Kirchheim. Der Juni hat es in sich. In Sachen Natur zeigt er sich bisher nicht von der besten Seite. Im Gegenteil: Unwetter, Regenfluten und Schlammlawinen sorgten für unliebsame Schlagzeilen. Als wäre es noch nicht schlimm genug. Das Wasser geht dank den sommerlichen Temperaturen zurück und jetzt macht sich in allen überfluteten Gebieten die Mückenplage breit. Die hohen Temperaturen, zum Teil über 30 Grad, sind der Auslöser für die schnelle Entwicklung der Schnaken. Eine Woche brauchen die Blutsauger für ihre Entwicklung.
In den Pfützen und Tümpeln aufüberfluteten Feldern in der Region gibt es keine natürlichen Feinde für die Mücke. Weder Libellenlarven noch Fische stören beim Wachsen. So könnte demnächst eine Invasion auf die verschiedenen Regionen im Kreis zukommen. Es ist wie im Horrorfilm: Die weiblichen Stechmücken gehen auf Jagd nach Menschenblut und verursachen unruhige und juckende Nächte. Das Blut verwenden die Minivampire für ihren Nachwuchs.
Entlang des Rheins herrscht Mückenalarm. Das anhaltende Hochwasser sorgt in den Anliegergemeinden am Rhein und in den Rheinauen für reichlich Mückennachwuchs. Auch in der Region und im Landkreis gab es durch die schweren Gewitterregen Überflutungen. Droht der Region um die Teck jetzt auch eine Schnakeninvasion?
Robert Poremba vom BUND-Kreisverband in Esslingen sieht die Situation für den Landkreis weniger drastisch: „Ein erhöhtes Aufkommen von Stechmücken und anderen Arten ist durch das Wetter der vergangenen Wochen und dem zu warmen Winter zu erwarten.“ Ökologisch gesehen ist es in diesem Jahr vor allem für die Fressfeinde der Schnaken ein gutes Jahr. Die vielen Insekten bieten ihnen reichlich Nahrung. Poremba relativiert: „Plage“ im Zusammenhang mit den Mücken klingt zu dramatisch. Das Problem ist eher, dass der Mensch die natürlichen Feinde zurückdrängt und somit die Plage noch unterstützt.
Für das Ökosystem in der Region sieht der Naturschutzexperte keine Gefahr. „Ein schädlicher Einfluss auf die Natur ist nicht zu erwarten“, weiß er. Im Gegenteil, alle Mückenarten erfüllen eine wichtige Funktion als Nahrungstiere. Die Larven stehen auf dem Speiseplan der Fische und die ausgewachsenen Tiere zählen zum täglichen Menü der Vögel und Fledermäuse. „Zudem haben die männlichen Mücken eine nützliche Aufgabe. Sie dienen als Pflanzenbestäuber.
Während also die männlichen Insekten ihren Beitrag zum Wachstum in der Natur leisten, werden die weiblichen Biester lästig; denn nur sie stechen. Und dabei verlässt sich Frau Mücke auf ihren Geruchssinn. Nicht das Licht, wie vielerorts vermutet, zieht die Mücken an, sondern der Geruch des Menschen. Deshalb gibt es bekanntlich Menschen, die kaum gestochen werden, während andere von Stichen übersät sind. Die Insekten sind durchaus wählerisch.
Robert Poremba liefert zur Schnakenabwehr nützliche Tipps: „Von der chemischen Keule rate ich zunächst ab, da die Gifte nicht nur schädlich für andere Tierarten, sondern auch für den Menschen sein können.“ Vielmehr setzt der Mückenkenner auf Fliegengitter und Moskitonetze über den Betten. Ebenso wirksam sind klassische natürliche Hausmittel: Niemöl, Lavendelöl und Zitronellaöl gelten als gute Hilfe, um die Schnaken vom Blutsaugen abzubringen.
Viele der Duftrezepturen können im eigenen Haushalt schnell und günstig selber gemischt werden. Interessierte finden im Internet unter www.zentrum-der-gesundheit.de viele Tipps zur Abwehr der Minivampire. Einziger Wermutstropfen: Das lästige nervige Summen der Weibchen bleibt auch bei bester Abwehr kaum erspart. Die männlichen Mücken suchen ohnehin nicht die Nähe der Menschen, sondern begnügen sich mit fein duftenden Blüten.