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Hundefutter einmal anders

Artgerechte Fütterung wird immer mehr zum Thema – nicht nur am heutigen Welthundetag

Agnes und Michael Krebs haben sich einen Traum erfüllt: Im Dettinger Gewerbegebiet findet sich nun ihr eigener Laden rund um artgerechtes Hundefutter: der „SchwabenBarf-Store“. Barf steht dabei für biologisch artgerechte Rohfütterung und erfreut sich rund um die Teck großer Beliebtheit.

Hündin Bou wartet auf ihr Menü. Michael und Agnes Krebs schwören auf „Barfen“.Fotos: Judith Reischl
Hündin Bou wartet auf ihr Menü. Michael und Agnes Krebs schwören auf „Barfen“.Fotos: Judith Reischl

Kirchheim/Dettingen. Im Laden summt ein großes Tiefkühlgerät vor sich hin. Hier findet sich tiefgefrorenes rohes Fleisch, die Grundlage einer artgerechten Hundeernährung. Im Laden gibt es aber auch die anderen Zutaten, die in den Napf gehören: Reis- oder Getreideflocken, Trockengemüse und getrocknete Früchte, hochwertiges Leinöl, Dosenfutter für Notfälle und Trockenfuttermischungen für längere Trekkingtouren. Und natürlich auch Schweineohren und anderen Leckereien, die nur Hunde toll finden.

„Alles, was wir hier verkaufen, vielleicht außer Pansen, würde ich auf den Grill legen und selber essen“, lacht Michael Krebs mit Blick auf den Tiefkühlschrank. Genau das ist die Philosophie und auch der Qualitätsanspruch, den das Ehepaar an die Rohwaren hat. Artgerechtes Hundefutter, ohne Zucker, Geschmacksverstärker oder künstliche Zusatz- und Konservierungsmittel.

Die Basis der Hundenahrung, die Agnes und Michael Krebs tiefgekühlt verkaufen, ist sortenreines Fleisch, und das zu 100 Prozent. Dieses rohe, tiefgefrorene Fleisch dient als Baustein für eine artgerechte Ernährung nach dem Barf-Prinzip. „Sie können also das Beutetier ‚nachbauen‘“, erklärt Michael Krebs. Der Hundehalter sollte noch, nach Barf-Kriterien, einen pürierten Obst- und Gemüseanteil, Getreideflocken und etwas hochwertiges Öl hinzufügen. „Wir haben auch Barf-Menüs für Leute mit Zeitmangel“, erklärt Michael Krebs. „Einfach auftauen, fertig.“

„Die Idee zum Laden kam uns nach meinem Herzinfarkt – Freunde hatten uns drauf gebracht“, erzählt Michael Krebs. „Wir wollten etwas zusammen auf die Beine stellen, was uns begeistert. Wir haben unser Hobby und unsere Lebenseinstellung zum Nebenberuf gemacht“, lachen beide. Der Laden SchwabenBarf ist eine Nebentätigkeit: „Ich bin Hausmeister mit Leib und Seele“, sagt Michael Krebs. Auch Agnes Krebs ist bei der Stadt Kirchheim angestellt.

„Wir wollen die Leute zum Nachdenken bewegen“, erzählt des Ehepaar. Agnes und Michael Krebs sprechen aus eigener Erfahrung. Anstoß, sich mit artgerechter Hundeernährung zu beschäftigen, war der Verlust ihrer Hündin Ronja vor einigen Jahren. „Da begann unser Umdenken“, erzählt Michael Krebs. Beide sind heute davon überzeugt, dass das Füttern von industriell hergestelltem Hundefutter zum Tod ihres Hundes geführt hat. „Und so haben wir uns schlaugemacht.“ Heute gibt das Ehepaar sein Wissen und seine Erfahrung an die Kunden des Ladens weiter. Tatsächlich kommen viele Hundehalter mit ihren kranken Hunden. Ein großer Erfolg sind die Seminare, die Michael und Agnes Krebs an Samstagnachmittagen abhalten. Hier können sich interessierte Hunde- und Katzenhalter informieren und den beiden Löcher in den Bauch fragen.

„28 von 30 Kunden fragen mich als Erstes, wo wir unser Fleisch herbekommen“, sagt Michael Krebs. „Und wir freuen uns, sagen zu können, dass alles aus der Region kommt. Mit den ‚Futtermachern‘, der Familie Brändle aus Villingen-Schwenningen, haben wir einen Lieferanten gefunden, dem wir vertrauen.“ Auch für die weitere Zukunft ihres kleinen Unternehmens gibt es Pläne. „Wir sind ja erst am Anfang“, sagt Agnes Krebs.

