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In den USA regieren Mickey und Donald

Bürgerdankveranstaltung Christoph Sonntag reiht Gag an Gag und begeistert mit seinem schwäbischen Humor die Ehrenamtlichen in Dettingen. Von Iris Häfner

Christoph Sonntag brachte die Dettinger trotz erhobenem Zeigefinger zum Lachen. Fotos: Carsten Riedl
Christoph Sonntag brachte die Dettinger trotz erhobenem Zeigefinger zum Lachen. Fotos: Carsten Riedl

Guten Abend Dettingen“ - so eröffnet Bürgermeister Rainer Haußmann die DSDS-Festlichkeit in der Schlossberghalle. Es ist das Ereignis für die Ehrenamtlichen im Ort schlechthin. Sie sollen sich einfach zurücklehnen, genießen und es sich bei einem guten Essen gut gehen lassen, denn schließlich ist es die Bürgerdankveranstaltung „Dettingen Sagt Danke Schön“.

Viele Worte verliert der Schultes nicht, er steht auf der Bühne und blickt auf eine voll besetzte Halle. „Heute bedankt sich das Hauptamt beim Ehrenamt. Ohne große Reden sollen Sie einen Verwöhnabend genießen“, sagt er und leitet gekonnt auf den Stargast über: „So, no wär des au g‘schwätzt.“

Ein herzliches „Hallöle“ zur Begrüßung genügt - Christoph Sonntag hat die Dettinger von der ersten Sekunde an im Sturm erobert. Gute Laune, quietschvergnügte ­Lacher und nahezu ein Dauergrinsen aus den Zuschauerreihen begleiten den schwäbischen Comedian bei seinem Auftritt. Der Waiblinger weiß, vor welchem Publikum er auftritt. Als Mahnung hat er seine Hintergrundkulisse gewählt: schrill-bunte US-Straßenszenen. Dem Egoismus soll keine Chance gegeben werden. Einem Trumpschen „we first“ setzt er gleich zu Beginn das sonntäglich-schwäbische Statement „we all“ entgegen. Auch wenn Amerika den Gemeinschaftsgedanken kaputt gemacht hat, für Dettingen und den Rest der Republik soll das nicht gelten.

Auf welchem Terrain er sich befindet, weiß er dank eines Telefonats mit seinem Vater auch: „Fahr a Stond belder, du schdoschd a Stond an dr Ambl“, hatte ihm dieser geraten. Als braver Sohn hat er diesen Rat ganz offensichtlich befolgt, denn er steht pünktlich auf der Bühne. Ab dieser Aussage hat er die letzten Zweifler im Saal auf seiner Seite.

Ein Gag jagt den andern im Minutentakt. Manch Hintergründiges und Ernstes ist darin gut verpackt. Christoph Sonntag scheut nicht die aktuellen politischen Aufreger und regt zum Nachdenken an. Etwa, wenn er auf Europa und dann auf die Abspaltungsgedanken von Südtirol und Katalonien zu sprechen kommt. Für ihn ist - auch im Blick auf den Brexit - klar, es läuft auf ein Kern-Europa hinaus. Das sind Baden-Württemberg, Elsass und die Nordschweiz.

Und dann schon wieder Trump: ein Narzisst mit ADHS-Syndrom, der im Körper eines Siebenjährigen gefangen ist und die Hand am Atomknopf hat. Aber wenn eine Schraube locker ist, hat das Leben halt mehr Speed. Mike Pence, von Vertrauten gerne Micky genannt, ist nicht nur ein US-amerikanischer Politiker aus den Reihen der Republikaner und Vizepräsident der Vereinigten Staaten, sondern auch ein Freund von Trump. „Wer hätte gedacht, dass Amerika mal von Micky und Donald zusammen regiert wird“, wundert sich nicht nur Christoph Sonntag.

Auch die deutsche Politik wird gestreift. Der Kabarettist hat seine eigene Interpretation von der „GroKo“. Das heißt „Großes Kotzen“. Horst Seehofer hat das Porzellansyndrom und damit nicht alle Tassen im Schrank.

Die Männer im Allgemeinen und sich selber im Besonderen nimmt er immer wieder aufs Korn, da dürfen kleine Seitenhiebe gegen die Frauen schon sein - schließlich sitzen alle im gleichen Boot. So entwickelt beispielsweise ein großer Stuttgarter Autobauer speziell für Frauen ein Navi. Das sagt dann: „Biegen Sie Richtung Beifahrerseite ab“ - als ob frau nicht wüsste, wo rechts ist. Dann klärt er auf, was ein Hipster ist - nämlich das hochdeutsche Wort für „Seggl“. Jene Spezies hat einen Zottelbart und einen Dutt wie die „Oma Schwieberdingen“. Eines schönen Tags klingelt solch ein 1,95 Meter großes Exemplar namens Sven Thorben Ole an Christoph Sonntags Haustür und entpuppt sich als Freund der Tochter. Die schämt sich für ihren Vater, weil er mit seiner Frisur aussieht wie Ötzi. Das lässt sich der Vater nicht zweimal sagen. Flugs geht er ins Bad, schnappt sich „so a Deng“, sprich Haargummi, und schlingt es um den ersten Bund Resthaupthaar. Dies führt er auch dem Dettinger Publikum vor und enthält ihm auch seine Lieblingskommentare über dieses Aussehen in den sozialen Netzwerken nicht vor. Einer davon: „Endlich entdeckt - die Mutter von Conchita Wurst.“

Die Ehrenamtlichen folgten gerne der Einladung.
Die Ehrenamtlichen folgten gerne der Einladung.