Die Aufgaben der über 900 ehrenamtlichen Helfer beschränken sich jedoch nicht nur auf den Rettungsdienst und den Krankentransport. „Wir sind Helfer und Betreuer vor Ort, und auch die Rettungshundebereitschaft steht rund um die Uhr zur Verfügung“, unterstreicht Bereitschaftsleiterin Heike Gönninger. Dazu gehören aber auch der Bevölkerungsschutz und die Sozialarbeit. Wer beim DRK mitmachen will, sollte bereit sein, helfen zu wollen. Madeleine Sonntag von der Bereitschaftsarbeit Katastrophenschutz versichert: „Es können sich auch Menschen engagieren, die kein Blut sehen können.“ Viel mehr sind Leute mit Empathie gefragt, die auch in Stresssituationen ruhig und gelassen bleiben. Heike Gönninger ergänzt: „Den typischen Helfer gibt es nicht, die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig.“

Für DRK-Kreisgeschäftsführer Klaus Rau spielt vor allem der Zeitfaktor eine wichtige Rolle: „Weil hier viele Ehrenamtliche einer Arbeit nachgehen. Da sind wir auch auf die Bereitschaft der einzelnen Betriebe angewiesen, dass die Helfer im Notfall freigestellt werden.“ Oft spielt zudem die psychische Belastbarkeit eine Rolle. „Vor allem, wenn bei Einsätzen Kinder betroffen sind, oder ein persönlicher Bezug besteht“, erklärt die Kreisbereitschaftsleiterin, denn dann könne man die nötige Distanz kaum aufbauen.

In diesen Fällen leisten die Mitarbeiter der hauseigenen Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) wertvolle Dienste. Heike Gönninger weiß: „Davon sind alle Gruppen betroffen, egal ob Feuerwehr, Polizei oder Rettungsdienste.“ Wichtig sei, dass man nach einem Einsatz über Gesehenes spreche. „Nach dem Einsatz ist vor dem Einsatz, und wir wollen niemanden traumatisiert nach Hause gehen lassen. Deshalb setzen wir uns bei der Rückkehr jeweils kurz zusammen.“

Glücksmomente hautnah erleben

DRK-Angehörige erleben aber nicht nur Schreckensszenarien - es gibt auch einige schöne Momente. Madeleine Sonntag erinnert an eine Glücksbringer-Aktion. „Ein Mann, der krankheitshalber nur noch liegen kann, wünschte sich, noch einmal beim Fliegertreffen auf der Hahnweide dabei zu sein. Wir könnten ihm den Wunsch erfüllen, obwohl bereits rund 90 Mitarbeiter des DRK bei der Flugshow engagiert waren.“ Die sichtbare Freude des Mannes habe sie dann glücklich gemacht. Klaus Rau ergänzt: „Wer helfen kann, belohnt sich immer. Beim Spaziergang mit dementen Menschen ist das Lächeln der größte Dank.“

Erfreulich ist zudem, dass es im Landkreis, insbesondere beim Kreisverband Nürtingen-Kirchheim, bisher noch keine Angriffe auf Mitarbeiter des Rettungsdienstes gab. Heike Gönninger bestätigte: „Man ist willkommen. Im ländlichen Bereich gibt es auch weniger Gaffer, die die Rettungskräfte behindern.“