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Hello Fiber stoppt im Neuffener Tal den Glasfaserausbau

Digitalisierung Sieben betroffene Gemeinden im Neuffener Tal und der Umgebung bekommen nicht wie geplant schnelles Internet. Von Johannes Aigner und Andreas Warausch

Das Unternehmen Hello Fiber stoppt deutschlandweit den Ausbau seines Glasfasernetzes. Davon betroffen sind im Verbreitungsgebiet unserer Zeitung die sieben Gemeinden Beuren, Erkenbrechtsweiler, Frickenhausen, Grafenberg, Großbettlingen, Kohlberg und Neuffen.

Die Firma wollte bis 2024 mehr als 15 300 Haushalte in der Region an das Netz anschließen. Dazu wird es nun nicht kommen, bestätigte eine Mitarbeiterin der Firma. Gründe für den Stopp sind bisher nicht bekannt.

 

Und jetzt hängen alle in der Luft.
Simon Blessing
Der Bürgermeister von Frickenhausen über den überraschenden Rückzug von Hello Fiber

 

Hello Fiber wollte auch in den Gemeinden Rudersberg, Berglen und Althütte bei Winnenden das Glasfasernetz ausbauen. Dort bekamen einige interessierte Kunden kürzlich allerdings per E-Mail die Nachricht: „Der Glasfaserausbau seitens Hello Fiber wurde in ganz Deutschland eingestellt“, berichtet der Zeitungsverlag Waiblingen. Weitere Informationen für die Kunden und zu den Gründen sollen demnächst folgen.

Gerüchte über Schieflage

Bei einer Pressekonferenz im Mai des vergangenen Jahres betonten Vertreter des Mutterunternehmens Liberty Networks, dass der Ausbau nicht von der Vermarktung abhängig sei. Auch bei wenig Interesse sollte das Netz ausgebaut werden. Die Kunden waren dabei nicht an einen Internetvertrag des Unternehmens gebunden. Sie konnten ihren Provider frei wählen.

Dennoch kamen seit einer Weile Gerüchte von einer vermeintlichen Schieflage der Firma auf, die auch schon durch Frickenhausen und seine Ortsteile waberten. Noch in der Woche vor Weihnachten allerdings informierten drei Vertreter der Firma den Gemeinderat von ihren Aktivitäten. Tenor: Man sei zufrieden mit der Akquise, beginne im Frühjahr mit dem Ausbau wahrscheinlich in Tischardt, die ersten Kunden seien im Sommer angeschlossen. Deshalb war Bürgermeister Simon Blessing umso erstaunter, als ihn sozusagen unter dem Weihnachtsbaum eine Mitteilung des Zweckverbands Breitbandversorgung erreichte. Die sei, so Blessing, im Grunde so zu verstehen gewesen: Hello Fiber ziehe sich wohl komplett aus dem Markt zurück. Offizielle Mitteilungen der Firma aber hätten weder der Zweckverband noch die betroffenen Gemeinden bekommen. Die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden haben sich zu einem Krisentreffen in der nächsten Woche verabredet.

Keine offizielle Auskunft

Freilich, so der Frickenhäuser Schultes, sei das das erste Thema, das man im neuen Jahr angehen müsste. Man werde die Hello Fiber anschreiben. Schließlich sei man ja noch ganz ohne offizielle Auskunft. Und so gehe man nicht miteinander um, kritisiert der Bürgermeister, schließlich habe man sich ja auf Absichtserklärungen geeinigt. „Und jetzt hängen alle in der Luft“, sagt Blessing.

Zu klären werde nun auch sein, wie es mit dem Netzausbau durch die Telekom in Linsenhofen weitergehe. Dort habe er, so Blessing, Wegerechte und Standortsicherungen schon genehmigt.

Anscheinend aber habe die Telekom auf Hello Fiber gewartet. Die Firmen wollten sich wohl zusammen an den Ausbau machen. Auch über die Baumaßnahme der Netze BW betreffend Niederspannungsleitungen zwischen Frickenhausen und Linsenhofen habe man Telekom und Hello Fiber benachrichtigt, damit sich diese gleich mit anhängen können. Gerührt habe sich da von beiden Seiten nichts, sagt Blessing.