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„Ich liebe es, mitten in der Welt zu leben“

Porträt Georg Steffens hat bei seiner Arbeit als Journalist wichtige Impulse für sein Pfarramt in Schlierbach gesammelt.

Pfarrer Georg Steffens vor der Schlierbacher Georgskirche (nicht nach ihm benannt)
Pfarrer Georg Steffens vor der Schlierbacher Georgskirche (nicht nach ihm benannt)

Schlierbach. „Junge, werd‘ nicht Pfarrer, mach‘ was Anständiges; werd‘ Journalist, schreiben kannst du.“ Georg Steffens ist dem Ratschlag seines ebenso kirchenfernen wie von ihm geschätzten Lateinlehrers gefolgt - und auch nicht. Denn heute ist der 41-Jährige beides. Georg Steffens ist seit diesem Jahr Pressepfarrer des evangelischen Kirchenbezirks Göppingen. Seine Aufgabe sieht er in der Brückenfunktion zwischen Dekanat und Medien. Die Tätigkeit macht ihm Spaß, sagt Steffens im Schlierbacher Pfarrhaus.

Bevor der gebürtige Flensburger zu seinen 1 700 Gemeindemitgliedern nach Schlierbach kam, war er in einem Teilort von Alpirsbach Pfarrer. Da er dort ein „echtes Pfarrplanopfer“ geworden sei und nur noch eine 75-Prozent-Stelle innehatte, ging er zum Schwarzwälder Bote. Seine Aufgaben umfassten das gesamte Spektrum einer Lokalredaktion. Nur mit Sport hat er nichts am Hut, bekennt Steffens, weder journalistisch noch privat. So interviewte er beispielsweise den Kabarettisten Uli Keuler und berichtete aus Gemeinderatssitzungen.

Bei seiner journalistischen Arbeit hat er auch spannende Impulse für seine Tätigkeit als Pfarrer erhalten, berichtet Steffens. Ein Anliegen ist ihm die Ökumene, sei es in der Kooperation mit katholischen Gemeinden oder anderen evangelischen Ausprägungen. Für Georg Steffens sind Netzwerke wichtig. Denn Glaube bedeutet für ihn nicht Weltabgewandtheit, betont er. Er liebt es, mitten in dieser Welt zu leben und zu sehen, „wie Jesus diese Welt voranbringt“.

Im Süden Deutschlands schätzt er die vielfältigen Glaubensformen und kirchlichen Angebote. In dieser Hinsicht ist Norddeutschland ärmer, sagt Steffens, der in Flensburg aufgewachsen ist und einige Jahre in Bethel studiert hat.

In Schlierbach fühlt sich Steffens auch ohne seine Tätigkeit als Pfarrer wohl. Aufgeschlossen wirkt er. Ganz anders als seine Mitbewohnerin: eine große Stoff-Meckerziege, die auf den Namen „Unzufriedel“ hört und ihn in die Familiengottesdienste begleitet. Sie gibt sich garstig und bezeugt doch, welch Anliegen dem Schlierbacher Pfarrer die Jugendarbeit ist.Axel Raisch