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„In der Schule gibt es klare Anweisungen“

Grundschule Der neunjährige Björn Gölz erzählt, wie der Corona-Lockdown den Alltag an der Verbundschule in Dettingen beeinflusst hat. Von Julia Nemetschek-Renz

Freut sich auf das neue Schuljahr an der Dettinger Verbundschule: der neunjährige Björn Gölz.Foto: Julia Nemetschek-Renz
Freut sich auf das neue Schuljahr an der Dettinger Verbundschule: der neunjährige Björn Gölz. Foto: Julia Nemetschek-Renz

Björn Gölz ist neun Jahre alt und kommt nach den Sommerferien in die vierte Klasse. Er besucht die Sprachheilschule an der Verbundschule Dettingen. Wie er die lange Corona-Pause erlebt hat, warum Lernen zu Hause gar nicht so einfach ist und was er sich für das nächste Schuljahr wünscht, erzählt er im Interview.

Hallo Björn, Mitte März haben aufgrund der Corona-Pandemie ja plötzlich die Schulen geschlossen. Wie war das für dich?

Björn Gölz: Das war schon richtig doof. In der ersten Woche hat meine Mutter noch nicht von zu Hause aus gearbeitet, da habe ich dann halt viel gespielt und auch keine Hausaufgaben gemacht. In der Schule ist das besser, da sagen die Lehrerinnen: „Jetzt haben wir Deutsch, jetzt machst du das und das.“ Es gibt eben klare Anweisungen. Daheim bin ich immer zu meiner Mutter gelaufen und habe ihr aus Langeweile beim Telefonieren zugehört oder beim Fensterputzen zugeschaut. Ich glaube, das fand sie schon manchmal nervig. Sie hat dann gesagt, da könnte ich doch eigentlich gleich selber mein Zimmer aufräumen oder putzen - oder ihr zumindest helfen.

Und, hast du das dann auch gemacht?

Gölz: Ja, einmal war ich zu einem Geburtstag von einem Freund eingeladen und meine Mutter hat halt gesagt, dass ich erst gehen darf, wenn ich all meine Aufgaben erledigt habe. Da habe ich dann schnell meinen Hintern bewegt und war ganz schnell fertig.

Inwiefern hat dir die Schule während dieser Zeit gefehlt?

Es gab einige Dinge, die ich vermisste habe: meine beiden Lehrerinnen, die Kettcars, den Fußballplatz und natürlich meine Freunde. Aber meine Lehrerinnen haben mich sogar mal zu Hause angerufen und gefragt, wie es mir geht. Das ist bei uns nämlich sowieso echt toll, wir haben zwei Lehrerinnen für gerade einmal neun Kinder.

Mittlerweile gehst du ja wieder zur Schule. Was ist da denn alles anders als bisher?

Auf dem Weg zur Schule muss ich im Bus jetzt immer eine Maske tragen. Und wir Schüler dürfen nicht mehr singen im Unterricht, was ich sehr schade finde. Außerdem wurde der Schulhof in zwei Bereiche aufgeteilt. Wir haben dann immer nach der Hälfte der Pause die Seiten getauscht, weil der Bolzplatz natürlich nur in einem Bereich ist. Aber schön war es in der Schule trotzdem.

Welche Unterrichtsfächer machen dir denn am meisten Spaß?

Mathe mag ich sehr, aber am besten gefällt mir Sachunterricht. Da haben wir mal zwei Streichhölzer in ein Reagenzglas gelegt und durften das dann selbst über ein Feuer halten. Als die Streichhölzer sich entzündet hatten, hörte es sich an wie ein Rülpser. Solche Experimente mag ich, das macht Spaß. Mitt­woch­nachmittags gehe ich außerdem noch in die Betreuung. Dort wird zusammen gegessen und danach draußen gespielt.

 

Wie lang bleibst du noch auf der Verbundschule?

Ich komme jetzt in die vierte Klasse und anschließend gehe ich dann auf eine andere Schule. Meine Mutter hatte mal überlegt, mich jetzt schon auf die Grundschule auszuschulen, weil das gehen würde. Aber das war mir nicht so recht. Ich will in Dettingen bleiben, da habe ich meine ganzen Freunde.

Meinst du, die Schule wird noch mal ganz geschlossen?

Wenn überhaupt, dann nur in den Ferien! Nein, die soll jetzt einfach offen bleiben, das fände ich am bes­ten.

Nachmittagsbetreuung spielt große Rolle

Die Verbundschule in Dettingen ist ein Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ). Kinder mit einer geistigen beziehungsweise körperlichen Behinderung gehen hier zwölf Jahre zur Schule. Dazu gibt es an der Verbundschule einen Förderschwerpunkt Sprache. Kinder, die diese Sprachheilschule besuchen, lernen nach dem Lehrplan für die Regelgrundschule. Sie werden an der Verbundschule sprachlich individuell gefördert und wechseln nach vier Grundschul­jahren auf eine weiterführende Schule.

Seit 2017 gibt es auch an der Verbundschule eine Nachmittagsbetreuung an den schulfreien Nachmittagen Mittwoch und Freitag. Anbieterin ist die Lebenshilfe Kirchheim. 25 Schüler werden an ein oder zwei Nachmittagen betreut. „Für die Familien mit einem Kind mit Behinderung ist die Nachmittagsbetreuung ein sehr wichtiges Angebot“, sagt Renate Baiker, Leiterin der offenen Hilfen der Lebens­hilfe Kirchheim.nr