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Hightech in historischem Ambiente

Geschäftsidee Das Start-up Batene zieht in die Wendlinger Neckarspinnerei ein. Die ­Firma will effizientere Batterien zur Markt­reife bringen. Von Kerstin Dannath

Wo früher Baumwolle gereinigt wurde, werden bald sehr feine Metallvliese erzeugt, die Batterien leichter, effizienter und sicherer machen sollen. Im sogenannten Batteurgebäude der Wendlinger Neckarspinnerei ist im August des vergangenen Jahres mit der Firma Batene eine Ausgründung des renommierten Max-Planck-Instituts eingezogen. Ausgestattet ist das Start-up mit einer Anschubfinanzierung von zehn Millionen Euro, seit Jahresbeginn laufen die Umbauarbeiten in dem denkmalgeschützten Industriebau mit seinen markanten Rundbogenfenstern aus dem Jahr 1905.

„Was ist nachhaltiger, als ein bestehendes Gebäude zu nutzen?“, fragt Thi Dieu Thanh Nguyen, die Geschäftsführerin von Batene. Nachhaltigkeit wird bei den Wissenschaftlern großgeschrieben. Sie sehen angesichts des weltweit steigenden Energiebedarfs in der Umstellung auf nachhaltige Energiequellen und der Nutzung leis­tungsfähiger Batterien einen Beitrag zu einer klimafreundlichen Gesellschaft.

Rund vier Millionen Euro investiert das Unternehmen, dessen Namen sich aus Batterie und Energie zusammensetzt, in den Umbau des ehrwürdigen Batteurbaus im Wendlinger Stadtteil Unterboihingen. Auf zwei Geschossen mit jeweils 600 Quadratmetern entstehen Labore, Arbeitsräume und Büroflächen – dank einer Haus-in-Haus-Konzeption werden dabei auch die Belange des Denkmalschutzes gewahrt: Das heißt, die äußere Hülle bleibt unangetastet, in den Innenräumen werden verschiedene Module aufgebaut, die dann entsprechend ausgestattet werden.

Antarktische Verhältnisse

Besonders anspruchsvoll ist die Laborfläche im Erdgeschoss. Dort werden ein Chemie-, ein Elektro-, ein Nass- und ein Trockenlabor eingerichtet. Herausfordernd ist dabei das Letztere. „In einem Trockenlabor herrschen praktisch antarktische Verhältnisse“, erläutert Martin Möller. Dazu wird eigens eine 24 Kubikmeter große Maschine aufgestellt, die die Feuchtigkeit aus der Luft zieht. „Es darf weder Feuchtigkeit noch Staub in der Luft sein“, erklärt der wissenschaftliche Leiter der Batene die speziellen Anforderungen an den sogenannten Reinraum, der zur weiteren Forschung an den innovativen Vliesen nötig ist. Bis zu sechs Menschen sollen später in dem Trockenlabor arbeiten können – jeder von ihnen gibt schon 120 Gramm Feuchtigkeit in der Stunde ab, auch das müsse ständig kompensiert werden.

Auf der Suche nach einem geeigneten Standort sind die Verantwortlichen der Batene über die Homepage der Internationalen Bauausstellung 2027 der Stadtregion Stuttgart (IBA’27) gestolpert. Das denkmalgeschützte Areal ist ein offizielles IBA’27-Projekt. Auf dem fünf Hektar großen Gelände soll ein modernes Quartier für Wohnen und Arbeiten entstehen – derzeit läuft der Internationale Architektenwettbewerb. Mit Unterstützung des Wirtschaftsministeriums des Landes wurde ein erster Kontakt zur Eigentümerin HOS-Gruppe – HOS steht für Heinrich Otto & Söhne – geknüpft. Die HOS wiederum war ebenso begeistert von der Idee, an die Wissenschaftler zu vermieten, wie Nguyen und Co. von dem Standort. Für die Gründer war neben der Nähe zum Max-Planck-Institut Stutt­gart, der guten Erreichbarkeit über die A 8 und den Flughafen ebenso ausschlaggebend, dass das räumliche Angebot in der Neckarspinnerei flexibel ist und dass alle Beteiligten von Anfang an an einem Strang gezogen haben.

„Das Batteurgebäude mit seinen zwei Geschossen passt von der Fläche optimal zu unseren Anforderungen“, sagt Möller. Zudem habe man die Möglichkeit, den direkt an den Batteurbau angrenzenden Shedbau zuzumieten, falls später weiterer Platzbedarf besteht. Obendrein war mit der Nürtinger Firma Daldrop schnell eines der weltweit führenden Unternehmen für den Bau von Reinraumsystemen praktisch in direkter Nachbarschaft gefunden.

„Natürlich hätte eine Halle auf der grünen Wiese für uns als Start-up weniger Risiken“, meint Nguyen mit Blick auf den Denkmalschutz. Der habe sich allerdings im Nachhinein gar nicht als so großer Stolperstein erwiesen, meint Möller: „Denn dank des großen Platzangebots können wir unsere Aufbauten so durchführen, dass uns der Denkmalschutz letztlich nur wenig tangiert. Auch die Brandschutzthematik sowie anfängliche Probleme mit der Statik konnten gelöst werden. Mit der HOS hat die Batene nun fürs Erste einen befristeten Mietvertrag abgeschlossen – mit Option auf Verlängerung. Fertiggestellt werden soll der Umbau bis April, dann werden auch die neun Mitarbeiter der Batene, die derzeit noch im Max-Planck-Institut in Stuttgart-Vaihingen forschen, an ihren Arbeitsplatz in der Neckarspinnerei wechseln. Läuft alles nach Plan, will Batene die Belegschaft bis Ende des Jahres um sechs weitere Stellen aufstocken.

 

Das steckt hinter der Firma Batene

Idee Kern der Neuentwicklung ist ein von Joachim Spatz, dem Direktor am Max-Planck-Institut für medizinische Forschung, entwickeltes Verfahren, mit dem sich sehr feine Metallfasern herstellen lassen. Da diese Metall­vliese im Vergleich zu herkömmlichen Stromkollektoren eine deutlich größere Oberfläche aufweisen, lassen sich Batterien mit solchen Kollektoren schneller be- und entladen. Zudem reduziert das Metallgewebe den elektrischen Widerstand der Elektroden und erhöht deren mechanische Stabilität, was die Batterien sicherer macht.

Gründung Nach acht Jahren Forschung der Max-Planck-Gesellschaft wurde die Batene GmbH im März 2022 von einem Team erfahrener Wissenschaftler gegründet. Die Max-Planck-Gesellschaft hat die Kerntechnologie auf Basis von Vlies exklusiv an die Batene GmbH lizenziert und ist Gesellschafter des Unternehmens. Ein Gremium von internationalen Inves­toren und Visionären wie die Ocean Zero LLC oder Christer von der Burg unterstützt die Batene-Gesellschaft mit zehn Millionen Euro in der ersten Finanzierungsrunde. Zudem unterstützt es das Unternehmensprojekt auch strategisch. kda