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„Ich komme gerne aufs Dorf“

Ab September ist Christoph Schilling als evangelischer Pfarrer in Ohmden – 13 Jahre im Sudan

Mit Christoph Schilling bekommt Ohmden ab September einen Pfarrer mit internationaler Erfahrung. Er hat lange im Sudan und in Jordanien gearbeitet. Seine Frau, eine Finnin, lernte er im Studium in ­Jerusalem kennen. Die drei Kinder sind erwachsen, aber für Besuche ist im Pfarrhaus ­genügend Platz.

Pfarrer Christoph Schilling.Foto: Peter Dietrich
Pfarrer Christoph Schilling.Foto: Peter Dietrich

Ohmden. Begonnen hat Schillings Lebenslauf im Jahr 1964 ganz in der Nähe, in Gomaringen bei Reutlingen. Er wuchs im kirchlichen Umfeld auf, unter anderem in der christlichen Schülerarbeit. „Es war aber nicht so, dass ich schon immer gewusst habe, ich will Pfarrer werden.“ Beim Beginn seines Theologiestudiums war ihm noch nicht klar, ob er nicht zur Medizin wechseln sollte. Er blieb aber bei der Theologie, studierte in Tübingen, Jerusalem und Erlangen, ging dann zum Vikariat nach Pfaffenhofen im Zabergäu und war Pfarrer zur Anstellung in Neuhausen auf den Fildern.

Seine Frau Tiina studierte in Jerusalem Geschichte. Dort lernten sich die beiden kennen und verständigten sich zuerst auf Englisch. Heute spricht seine Frau längst auch schwäbisch – nach Finnisch, Englisch, Schwedisch, Hebräisch und Arabisch ihre sechste Sprache.

Zwei Jahre lang haben die Schillings in Amman, der Hauptstadt Jordaniens, Arabisch gelernt. Denn schon früh war ihnen klar, dass sie die Kirche in der Arabischen Welt unterstützen wollten. Christoph Schilling ließ sich dafür freistellen. Im Jahr 2002 gingen die Schillings in den damals noch nicht geteilten Sudan. Schilling unterrichtete am theologischen Seminar, in Englisch und Arabisch. Die Familie blieb bis 2013, als sie das Land aus Sicherheitsgründen verlassen musste. Damals wurden viele Ausländer des Landes verwiesen. „Unsere Kinder sind gerne im Sudan aufgewachsen“, sagt Schilling, er hat zwei Söhne und eine Tochter. „Unserem Jüngsten hat es leidgetan, aus dem Sudan wegzugehen.“ Nach zwei Jahren in Jordanien, von 2013 bis 2015, erging es dem jüngsten Sohn erneut so.

Eine so lange Zeit im Ausland hinterlässt ihre Spuren. „Ich habe mich verändert“, sagt Schilling. „Der Umgang mit der Zeit ist ganz anders. Und ich hoffe, dass ich mich an die Autofahrregeln wieder gewöhne.“ Schilling will nun wieder Rad fahren, das wäre bei den bisherigen Verkehrsverhältnissen ziemlich gefährlich gewesen. Doch nicht nur der Verkehr sei in Deutschland strenger geregelt: „Es ist sehr sauber, alles ist geordnet, der Müll wird getrennt.“ Es gebe auch Regeln, bei denen man denke, das wäre gar nicht nötig.

„Ich komme gerne aufs Dorf“, sagt Schilling, der Ohmden zuvor noch nicht kannte und vom Evangelischen Oberkirchenrat dorthin gesandt wurde. Im Sudan hat er in der „dörflichen Stadt“ mit Ziegen und Hühnern auf der Straße gelebt. Und mit vielen Nachbarn: „Es herrscht eine freundliche Kultur, Gastfreundschaft wird groß geschrieben, die Leute fühlen sich geehrt, wenn man sie besucht. Man braucht sich und hilft einander.“ Das passiert unter anderem, wenn mal wieder – das sei ganz normal – das Wasser ausgeht und der Nachbar das größere Fass hat oder der Bagger dessen Leitung verschont hat. Die Hilfe beruht natürlich auf Gegenseitigkeit. „Wo wir gelebt haben, war es in der Regel sehr friedlich“, sagt Schilling. „Vielleicht war es dort abends draußen sicherer als in mancher deutschen Großstadt.“

Die Ohmdener Pfarrstelle ist eine 50-Prozent-Stelle, parallel wird Schilling an seiner Dissertation arbeiten. Vielleicht bleibt ihm ja noch ein wenig Zeit für die Hobbys, Schilling spielt gerne Klavier und Ultimate Frisbee. Diesen Mannschaftssport mit der Wurfscheibe hat er sowohl im Sudan als auch in Jordanien gespielt.

Der Einführungsgottesdienst in der Kirche Sankt Cosmas und Damian beginnt am Sonntag, 13. September, um 9 Uhr.