Weilheim · Lenningen · Umland

Hilfestellung trotz „heiler Welt“

Prävention Rat und Unterstützung für Schüler: Die Gemeinde Schlierbach steigt in die Schulsozialarbeit ein.

Schlierbach. „Wir sind doch kein Hotspot - wir leben doch hier in Schlierbach noch in einer heilen Welt?“, fragte Schlierbachs Bürgermeister Sascha Krötz rhetorisch. Und trotzdem ist auch in der Gemeinde Schlierbach, dessen Schule noch längst kein sozialer Brennpunkt ist, Schulsozialarbeit zum Thema geworden. Denn diese hat vor allem präventiven Charakter, wie Andrea Groenveld, Fachbereichsleiterin der Jugendhilfe der Bruderhaus-Diakonie, in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats erklärte.

„Lehrer und Eltern sind heute nicht weniger motiviert als früher, den Kindern einen guten Start zu ermöglichen - aber unsere Lebens- umstände sind heute eben andere“, erklärte die Fachfrau. Kinder brächten heute ganz automatisch Probleme und Sorgen mit in die Schule, erläutert die Diplom-Sozialpädagogin. Sie erinnert sich dabei an ihre eigene Kindheit zurück: Damals hätte man „draußen auf der Gass‘“ Dinge wie Eigenverantwortung, Selbstständigkeit oder soziale Kompetenzen von ganz alleine gelernt. „Heute jedoch spielen unsere Kinder, wenn überhaupt noch, beaufsichtigt auf einem Spielplatz.“

Hier komme deshalb die Schulsozialarbeit ins Spiel. „Grundschüler sehen sich heute vielen Herausforderungen gegenüber, wo Schulsozialarbeit helfen kann.“ Sie sei dabei auch eine Unterstützung für die Lehrkräfte der Schule und biete zudem einen niederschwelligen Zugang für Eltern auf der Suche nach Unterstützung, Erziehungsberatung oder weiteren Hilfestellungen.

Gremium sieht Notwendigkeit

Aber es gibt nichts umsonst: Gemeinsam mit der Grundschule Albershausen möchte sich Schlierbach daher eine 50-Prozent-Stelle in der Schulsozialarbeit teilen. Hattenhofen und Zell teilen sich weitere 50 Prozent. So können sich die Mitglieder des Schulverbands gemeinsam Landes- und Kreiszuschüsse sichern, sodass am Ende der Anteil, den Schlierbach für die Schulsozialarbeit zahlen muss, noch bei rund 9300 Euro im Jahr liegt.

In den beiden Gemeinderatsfraktionen ist der Vorstoß der Verwaltung lange diskutiert worden, wie Kurt Moll von der CDU und Jörn Feldsieper von den Freien Wählern einräumen. Am Ende sei aber klar gewesen: „Jetzt ist die Frage nicht mehr ‚ob‘, sondern ‚wie‘“, signalisierte Moll die Zustimmung der CDU. Auch für Jörn Feldsieper war klar: „Die Probleme heute sind andere als in unserer Kindheit. Wir sehen die Notwendigkeit.“

Klar ist Rat und Verwaltung auch, dass sich das Rad nicht mehr zurückdrehen lassen wird, sollten in Zukunft die Zuschüsse einmal wegfallen. Dennoch beschloss der Gemeinderat einstimmig, in die Schulsozialarbeit einzusteigen und ermächtigte die Verwaltung, die entsprechenden Zuschussanträge zu stellen und in Verhandlungen mit der Bruderhaus-Diakonie einzusteigen. „Es ist bemerkenswert, dass unsere kleine Gemeinde diesen Schritt geht“, freute sich Bürgermeister Krötz über den einhelligen Beschluss. Volkmar Schreier