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Hier geht die Post ab - nicht nur zum Fest

Logistik Das Briefzentrum Göppingen ist zuständig für das Postleitzahlengebiet 73. Nachwirkungen von Weihnachten bescheren Mehrarbeit im Januar. Von Axel Raisch

Trotz modernster Maschinen ist beim Verteilen der Sendungen auch immer wieder Handarbeit angesagt.
Trotz modernster Maschinen ist beim Verteilen der Sendungen auch immer wieder Handarbeit angesagt. Foto: Giacinto Carlucci
Im Briefverteilzentrum in Salach herrscht bis in den Januar hinein Hochbetrieb.Fotos: Giacinto Carlucci
Im Briefverteilzentrum in Salach herrscht bis in den Januar hinein Hochbetrieb. Foto: Giacinto Carlucci

Die Vorweihnachtszeit, aber auch die Nachwirkungen des Festes im Januar bedeuten für die Mitarbeiter des Logistikdienstleisters Deutsche Post vor allem eines: Auch die Maschinen im „Briefzentrum Göppingen“ mit Sitz in Salach laufen dann länger als sonst.

„‚Starkverkehr‘ nennen wir das“, erklärt Hugo Gimber, Sprecher der Pressestelle Süd der Deutschen Post DHL Group. Immer mehr wird im Netz gekauft, trotzdem wird vieles umgetauscht. Die Bescherung hat dann die Post, wenn die Geschenke nicht so ankommen wie gewünscht. Und deshalb endet die Flut der Sendungen nicht mit den Weihnachtsfeiertagen, so der DHL-Pressesprecher weiter.

40 zusätzliche Kräfte

40 zusätzliche Kräfte unterstützen die rund 250 Mitarbeiter der Salacher Stammbelegschaft in dieser Zeit. Auch die Sortiermaschinen laufen dann länger als sonst. Neben Abrufkräften und Ferienaushilfen, die den Stammkräften zur Seite stehen, arbeiten viele Teilzeitkräfte vorübergehend volle 38,5 Stunden pro Woche. „Bei den Ferienaushilfen handelt es sich oft um schon bekannte Saisonkräfte aus den Vorjahren“, erklärt Hugo Gimber.

Im Vorjahr hatte man noch mit zusätzlichen 25 Mitarbeitern die Mehrarbeit aufgefangen. 2017 sind weitere 15 dazugekommen, denn die Menge der Sendungen hat satt zugelegt. So sei die Paketmenge gegenüber 2016 bundesweit um über zehn Prozent gestiegen. „In der Woche vor Heiligabend beförderten wir an einzelnen Tagen über zehn Millionen Sendungen“, erzählt Gimber weiter. Aber auch bei den Briefen ist die Menge doppelt so hoch wie zu anderen Jahreszeiten. Eine Steigerung gegenüber den Vorjahren gibt es hier aufgrund neuer Medien aber nicht. Verschwunden ist der klassische Brief keineswegs, aller Abgesänge in Zeiten von E-Mail und WhatsApp zum Trotz. Statt bundesweit rund 59 Millionen Briefe an einem durchschnittlichen Tag wurden in der Woche vor Weihnachten an einzelnen Tagen knapp 120 Millionen verschickt.

Individuelle Grüße stellen Sortiermaschinen vor Herausforderungen

Und als ob die Flut an Päckchen und Paketen, Karten und Kuverts nicht schon Herausforderung genug wäre, scheinen diese auf ihre Weise einen Kontrapunkt zur allgemeinen Hektik zu setzen. Sie verlangen mit ihrer Individualität nach menschlichen Händen, statt Objekte der Abläufe kalter Maschinen zu werden. „Je näher Weihnachten kommt, desto bunter werden diese Briefe, und desto mehr werden es“, berichtet Pressesprecher Hugo Gimber. Statt der ganz normalen weißen Umschläge kommen nun plötzlich viele Briefe in farbigen Kuverts mit bunten Verzierungen an, sogar Karten in Tannenbaumform. Hugo Gimber: „So schön diese individuellen Grüße sein mögen, die Sortiermaschinen im Briefzentrum, genauer gesagt die Adresslese-Sensoren, werden dann nicht selten vor Probleme gestellt.“ Das bedeutet nicht nur Stress für die Post, sondern möglicherweise auch Verzögerung bei der Zustellung. Denn die gute alte Handsortierung kostet Zeit und setzt sich jetzt im Januar auch noch fort. „Eine unserer drei Sortiermaschinen für Standard- und Kompaktbriefe kann bis zu 40 000 Sendungen pro Stunde bearbeiten, eine routinierte Sortierkraft schafft etwa 1 000 Stück“, erklärt Hugo Gimber. Trotzdem würden auch diese Herausforderungen bewältigt, versichert er, selbst wenn die Briefordnerei an Spitzentagen vor Heiligabend bis zu 320 000 Briefe bearbeite.

Unterm Jahr werden im Briefzentrum Göppingen allein in der Briefordnerei rund 130 000 Sendungen am Tag bearbeitet, und die insgesamte Leistungsfähigkeit des Zentrums liegt bei 1,5 Millionen Briefen pro Tag. Allerdings sind die Nachwirkungen der Festtage noch nicht gänzlich verdaut, und das bedeutet für die Mitarbeiter weitere Mehrarbeit im Januar.

Daten und Fakten zum Briefverteilzentrum

Geschichte Am 28. November 1997 sind die Sortieranlagen im Briefzentrum Göppingen in Salach angelaufen. Seither hat sich in der riesigen Halle, deren Grundfläche mit 115 mal 67 Metern größer als ein Fußballfeld ist, fast alles verändert, wie Pressesprecher Hugo Gimber erläutert. Nur das Einzugs- und Versorgungsgebiet des Briefzentrums ist gleich geblieben, es umfasst das gesamte Gebiet, in dem die Postleitzahlen mit „73“ beginnen.

Kapazität Jeder Brief, der zwischen Kirchheim und Bopfingen, zwischen Kaisersbach und Weilheim bei der Post abgegeben wird oder in dieser Region zugestellt werden soll, wird laut Gimber im Briefzentrum Göppingen sortiert und versandfertig gemacht: „Das können bis zu 1,5 Millionen Sendungen pro Tag sein. In den letzten 20 Jahren sind rund fünf Milliarden Briefe durch das Zentrum gegangen. Würde man die alle aufeinanderlegen, könnte man damit den Stuttgarter Fernsehturm 33 000 Mal nachbauen.“ar