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In Dettingen und in Digitalien

Investitur Nicolai Opifanti wurde als zweiter evangelischer Pfarrer von Dettingen eingeführt. Neben Daniel Trostel füllt er nun eine halbe Stelle aus. Von Peter Dietrich

Bei der Suche nach einer Nachfolge für Wilfried Veeser hatte die Evangelische Kirchengemeinde Dettingen unter Teck Glück: Keinen Tag blieb die zweite Pfarrstelle unbesetzt, lückenlos hat Nicolai Opifanti übernommen. Bisher war er zur Dienstaushilfe bei der Dekanin in Stuttgart-Degerloch tätig. Als Kollege von Daniel Trostel ist er nun mit 50 Prozent in Dettingen in Aktion, die andere Hälfte füllt weiterhin eine Projektpfarrstelle für den „Pfarrdienst in digitalen Räumen“. Bei der Investitur in der St. Georgskirche trafen sich Dettingen und Digitalien: Die Instagram-Gemeinde konnte ihren „@pfarrerausplastik“ live im Netz verfolgen.

Worum es bei einer Investitur geht und worum nicht, das machte Dekanstellvertreter Axel Rickelt deutlich: Das habe nichts mit Investitionen, also Geldanlagetipps zu tun. Es gehe auch nicht um eine Weihe, die einen Menschen zu einem höheren Wesen mache, sondern um eine temporäre Berufung in ein Amt. Für dieses Amt schenkte Axel Rickelt dem neu Verpflichteten ein hilfreiches Buch mit dem Titel „111 Dinge, die ein evangelischer Pfarrer nicht sagt“ – natürlich von einem Pfarrer verfasst.

 

Es geht im christlichen Glauben nicht darum, perfekt zu sein, sondern ehrlich.
Nicolai Opifanti
Pfarrer in Dettingen
 

Geboren wurde Nicolai Opifanti in Kirchheim. Mit 19 Jahren wollte er aus der Kirche austreten und seine Religionslehrerin davon abbringen, an Gott zu glauben. Mit einer sehr gläubigen Freundin hatte er dasselbe vor. Doch sie konnte ihren christlichen Glauben sehr gut begründen und hielt in den Diskussionen Stand. „Ich habe verloren, ich bin jetzt Pfarrer“, bekannte Nicolai Opifanti gegenüber dem Teckboten.

Vor rund 15 Jahren ließ er sich in einen Dettinger Gottesdienst mitschleppen. Eines weiß er von damals noch: Der Pfarrer habe von seinen Problemen mit Jugendlichen erzählt, die er teils am liebsten auf den Mond schießen würde. Warum machte er mit ihnen weiter? Wegen Jesus, habe er gesagt – und wegen des kühlen Bieres, dass er sich immer für hinterher bereitgestellt habe. Diese Ehrlichkeit hatte Nicolai Opifanti tief beeindruckt. „Es geht im christlichen Glauben nicht darum, perfekt zu sein, es geht darum, ehrlich zu sein“, sagt er heute.

Er sei ein großer Fan des VfB Stuttgart, bekannte er, was ja für die Passionszeit eine gute Übung sei. Er liebe die Natur, er habe eine Leidenschaft für schnelle Autos und guten Kaffee. Bei einem Barista-Kurs hat er gelernt, wie man letzteren zubereitet. Dass der neue Pfarrer gut geerdet ist, bewies er auch in seiner Antrittspredigt. Das „ewige Leben“ beginne immer dort, sagte er, wo ein Mensch Jesus begegne, das könne auch beim Kartoffelschälen sein.

Bei der Kirchenwahl 2019 hatte Nicolai Opifanti für den Gesprächskreis „Kirche für morgen“ für die Württembergische Landessynode kandidiert, ohne Erfolg. Das macht ihm nun ein Versprechen zeitlich etwas leichter: Seine Ehefrau Kathrin, sagte er bei der Investitur, komme für ihn immer an erster Stelle, noch vor der Gemeinde. Diese applaudierte.

Die Kirchengemeinden und die bürgerliche Gemeinde arbeiten in Dettingen gut zusammen, zehn der 17 Gruppen für Kinder bis zu sechs Jahren sind in evangelischer Trägerschaft. Das gute Miteinander liege „an Menschen, die das wollen“, sagte Bürgermeister Rainer Haußmann. Was ihm aber zu denken gebe: „Eineinhalb Pfarrer für die Protestanten, aber nur ein Bürgermeister für alle – Augen auf bei der Berufswahl.“

Für das Haus Regenbogen und die Regenbogenknirpse hieß Christiane Breuers den neuen Pfarrer willkommen. Sie schilderte den Beginn der „Kinderschule“ im Jahr 1844: „Der Anstoß ging von der Kirche aus, das Ziel war, überlastete Bauersfrauen zu entlasten. Mitten in der Not, das erforderte Mut. Schon nach kurzer Zeit kamen in Dettingen 60 bis 70 Kleinkinder.“ Nicolai Opifanti trete in seiner Zuständigkeit für die Kinderbetreuung ein großes Erbe an.

Ein anderes Erbe ist in Dettingen ebenfalls groß, das der früheren Mesnerin Eva Lauk. Als sie im Vorjahr in den Ruhestand ging, übernahm vorübergehend ein Team, dass sich die Aufgaben teilt. Doch die Kirchengemeinde wünscht sich zum neuen Pfarrer auch noch einen neuen festen Mesner oder eine feste Mesnerin. Wer sich dafür interessiere, bat Nicolai Opifanti, solle sich doch mal ihn und seinen Kollegen ansehen – und werde merken, dass mit beiden gut auszukommen sei.