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Im Notfall springt der Kollege ein

Auszeichnung Wer bei der Freiwilligen Feuerwehr ist, muss manchmal schnell seinen Ar- beitsplatz verlassen. In Schlierbach haben viele Firmen dafür Verständnis. Von Tobias Flegel

Ein Feuerwehrmann verfolgt mit Kollegen die Auszeichnung von ehrenamtsfreundlichen Unternehmen im Innenministerium in Stuttgart.
Ein Feuerwehrmann verfolgt mit Kollegen die Auszeichnung von ehrenamtsfreundlichen Unternehmen im Innenministerium in Stuttgart. Sechs der landesweit 33 Preisträger kommen aus Schlierbach. Foto: Steffen Schmid

Eine Gasleitung kann Simon Haller nicht offen stehen lassen, wenn sich sein Piepser meldet. „Man muss abwägen“, erklärt der Heizungsbauer und stellvertretende Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr in Schlierbach. Doch wenn es sich nicht um eine heikle Arbeit oder einen wichtigen Geschäftstermin handelt, sollten Männer wie Simon Haller schauen, dass sie schnell zum Einsatzort gelangen. Ohne das Einverständnis des Arbeitgebers wäre das nicht möglich.

Eben jene Rücksichtnahme von Unternehmen auf ehrenamtlich tätige Mitarbeiter hat das Innenministerium in Stuttgart gewürdigt. Mit einem halben Dutzend Firmen und Betrieben kamen aus Schlier- bach so viele Preisträger wie sonst aus keinem anderen Ort im Land. Insgesamt zeichnete das Ministerium 33 Firmen und Betriebe aus ganz Baden-Württemberg aus, neun davon stammen aus dem Kreis Göppingen.

Etliche der Unternehmen in Schlierbach waren nicht auf die Auszeichnung vorbereitet. „Wir haben gar nicht gewusst, dass es so etwas gibt“, sagt Gitta Vester verwundert. Sie ist die Frau von Wolfgang Vester, der mit seinem Sohn Christian den gleichnamigen Energiehandel in Schlierbach führt. Der 35-jährige Juniorchef ist bereits seit 20 Jahren Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr und lässt im Notfall seine Arbeit ruhen. Ebenfalls nicht auf die Auszeichnung vorbereitet war der örtliche Maschinenbauer Eberhard: „Wir wussten von nichts“, sagt Marketingmanagerin Natalia Moshkova. Das Unternehmen beschäftigt zehn Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr.

Obwohl sie den Ausfall von Mitarbeitern manchmal schnell ausgleichen müssen, profitieren die Firmen von Ehrenamtlichen. „Wir freuen uns, dass es solche Leute gibt, die in einem Notfall auch uns retten“, sagt Natalia Moshkova. Die Firma stellt die Beschäftigten frei, wenn sie zu einem Einsatz gerufen werden. „Kurze Wege sind von Vorteil“, sagt Bürgermeister Sascha Krötz. Etwa drei Minuten dauert es, bis ein Feuerwehrfahrzeug besetzt sei. „Wir haben ein riesiges Gewerbegebiet für eine kleine Gemeinde von der Größe Schlierbachs“, erklärt der Schultes.

Die ausgezeichneten Firmen betrachten das Verständnis für den Dienst an der Gesellschaft als etwas Normales. „Anderen zu helfen, ist doch eigentlich etwas Selbstverständliches“, sagt Gitta Vester. Aus ihrer Sicht hält sich die Abwesenheit ihres Sohns aufgrund von Feuerwehreinsätze in Grenzen. Die Frau des Energiehändlers sagt, dass ihr Sohn tagsüber nicht allzu oft zu Einsätzen ausrücken muss und dem Geschäft fern bleibt.

Die in vielen Fällen unerwartete Anerkennung durch das Innenministerium freut die Firmen und Betriebe in Schlierbach. „Das ist eine richtig geile Sache, dass das so hochgehoben wird“, sagt Rolf Seeberger. Er ist der Seniorchef des gleichnamigen Geschäfts für Elektro- und Sicherheitstechnik. Sowohl er als auch sein Sohn sind seit vielen Jahren Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr im Ort. „Man macht das Ehrenamt nicht wegen dem Geld“, sagt der Seniorchef. Die Urkunde will er rahmen lassen und im Betrieb aufhängen: „Eine solche Auszeichnung muss man auch hochhalten“, findet Rolf Seeberger.

Feuerwehr wollte sich bei Unternehmen bedanken

Auslöser „Es geht darum, ein Dankeschön zu sagen, dass Firmen ihre Mitarbeiter so unkompliziert gehen lassen“, sagt der stellvertretende Feuerwehrkommandant von Schlier- bach, Simon Haller. Die Wehr hat erstmals Vorschläge beim baden-württembergischen Innenministerium eingereicht.

Prozedere Die Freiwillige Feuerwehr in Schlier- bach hat insgesamt sechs örtliche Betriebe für eine Auszeichnung vorgeschlagen. Über einen Ausschuss des Feuerwehrverbands gelangte die Auswahl ans Innenministerium. Die Landesbehörde wählte sechs Firmen und Betriebe aus - so viele wie in keiner anderen Kommune. tof