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Im Café Luftschloss ist bald Schluss

Gastronomie Es war in Dettingen der Treffpunkt Nummer eins für Familien. Ende Januar schließt Maria Häfele nach nur zwei Jahren ihr Café Luftschloss. Was dahintersteckt, und wie es weitergeht. Von Antje Dörr

Die Idee hatte Charme: Bücherei und Café, wirtschaftlich getrennt, aber räumlich vereint im Alten Gemeindehaus in Dettingen, dort, wo früher Stefan Fink das Buchcafé in Dettingen betrieb. Im Frühjahr 2020 gestartet und mit viel Liebe zum Details von Eigentümerin Maria Häfele hergerichtet, hat das Café Luftschloss vielen Menschen aus Dettingen und anderswo großartige Nachmittage beschert. Im Garten oder unter Bäumen vor der Kirche sitzen, eine Kugel Eis essen und die Kinder in der Bücherei oder im Spielhäusle gut aufgehoben wissen – das gehörte für Familien in den vergangenen Jahren einfach dazu.

 

Ich habe zwei Jahre lang keinen Cent verdient.
Maria Häfele, Café-Betreiberin

 

Was wohl keiner der Gäste, die in unregelmäßigen Abständen vorbeikamen, wusste: Maria Häfele verdiente an dem Vergnügen, das sie ihren Gästen bescherte, keinen Cent. Die Dettingerin sagt das nicht mit Bitterkeit, als sie auf einem Stuhl der Ortsbücherei sitzt und erzählt, warum sie ihren Traum nach nur knapp zwei Jahren beerdigen muss, bevor er sich für sie zum wirtschaftlichen Desaster entwickelt. Es ist eine Mischung aus zu wenigen – und oftmals keinen – Gästen an den Tagen, an denen die Ortsbücherei nicht geöffnet hatte. Aus Problemen, feste Angestellte zu finden, damit Häfele auch einmal nicht im Laden stehen musste. Aus Veranstaltungen, die Geld in die Kasse spülen sollten und dann schlechter liefen als erhofft. Aus Corona-Regelungen, die im ersten Winter 20/21 die Gäste abschreckten. Aus verregneten Sommertagen, die verhinderten, dass ein Puffer für den Winter gebildet werden konnte, und aus Preissteigerungen, die alles auffraßen, was im gut laufenden Sommer 2022 über Eisverkäufe hereinkam. „Ich weiß Ende des Monats nicht, wie ich meinen Kredit bezahlen soll, wie ich meine Miete bezahlen soll“, sagt Häfele, die das Café Luftschloss von der evangelischen Kirchengemeinde mietet. Und das trotz eines Dettinger Investors, der ihr aus dem Wunsch heraus, eine lebendige Ortsmitte zu haben, für das Luftschloss Geld gegeben hat, einfach so.

Das Café zu schließen, fällt Maria Häfele schwer. „Die Begegnungen sind unglaublich schön gewesen. Das war einer der Gründe, warum ich das Café übernommen habe“, sagt sie mit Tränen in den Augen. Sie erzählt von Kindern, die mit ihren Freunden kamen, um eine Waffel zu essen und eine heiße Schokolade zu trinken, oder die mit Centbeträgen in den schwitzigen Händchen kamen, um eine Kugel Eis zu kaufen. Von Familien, die sich mehrmals in der Woche im Garten des Café Luftschloss trafen, vermutlich, weil daheim zu wenig Platz war, und „weil man hier immer jemanden zum Spielen trifft“. Von Müttern, die sich mit ihrem Kaffee in den Garten setzten, die Stille genossen und am Ende sagten: ‘Das war wie ein kleiner Urlaub. Jetzt kann die Woche kommen.’ „Menschen glücklich machen, das mag ich“, sagt Maria Häfele. Und ergänzt: „Aber man muss halt auch selbst glücklich werden“. 

Nun beginnt der Endspurt im Café Luftschloss. Einiges hat Maria Häfele schon verkauft, Ende Januar ist endgültig Schluss. Anschließend braucht sie erst mal eine Pause. „Ich gehe zurück in die Elternzeit, das Ganze verarbeiten, und dann neu justieren. Ich bin ja ordentlich auf die Nase gefallen“, sagt Maria Häfele. Für ihr Leben nach dem Luftschloss ist sie hoffnungsvoll. „Es ergibt sich immer etwas. Ich bin in meinem Leben schon viel herumgekommen.“ Sie freut sich darauf, wieder mehr Zeit für ihre Kinder zu haben, und für ihren Mann, dem sie am meisten danken wolle, sagt sie. „Er hat jeden Nachmittag die Kinder aufgefangen, sich ins Café gestellt, wenn ich krank war, es okay gefunden, dass ich nichts verdient habe“. Bei aller Traurigkeit schaut Maria Häfele auch mit Freude auf dieses Kapitel in ihrem Leben zurück, das bald zu Ende geht. „Ich bin dankbar für die Zeit und für die vielen Menschen, die mich unterstützt haben.“

 

Wie es weitergeht

Eins ist jetzt schon klar: Eine Gastronomie mit Eis, Kaffee und Kuchen wird es im Alten Gemeindehaus in Dettingen nicht mehr geben. Die Evangelische Kirchengemeinde vermietet das gesamte Erdgeschoss ab dem 1. Februar an die bürgerliche Gemeinde, die Trägerin der Ortsbücherei ist. Die Bücherei wird also künftig die Flächen nutzen, die bisher vom Café Luftschloss betrieben wurden. „Die Küche bleibt, falls die Bücherei immer wieder Events machen will“, sagt der Pfarrer der Kirchengemeinde, Daniel Trostel. Die Idee, eine Bewirtung ehrenamtlich zu stemmen, damit es in der Ortsmitte weiterhin Eis und Kaffee gibt, sei schnell verworfen worden. „Das ist nicht zu stemmen“, sagt Daniel Trostel. Die Gemeinde bedaure es außerordentlich, dass Maria Häfele aufhöre, „weil es ein Treffpunkt in der Ortsmitte war“. Einen anderen Pächter wollte die Gemeinde nicht suchen. „Wir haben keine Möglichkeit gesehen, dass jemand anderes es übernimmt, weil wir ja gesehen haben, dass es sich nicht rechnet“. adö