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Im Takt der Windräder

EnBW will Nachtspeicheröfen flexibler machen – Modellversuch auf dem Schafhof verlängert

Überschüssige erneuerbare Energie zu speichern, ist ein ungelöstes Problem. Doch um solche Unregelmäßigkeiten ­sogar nutzen zu können, macht die EnBW auf dem Kirchheimer Schafhof den Modellversuch „Flexibler Wärmestrom“ – ein Lösungsansatz mit intelligenten Stromzählern.

Projektleiter Jan Gratenau erklärt 150 Schafhoflern den „flexiblen Wärmestrom“. Das Wohngebiet ist eines von drei Testgebieten i
Projektleiter Jan Gratenau erklärt 150 Schafhoflern den „flexiblen Wärmestrom“. Das Wohngebiet ist eines von drei Testgebieten im Land. Foto: Jean-Luc-Jacques

Kirchheim. „Wir nutzen den Strom nicht immer, wenn gerade viel im Netz ist“, erklärt Projektleiter Jan Gratenau von der EnBW. Die Nachtspeicheröfen auf dem Schafhof laden – wie der Name schon sagt – vorwiegend nachts. Doch seit Sonne und Wind eine großen Teil des Stroms in Deutschland produzieren, gibt es Zeiten, in denen ein Überschuss an Energie im Netz ist: Gegen 14 Uhr zum Beispiel, wenn die Sonne kräftig scheint, oder 22 Uhr, wenn der Wind am fleißigsten weht. Auch in den frühen Morgenstunden, wenn sich die meisten noch in ihren Träumen wiegen, bleibt der produzierte Strom oft ungenutzt.

Wie man diesen Strom in großen Mengen speichern kann, bleibt zwar nach wie vor ein ungelöstes Rätsel. Doch der Modellversuch „Flexibler Wärmestrom“ auf dem Schafhof und zwei anderen Gebieten in Baden-Württemberg verfolgt einen neuen Lösungsansatz – mit intelligentem Messsystem sollen die Heizungen an den Strommarkt angepasst werden.

Für das Projekt empfohlen hat sich der Schafhof durch den hohen Anteil an Nachtspeicheröfen. Als der Stadtteil in den 1970er-Jahren neu erschlossen wurde, war das elektrische Heizen noch in: Einerseits galt es als umweltfreundlich, andererseits war es dank Kernenergie günstig. Anders seit der Energiewende: Die Nachtstromheizungen wurden schnell zum Auslaufmodell erklärt – und kehren jetzt als Retter des Ökostroms zurück?

„In Zukunft sollen die Heizungen immer dann laden, wenn viel Strom im Netz ist“, erklärt Jan Gratenau. So wird die überflüssige Energie genutzt, und gleichzeitig kann die EnBW den Strom günstig auf der Börse kaufen. Denn auch die Strompreise werden durch Angebot und Nachfrage bestimmt: In dem Moment, wo jeder Strom benötigt, ist er am teuersten. Ob der Verbraucher auf dem Schafhof dann etwas vom vergünstigten Einkaufspreis merkt, kann Jan Gratenau noch nicht sagen. „Wir sind nach zwei Jahren Testphase noch längst nicht fertig“, erklärt er die ungewisse Lage. Es gebe noch einige Ungenauigkeiten, die behoben werden müssten – deswegen hofft die EnBW darauf, dass die mutigen Pioniere auf dem Schafhof weiter testen.

Für den Versuch wurden bei den sieben Testhaushalten intelligente Stromzähler eingebaut, die über einen Router Daten an die EnBW-Zentrale weiterleiten. So können die Freigabezeiten, in denen die Heizung laden kann, daran angepasst werden, wie viel Strom gerade produziert wird.

Ob das Projekt Zukunft hat, hängt allerdings weder von der EnBW noch vom Schafhof ab. Vier wichtige Säulen müssen seitens der Politik gebaut werden, damit der flexible Wärmestrom flächendeckend in die Tat umgesetzt werden kann. Eine davon ist schon in Sicht: in den nächsten Jahren soll nach Plänen der Bundesregierung jeder Wärmestromkunde ein intelligentes Messsystem bekommen, dass die flexiblen Freigabezeiten ermöglicht. „Das wird sicherlich nicht mehr in 2015 passieren und auch nicht in 2016, aber ab 2017 können wir mit dem neuen Messsystem rechnen“, sagt Jan Gratenau.