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„Ich bin politisch fromm“

Investitur Wie wird ein Flensburger zum evangelischen Pfarrer von Schlierbach? Hinter verschlungenen Wegen sieht Georg Steffens göttliche Fügung. Von Peter Dietrich

Georg Steffen ist vom Norden in den Süden gezogen. Ab sofort predigt er fast jeden Sonntag in Schlierbach.Foto: Peter Dietrich
Georg Steffen ist vom Norden in den Süden gezogen. Ab sofort predigt er fast jeden Sonntag in Schlierbach.Foto: Peter Dietrich

Jetzt predigt Georg Steffens also in der Schlierbacher Georgskirche. „Sie ist nicht nach mir benannt“, versichert der neue Pfarrer. Aber schnell wird klar: Diese Kirche und ihre Menschen passen zu ihm. Anders als bei seiner ersten Pfarrstelle, als ihn die Kirchenleitung nach dem Vikariat auf der Ostalb in einen Teilort von Alpirsbach entsandte, durfte Steffens sich diesmal selbst bewerben. Sein Interesse an der „jungen, fröhlichen, lebendigen“ Kirchengemeinde in Schlierbach, sagt er, sei mit jedem Gespräch größer geworden.

Und wo steht er denn? Ist er eher fromm oder politisch? So fragt mancher Schubladenfreund beim Antritt eines neuen Pfarrers. „Ich bin politisch fromm oder fromm politisch“, sagt Steffens. „Ich versuche, beides zusammen zu denken.“ Der Aufbau einer Kirchengemeinde und die Gestaltung der Gesellschaft interessieren ihn gleichermaßen. Persönlicher Glaube und der Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit, sagt er, das passe beides nach Schlierbach. „Die Offenheit, die ich aus dem Norden kenne, begegnet mir hier auch.“

„Die Mischung macht‘s“

Steffens, theologisch stark von Karl Barth geprägt, traf am neuen Wirkungsort „auf Leute, die eine Freude haben, sich mit der Bibel zu beschäftigen, die etwas wissen wollen“. Das freut ihn genauso wie die musikalische Vielfalt, vom lebensfrohen Orgelspiel bis zur Band. „Die Mischung macht’s.“ Der neue Pfarrer spielt selbst Gitarre und Trompete, aber nur für den Eigenbedarf.

Sein Theologiestudium hat Steffens in Bielefeld-Bethel begonnen, ein Schnupperaufenthalt führte ihn nach Tübingen. Er blieb, kam 2003 auf die Landesliste württembergischer Theologiestudenten. „Dieses Türchen stand nur ein halbes Jahr lang offen.“ Für die letzten Studienjahre ging er ins Tübinger Albrecht-Bengel-Haus, in das er ursprünglich nie wollte, er hatte es durch Freunde kennen und schätzen gelernt. Sein Theologiestudium dauerte insgesamt acht Jahre, denn Steffens besuchte zusätzlich Veranstaltungen außerhalb der Universität, nutzte die Zeit für viele Blicke über den konfessionellen Tellerrand. „Ich hätte schneller fertig sein können, hätte dann aber manches nicht gelernt.“

Kurze Wege, gnädige Geografie

Wenn Steffens nun als einziger Pfarrer in Schlierbach fast jeden Sonntag predigen muss, ist das für ihn nichts Neues. „Im Schwarzwald waren es zwei Gottesdienste hintereinander, und ich tue das sehr gerne.“ Seinen Familienstand beschreibt der 1976 Geborene als „ledig, aber nicht einsam“. Das Pfarrhaus biete gute Voraussetzungen für Gastfreundschaft. Die Lage des Orts, zugleich nahe zur Stadt und in der Natur, findet Steffens ideal, er will das Fahrrad reaktivieren. „Die Wege sind kurz und die Geografie gnädig.“ Er wird auch öfters statt im Auto im Bus sitzen, und das gerne - als Omnibus- und Eisenbahnliebhaber. „Gebt mir einen Tag Urlaub, einen Fahrplan und eine Fahrkarte, und ich bin glücklich.“ Eine Modellbahn hat er aber nur als Computerspiel, für mehr hätte er keine Zeit.

Was sieht Steffens als Herausforderung? Er muss keine Gebäude sanieren, das klassische Ensemble aus Kirche, Pfarr- und Gemeindehaus ist in gutem Zustand. Aber es sei eine große Aufgabe, die von seiner Vorgängerin Ulrike Schnürle begonnene und bis zu ihrem Ruhestand bestens gepflegte Jugendarbeit fortzuführen. „Was sie geleistet hat, fasziniert mich.“

Und noch etwas: Steffens war in Alpirsbach als Nicht-Vollzeitpfarrer nebenher für den Schwarzwälder Boten unterwegs, natürlich in Absprache mit der Kirchenleitung. Eine Frage noch: Fehlt ihm der Norden? Nein, sagt er, auch wenn er sich von seiner Art her als Norddeutscher sieht - aber im Glauben längst als Württemberger.

Die Investitur von Pfarrer Georg Steffens ist am Sonntag, 24. September, um 15 Uhr in der Georgskirche in Schlierbach. Danach gibt es einen Stehempfang im Gemeindehaus.