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Immer mehr junge Leute rauchen

Sucht Der Konsum an Zigaretten und sogenannten „Vapes“ unter Teenagern steigt. Nach jahrelangem Rückgang lässt sich nun eine Trendwende erkennen. Das macht den Verantwortlichen Sorgen. Von Mila Schmitz

Wer sich in der Nähe eines Raucherbereichs, zum Beispiel in einem Club oder einer Bar, aufhält, dem fällt auf, dass es dort plötzlich wieder eng zugeht. Neben dem klassischen Geruch von Zigaretten liegt meist auch etwas Süßes in der Luft. Es handelt sich um Einweg-E-Zigaretten, auch Vapes genannt, die nach Wassermelone, Erdbeere, Blaubeere oder Minze schmecken. Sie werden immer beliebter.

Befragungen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung belegen bis 2021 einen Rückgang des Rauchens bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 Jahren. Doch eine aktuelle Debra-Studie  (Deutsche Befragung zum Rauchverhalten) belegt einen neuen Trend: Innerhalb eines Jahres hat sich der Anteil rauchender Jugendlicher verdoppelt. Während im Jahr 2021 noch 8,7 Prozent der 14- bis 17-Jährigen rauchten, waren es im Jahr 2022 bereits 15,9 Prozent. Besonders stark steigt der Konsum von E-Zigaretten. Während nur 0,5 Prozent der Jugendlichen im Jahr 2021 E-Zigaretten rauchten, waren es ein Jahr später 2,5 Prozent.

Suchtberatungsstellen und Jugendhäuser sind alarmiert. Die Leiterin des Kinder- und Jugendtreffs Weilheim Evelyn Dobberke äußert sich besorgt – vor allem gegenüber den Vapes. Sie kann zwar nicht sagen, ob wieder mehr Jugendliche rauchen, ihr ist aber aufgefallen, dass sich etwas verändert hat. „Die 18- bis 20-Jährigen, die schon zuvor geraucht haben, bleiben bei den normalen Zigaretten“, erklärt sie. Bei den Jüngeren, die gerade anfangen zu rauchen, bemerkt die Jugendarbeiterin den Konsum von Einweg-E-Zigaretten. Und das, obwohl Rauchen in und um den Treff verboten ist. „Hätte jemand, der Vapes raucht, auch zu Zigaretten gegriffen?“ fragt sich Evelyn Dobberke. Sie hat den Eindruck, dass vor allem junge Mädchen auf Vapes ansprechen. Sie locken mit unterschiedlichen Geschmacksrichtungen und dichtem Rauch, der zum Ringepusten nur so einlädt.

Auch die Beratungsstelle Sucht und Prävention des Landkreises Esslingen sieht den Konsum von E-Zigaretten ausgesprochen kritisch: Jugendliche werden durch vielfältige Geschmacksvarianten und bunte Aufmachungen neugierig gemacht, Risiken werden verharmlost. Dabei stehen neben gesundheitlichen Auswirkungen auch der Einstieg ins Rauchen, das „Einüben“, und die Entwicklung einer Abhängigkeit auf der Liste der Gefahren.

Deswegen unterstützt die Beratungsstelle für Sucht und Prävention Forderungen wie etwa die des Deutschen Krebsforschungszentrums: „Jugendtypische Verpackungsdesigns und Werbung für E-Zigaretten und Tabakprodukte sollten grundlegend verboten werden“.

Im Kinder- und Jugendtreff Weilheim treffen die jungen Erwachsenen stets auf offene Ohren bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sie verteufeln nichts, erklärt Evelyn Dobberke. Vielmehr versuchen sie, die Jugendlichen zu sensibilisieren und in Gesprächen zur Selbstreflexion anzuregen. Außerdem will man ein größeres Bewusstsein für die Schädlichkeit der Vapes schaffen – im Hinblick auf die eigene Gesundheit, aber auch gegenüber der Umwelt. Beim Kreisjugendring Esslingen findet ein ständiger Austausch über über aktuelle Entwicklungen in der Prävention und die Herangehensweisen anderer Einrichtungen statt.

Die Beratungsstelle Sucht und Prävention hält mehrere Aktionen für junge Erwachsene bereit. Die meisten lernen schon in der Schule die bundesweite Nichtraucher-Kampagne „Be smart – don‘t start“ kennen. Ziel ist, dass sie sich kritisch mit dem Thema befassen und das Gespräch mit Gleichaltrigen suchen. Klar ist für das Beratungsteam, dass derjenige, der raucht, häufig Entlastung in stressigen Situationen sucht. Doch da gibt es vieles, was weitaus besser hilft, als eine Zigarette.