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Im Buchcafé gehen die Lichter aus

Wirtschaft Das Buchcafé One in Dettingen schließt zum Ende des Jahres. Betreiber Stefan Fink zieht aus familiären Gründen nach 17 Jahren einen Schlussstrich. Von Antje Dörr

Stefan Fink schließt das Buchcafé in Dettingen. Gespräche über eine Nachfolge laufen. Foto: Carsten Riedl
Stefan Fink schließt das Buchcafé in Dettingen. Gespräche über eine Nachfolge laufen. Foto: Carsten Riedl

Stefan Fink ist keiner, der aus seinem Herzen eine Mördergrube macht. Die Entscheidung, das Buchcafé in Dettingen zu schließen, falle ihm schwer, sagt er. „Das Geschäft war eine Herzensangelegenheit für mich.“ Jetzt aber hat der Kopf gesiegt. Fink ist Vater von drei Kindern im Alter von zwei, vier und sechs Jahren. „Als ich das Geschäft vor 17 Jahren begonnen habe, war ich alleine. Meine Möglichkeiten, zu arbeiten, haben sich verändert. So, wie der Laden aufgestellt ist, fordert das einen großen Einsatz“, begründet der 47-Jährige die Entscheidung.

Auch viele Dettinger werden den Laden, der im Alten Gemeindehaus in der Ortsmitte untergebracht ist, schmerzlich vermissen. Das Buchcafé hat ein wenig städtisches Flair nach Dettingen gebracht mit Cappuccino, dem Angebot an Büchern und Geschenken, der Eistheke im Sommer, die nicht nur den Kindern fehlen dürfte, und den Lesungen, die Fink regelmäßig organisiert hat. Fink ist ein Macher, ein leidenschaftlicher Botschafter für das Lesen. Er holte am Frederick-Tag Autoren an die Schulen, brachte am Welttag des Buches viele Hundert Exemplare unter die Schüler.

„Wir hatten immer das Ansinnen ‚Suchet der Stadt Bestes‘ “, zitiert Fink aus Jeremia 29. Auch wenn Gottes Aufforderung der Aufwertung Babylons gilt und der Vergleich zu Dettingen somit ein wenig hinkt, wird klar, was Stefan Fink meint. „Ich bin in Dettingen geboren, zur Schule gegangen, lebe hier. Ich wollte dem Ort etwas Gutes tun“, sagt er.

Vom Geschäftsmodell, mit dem er vor 17 Jahren begonnen hat, ist Fink nach wie vor überzeugt. „Die Verbindung aus Buch, Geschenk und Café ist einfach eine schöne Kombination.“ Heute gebe es solche Geschäfte überall, „wir waren damals aber mit die Ersten“, sagt Fink stolz. Er gebe den Laden nicht aus wirtschaftlichen Gründen auf. „Allerdings muss man ehrlich sagen, dass sich die Situation für den Einzelhandel auf dem Land nicht verbessert hat. Einsatz und Ertrag gehen immer weiter auseinander.“ Das Buchcafé in Münsingen, das der Dettinger ebenfalls betreibt, bleibt jedoch geöffnet. Dort sei die wirtschaftliche Situation besser, weil der Laden ein größeres Einzugsgebiet habe und es dort keine weitere Buchhandlung gebe.

Dass das Buchcafé Corona „überlebt“ hat, wenn auch nicht mit Plus, macht Fink stolz. „Das ist für ein Geschäft auf dem Land eine große Sache.“ Der Laden hat sich immer wieder anpassen müssen. Beispielsweise als klar wurde, dass die „Cappuccino-Mum“, die morgens Zeit hat, im Café zu sitzen, dank besserer Kinderbetreuung eine aussterbende Spezies ist, und Fink deshalb die Entscheidung traf, künftig nur noch nachmittags zu öffnen. „Für viele Menschen war das nicht so glücklich, weil sie ihre Sachen am liebsten morgens erledigen. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht war es aber die richtige Entscheidung“, sagt Fink. Seine jüngste Idee, nämlich den Laden für private Events zu vermieten, scheiterte an der Pandemie.

Stefan Fink hat Hoffnung, dass die Lichter im Erdgeschoss des Alten Gemeindehauses nicht für immer ausgehen. Er tut, was er kann, um der Kirchengemeinde zu helfen, einen Nachmieter zu finden. „Es laufen momentan Gespräche mit einem aussichtsreichen Bewerber, der das Konzept im Großen und Ganzen aufrechterhalten würde“, sagt Fink. Die letzten Wochen will er sich jetzt noch mal richtig reinhängen für seinen Ort. Der Laden ist weihnachtlich dekoriert, neue Ware ist bestellt. „Das ist mein Anspruch, dass wir es gut machen bis zum letzten Tag.“