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Herde in den alten Häusern laufen heiß

Saisonstart „Feuer und Flamme für das Freilichtmuseum“ – unter diesem Titel können die Gäste ab kommenden Sonntag wieder um die alten Häuser ziehen und sich auf Zeitreise begeben. Von Iris Häfner

Monika Dostal (links) und Steffi Cornelius kosten den Schwarzen Brei, der auf dem Herdfeuer dampft. Fotos: Markus Brändli
Monika Dostal (links) und Steffi Cornelius kosten den Schwarzen Brei, der auf dem Herdfeuer dampft. Fotos: Markus Brändli

Noch ist es ziemlich kalt in der verrußten Küche des Wohn-Stall-Hauses mit Scheuer aus Beuren - auch wenn das knisternde Feuer den Topf schon ordentlich erhitzt hat. Tabea Schmauder, museumspädagogische Mitarbeiterin des Freilichtmuseums Beuren, rührt den Schwarzen Brei in der großen gusseisernen Pfanne, den die Gäste mit Honig oder Salz, heiß oder kalt kosten dürfen. In den Genuss dieser einstigen typisch schwäbisch-bäuerlichen Speise können am Sonntag alle Gäste kommen. Dann startet das Freilichtmuseum mit der Veranstaltung „Mit Feuer und Flamme“ in die neue Saison.

Da gibt es aber nicht nur dieses an Grießbrei erinnernde Mus, das es vor 200 Jahren zum Frühstück, zu Mittag und zu Abend und zwischendurch auch auf dem Feld gab. In den Küchen aus längst vergangenen Zeiten werden getreu dem Motto die Feuerstellen entfacht, um dort allerlei Leckeres zu brutzeln, zu kochen und zu backen. Der Eröffnungstag stimmt ein auf eines der beiden Schwerpunktthemen 2018: „Erlebnis.Genuss.Zentrum“. Das Wissen um alte Obst- und Gemüsesorten soll den Besuchern nähergebracht werden. Auf den Äckern des Museumsdorfs werden beispielsweise das „Wunder von Stuttgart“, ein Kopfsalat, oder die „Neckarkönigin“, eine Stangenbohne, angebaut. „Wir zeigen in der Sonderausstellung ,Die Dickkopfweizen-Story‘, was es alles braucht, um eine alte Sorte zu retten“, sagte Monika Dostal, die als Vertreterin von Landrat Heinz Eininger gemeinsam mit Museumsleiterin Steffi Cornelius das Jahresprogramm vorstellte. „Über die Raritäten auf dem Feld gibt es Sorten-Portraits, denn vielen Menschen fehlt das Wissen über die alten Pflanzen. Die Steckbriefe können die Besucher kostenlos mitnehmen“, so Steffi Cornelius.

Das Motto „Erlebnis.Genuss.Zentrum“ passt prima zum Zuwachs des Freilichtmuseums: den Tanz- und Festsaal des Höhenrestaurants Wilhelmshöhe in Geislingen an der Steige. Der hölzerne Raum wird derzeit penibel abgebaut und die Gebäudeteile nach Rot an der Rot transportiert. „Der Gartensaal des ehemaligen Ausflugslokals kann dort in der Halle unabhängig von der Witterung restauriert werden“, sagte Monika Dostal. Bewundern können die Besucher den Saal in Beuren aber erst im kommenden Jahr. Dort gibt es dann eine Schauküche, deren Erzeugnisse selbstverständlich probiert werden dürfen, die Dauerpräsentation „Alte Sorten“ sowie die Saal-Historie.

Der zweite Schwerpunkt im Museumsdorfs ist „Jüdisches Leben im ländlichen Württemberg“. Alle sieben Freilichtmuseen in Baden-Württemberg präsentieren dieses Gemeinschaftsprojekt „anders. anders? Ausgrenzung und Integration auf dem Land“, zu dem auch ein Begleitband erscheint. In Beuren wird es eine Sonderausstellung geben, die ab dem 12. Juni bis zum Ende der Saison zu sehen ist. „Die jüdischen Mitbürger haben vielfältige Spuren hinterlassen. Wir werden dezentral an acht Einzelstationen darüber informieren“, so Monika Dostal. Dabei geht es um Themen wie Berufe, koscheres Essen oder das Zusammenleben von Christen und Juden. „Jüdisches Leben gibt es heute wieder in Deutschland, nachdem es durch das NS-Regime zerstört wurde. Auch das wird thematisiert“, führte sie aus. Ergänzt wird die Ausstellung durch Vorträge, Filme und Konzerte. Zu sehen ist auch eine Vielzahl von Exponaten, die die Partnerschaft zwischen dem Landkreis Esslingen und der israelischen Stadt Givatayim dokumentieren.

Das Freilichtmuseum Beuren hat für die großen Veranstaltungen einen Zwei-Jahres-Rhythmus eingeführt. „Das kam sehr gut an. Beim ,Textil.Kunst.Markt‘ ist das Interesse dadurch größer geworden“, sagte Steffi Cornelius. Dieser Markt findet wie der „Garten.Genuss.Markt“ nächstes Jahr wieder statt. Heuer können sich die Gäste auf die Schäfertage am 21. und 22.  April, das Oldtimertreffen am 18. und 19. August und den Ziegentag in Kooperation mit der Gemeinde Beuren am 9. September freuen. „Ohne den Archemarkt am 23. September und das Mostfest am 7. Oktober geht es nicht“, nannte die Museumsleiterin die Dauerbrenner. Das Museumsfest des Fördervereins findet am 17. Juni statt.

Info

 Am kommenden Sonntag, 25.  März, startet das Freilichtmuseum Beuren mit „Feuer und Flamme“ in die neue Saison. Zwischen 11 und 16 Uhr werden sämtliche Feuerstellen angefacht und Feines in Töpfen und Pfannen gezaubert. Punktgenau sind dann die 100 neuen Parkplätze fertig, sodass insgesamt 302 Autos und vier Busse Platz haben.