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Im Rausch der Farben

Farben Grundsätzlich lässt sich das Haus durchaus mit Naturfarben streichen, die rein pflanzlich oder mineralisch hergestellt sind. Von Judith Reischl

Im Rausch der Farben
Im Rausch der Farben

Wenn die Farbe an den Wänden nicht mehr so fein anzuschauen ist, dann juckt es vielen in den Händen. Ran an Farbeimer, Pinsel in die Hand und los geht’s. Doch halt! Ist das alles so gesund, was da an die Wand kommt? Was ist in den Farben eigentlich so alles drin?

Wer sich dann einmal näher mit dem Thema Farben und Anstriche beschäftigt, Stiftung Warentest liest und Ökotest aufschlägt, dem schwirrt der Kopf und bald stellt sich die Frage: Kann man guten Gewissens überhaupt noch streichen?

„Ja, das kann man“, stellt Joachim Fischer-Gertz, Inhaber des Bauladens in Kirchheim, fest. Seit 28 Jahren berät er seine Kunden in Sachen biologischer Baustoffe. Was etwa in den Siebzigerjahren begann, ist heute in der gesellschaftlichen Mitte angekommen. „Wir mussten anfangs zu jeder Dose Farbe einen Vortrag halten und viel erklären und argumentieren“, schmunzelt Joachim Fischer-Gertz heute im Rückblick. Der Baubiologe berät ganzheitlich. „Meist fangen junge Eltern an zu überlegen, wie sie das Kinderzimmer streichen und einrichten sollen“, resümiert der Baubiologe. „Und da ist der erste Schritt, sich mit Baumaterialien und Farben zu beschäftigen. Und dann tauchen schnell immer mehr Fragen auf, hier können wir weiterhelfen“.

Herkömmliche, konventionell hergestellte Farben aus dem regulären Fachhandel und dem Baumarkt, basieren auf Erdöl. „Das heißt kurz gesagt, sie sind auf Kunststoffbasis hergestellt“, erklärt Fischer-Gertz.

Der Hauptunterschied zu Naturfarben ist, dass diese auf rein pflanzlicher und/oder mineralischer Basis hergestellt sind, zudem aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen. „Ein Hersteller aus der Region ist Biofa aus Bad Boll, der Marktführer mit großem Sortiment ist Auro“, beschreibt er zwei der Alternativen zu konventionellen Farben. Doch auch in Farben, Lacken und Lasuren ist nicht immer „Bio“ und „Natur“ drin, wenn es auf der Verpackung steht. Kunden sollten auf bestimmte Reizworte achten. Tauchen beispielsweise die Worte Isoaliphate oder Isoparaffine bei der Beschreibung auf, handelt es sich nicht um eine Naturfarbe. Petrochemische Bestandteile lassen sich zudem nicht wieder in den natürlichen Kreislauf zurückführen und werden überdies in absehbarer Zeit nicht mehr verfügbar sein.

Naturfarbenhersteller wie beispielsweise Auro setzen hingegen auf Pflanzen als Lieferanten von stets erneuerbaren Rohstoffen, die sich vielfältig nutzen lassen: Aus Stängeln wird Zellulose gewonnen, aus Blättern Farbstoffe, Wachse von Blattoberflächen, Fette und Eiweiße aus Früchten und Duftstoffe genauso wie Harze aus Blüten. Eine Pflanze stellt ihre „Produkte“ abfallfrei her. Umwelt- und Gesundheitsbeeinträchtigungen oder Lagerprobleme existieren bei der Entsorgung von Naturfarben nicht. Pflanzliche und mineralische Grundstoffe sind vollständig biologisch abbaubar.

Joachim Fischer-Gertz zählt weitere Vorteile auf: „Naturfarben laden sich nicht statisch auf und ziehen somit keinen Staub an, sie enthalten keine Fungizide und Biozide und sind dampfdiffusionsoffen“. Ein weiterer Pluspunkt für aufgeklärte Renovierer ist die vollständige Deklaration aller Inhaltsstoffe.