Am 10. Oktober wird der Welttag des Hundes begangen – ein Feiertag für den besten Freund des Menschen. Berufe hat der Hund viele: Er spürt Verschüttete auf, begleitet Blinde, hütet Schafe, ist Personal Trainer – aber am wichtigsten: Er ist der liebste Spielkamerad von Kindern und der beste Freund vieler Menschen. Unklar ist, wer diesen Feiertag erfunden hat, und wie es zu diesem Datum kam. Doch warum ist klar: Hoch soll er leben, der Hund.

Agnes und Michael Krebst mit Rottweilerhündin Bou vom Nachtwächter in ihrem Laden
Agnes und Michael Krebst mit Rottweilerhündin Bou vom Nachtwächter in ihrem Laden

Öko, saisonal und lokal – auch für den Hund

Famous Frisco liebt seine Hundekekse.
Famous Frisco liebt seine Hundekekse.

Kirchheim. Rund zehn Millionen Deutsche leben mit Hund im Haushalt. Vergleicht man diejenigen, die einen Hund im Haushalt haben,

mit der Bevölkerung insgesamt, zeigt sich ein klares Bild: Hundebesitzer, insbesondere Rassehundehalter, sind eine gut situierte, selbstbewusste und anspruchsvolle Zielgruppe.

Dabei gilt der Hund als der beste Freund des Menschen – und das zeigt sich auch am Engagement rund ums eigene Haustier. Nach Angaben des Sozialforschungsinstitutes Sinus Sociovision ist der Besitz eines (Rasse-)Hundes der „Ausdruck eines aktiven, sozial und kulturell engagierten Lebensstils“. Charakteristisch ist dabei ein „hohes Qualitätsbewusstsein, die Lust auf das Authentische, Kennerschaft und Stilgefühl, intensive Teilnahme am gesellschaftlichen Leben und nicht zuletzt eine umwelt- und gesundheitsbewusste Lebensführung“.

Was sich hier abgehoben liest, findet einen konkreten Ausdruck in der aktuellen Bewegung rund um die Ernährung – für Mensch und Tier. Eine Flut von Kochsendungen und neuen Zeitschriften rund um Kochen, Heimat und Gemüsegarten, die Umwandlung von grünen Rasen- und Thuja-Einöden zu Nutzgärten, all das ist nicht zuletzt eine Reaktion auf die immer länger werdenden Zutatenlisten auf den Produkten der Lebensmittelindustrie. Und was bei Menschen in puncto Lebensstil und Ernährung in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist, beginnt auch bei der Ernährung unserer Haustiere ein Umdenken – nicht zuletzt weil Hunde und Katzen zunehmend unter Zivilisationskrankheiten wie Diabetes oder Nahrungsmittelallergien leiden.

Viele verzweifelte Hundehalter, aber auch Frauchen und Herrchen, die bei sich selbst auf naturbelassene Ernährung achten, suchen nach Alternativen zu industriell hergestellten Tierfutter. Rege in der Diskussion – von den einen hoch gelobt, von den anderen angefeindet und als gefährlich beschrieben – ist das sogenannten Barfen.

Barf steht für biologisch artgerechte Rohfütterung oder auf Englisch Biologically Available Raw Food. Beim Barfen verzichtet der Hundehalter auf die Fütterung von Fertigprodukten und serviert seinem vierbeinigen Liebling stattdessen rohes Fleisch und Fisch, dazu Gemüse, manchmal auch – je nach Überzeugung – (glutenfreie) Getreide. Durch diese Futterauswahl soll die Ernährung von Wölfen, den Urahnen der Hunde, nachgeahmt werden.

Doch was kommt nun in den Futternapf? Vor allem rohes Fleisch und Gemüse, denn darin stecken viele Vitamine, Spurenelemente, Nährstoffe und Mineralien. Zudem wird alles püriert, weil ein Hund erst dann Obst und Gemüse verwerten kann. Dann fehlt nur noch ein Schuss Öl, damit die fettlöslichen Vitamine aufgenommen werden können. Auch Knochen mit etwas Fleisch dran gehören auf den Barf-Speiseplan. Einzige Ausnahme: Schweinefleisch sollte auf keinen Fall roh gefüttert werden, da es zu einer Infektion mit dem gefährlichen Aujeszky-Virus kommen kann.

Gegner dieser Fütterungsart führen ins Feld, dass Hunde – und auch Katzen – schon lange domestiziert sind und die Futtermittelindustrie lange Jahre der Forschung darauf verwendet hat, das optimale Nahrungsangebot für Welpen, aktive Hunde, dicke Hunde oder Senioren-Hunde herauszufinden. So könnten keine Mangelerscheinungen entstehen. Foto: Judith Reischl