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Hexen und Teufel gehn in die Kirche

Jubiläum Die Dalba-Hexa in Hochdorf werden 22 Jahre alt und feiern den „ungeraden“ Geburtstag mit einer ökumenischen Narrenmesse und einem pompösen Dämmerungsumzug. Von Thomas Krytzner

Dem Kleinen war’s nicht ganz geheuer zwischen den Ungeheuern. Das Gros der Besucher hatte jedoch beim Narrenumzug in Hochdorf ei
Dem Kleinen war’s nicht ganz geheuer zwischen den Ungeheuern. Das Gros der Besucher hatte jedoch beim Narrenumzug in Hochdorf einen HeidenspaßFotos: Thomas Krytzner

Tausende Zuschauer und über 90 Gruppen mit weit über 3 000 Hästrägern trafen sich am Samstag in Hochdorf zum närrischen Stelldichein. Grund dafür war der Sage nach eine böse Frau aus dem 17. oder 18. Jahrhundert. Wenn diese nämlich auf einen Hof zu Besuch kam, gaben die Kühe keine Milch mehr. Schnell wurde die mysteriöse Frau zur Hexe deklariert und aus dem Dorf verjagt.

Vor 22 Jahren schlossen sich ein paar Narren in Hochdorf zusammen und gründeten eine Hexengruppe. Allen voran Birgit Weible und Vroni Grausam. Sie sorgten mit der Gründung der Zunft dafür, dass sich in Hochdorf eine ordentliche Fasnetskultur etablieren konnte. Jetzt, 22 Jahre später, wird Jubiläum gefeiert. Zum einen, dass die Hochdorfer seit 20 Jahren Fasnet feiern und eben der Geburtstag der Dalba-Hexa.

Kirche und Fasnacht sind eng verbunden. Immerhin ist die Fastenzeit ein Konstrukt der Kirchengemeinden und die Menschen feiern seit Jahrzehnten die letzten Tage vor dem kargen Leben mit eben der Fasnet. Zum Jubiläum der Dalba-Hexa luden die katholische und evangelische Kirchgemeinde zum ökumenischen Narrengottesdienst in die katholische Kirche ein. Pfarrer Thomas Vogel und Pfarrer Gerald Holzer freuten sich über ein selten so volles Gotteshaus. In der Kirche war es so voll, dass nicht alle Teilnehmer des Gottesdienstes einen Sitzplatz fanden. Aber das machte eh nichts aus, da die beiden Geistlichen die Narren auch während der Messe auf Trab hielten. In Versform verkündeten sie das Wort Gottes und forderten die Hästräger auf, zu feiern und zu tanzen.

Ein schönes Element waren die Fürbitten, die vom Narrensamen der Dalba-Hexa vorgetragen wurden. Die musikalische Umrahmung kam ebenfalls im närrischen Stil von einer Guggenmusik. Dass aber Narren nicht nur Häs tragen können, sondern auch singen, bewiesen sie mit dem Kirchenschlager „Laudato si“. Die Larven wurden selbstverständlich in der Kirche abgelegt, da es eher unüblich ist, dass Hexen, Teufel und Dämonen ein Gotteshaus besuchen. Zunftmeister Uwe Danneker erklärt: „Da sieht man, dass unter jeder Larve eben auch ein Mensch steckt.“ Nach dem Segen der Geistlichen zogen die Narren zu den rhythmischen Klängen von „An Tagen wie diesen“ aus der Kirche und in die Gassen.

Die frühlingshaften Temperaturen waren mit ein Grund, dass tausende Zuschauer zum Dämmerungsumzug kamen und gut gelaunt die Straßen säumten. „Wir sind international“, freute sich der Zunftmeister der Dalba-Hexa, Uwe Danneker, „aus der Schweiz sind die Nachwuchswaggis Birsegg schon zum zweiten Mal dabei.“

In gewohnt schwäbisch-alemannischer Manier zogen die Hexen, Teufel und Dämonen durch die Gassen und trieben allerlei Schabernack. Wer nicht aufpasste, landete schnell mal in der Konfettiwanne oder auf der Schulter eines Hästrägers. Besonders die jungen Mädels mussten auf ihre Schuhbändel und Socken aufpassen, sonst waren sie diese ganz schnell los. Karbatschen und Hexenpyramiden gehören in der Region zu den Umzügen dazu. Immer wieder hörte man es knallen, wenn geschickte Hästräger ihre langen Peitschen kreisen ließen. Viel Applaus bekam auch der Narrensamen - der Nachwuchs in der Narrenwelt scheint gesichert.

Und für die zuschauenden Kinder gab es jede Menge an Bonbons, Lollis und kleinen Brezeln. Schnell war das Publikum in den Jubiläumsumzug integriert. Wer ungeschminkt erschien, brauchte sich keine Sorgen machen - die Fastnachter hatten genügend Schminkstifte dabei und nutzten diese zur Freude der Zuschauer auch ausgiebig.

Wer nach dem Umzug noch nicht genug Fasnet hatte, der pilgerte zur Breitwiesenhalle - dort gab’s ein kleines Narrendorf und in der Halle ging die Party auf zwei Ebenen bis tief in die Nacht.

Nicht jeder konnte sich beim turbulenten Narrengottesdienst einen Platz ergattern (Bild oben). Auf der Straße bildeten die Hexen
Nicht jeder konnte sich beim turbulenten Narrengottesdienst einen Platz ergattern (Bild oben). Auf der Straße bildeten die Hexen dann ihre Pyramiden (Bild rechts). Vor allem junge Mädchen waren gefährdet, von den zahlreichen Teufeln „Huckepack“ genommen zu werden (Bild unten).
Wer nicht aufpasste, landete schnell mal über einer Schulter der über 2000 Hästräger am Dämmerungsumzug. Foto: Thomas Krytzner
Wer nicht aufpasste, landete schnell mal über einer Schulter der über 2000 Hästräger am Dämmerungsumzug. Foto: Thomas Krytzner
Selbst mit rausgestreckter Zunge funktionierten die Hexenpyramiden am Dämmerungsumzug in Hochdirf. Foto: Thomas Krytzner
Selbst mit rausgestreckter Zunge funktionierten die Hexenpyramiden am Dämmerungsumzug in Hochdirf. Foto: Thomas Krytzner