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In Holz gehauene Lebensträume

Objekte und Holzskulpturen von Birgit Rehfeldt im Kirchheimer Kornhaus

Bis 21. Februar sind die Arbeiten von Birgit Rehfeldt im ersten Obergeschoss der Städtischen Galerie im Kirchheimer Kornhaus zu
Bis 21. Februar sind die Arbeiten von Birgit Rehfeldt im ersten Obergeschoss der Städtischen Galerie im Kirchheimer Kornhaus zu sehen.Foto: Jörg Bächle

Kirchheim. „Bild-Hauerin“ – unter diesem treffenden Titel sind derzeit Objekte und Holzskulpturen von Birgit Rehfeldt im ersten Obergeschoss der Städtischen Galerie im

Florian Stegmaier

Kornhaus zu sehen. Die Werkschau zeigt einen repräsentativen Ausschnitt ihres Schaffens. Immerhin stammen die zwei ältesten Arbeiten aus dem Jahr 1994, wohingegen die jüngste Arbeit im noch jungen Jahr 2016 entstanden ist. Die überwiegende Anzahl der Exponate datiert aber aus den letzten fünf bis sechs Jahren und spiegelt Rehfeldts charakteristische Themenkreise wieder. Im Zuge ihrer Einführung sprach die Esslinger Kunsthistorikerin Dr. Susanne Lüdtke gar von „Lebensthemen“, die in heimische Hölzer gehauen und geschnitzt werden, sich dem Dialog mit dem Material verdankten und inspiriert seien von der Form des Stammes oder des Astes, den die Künstlerin gefunden, geschenkt bekommen oder gekauft hat.

„Sie können in dieser Ausstellung Birgit Rehfeldt selbst kennenlernen“, versicherte die Laudatorin den Vernissagegästen. Die in Hamburg geborene Künstlerin entstammt der dortigen katholischen Minderheit. Die Affinität des katholischen Milieus zu bildhafter Sinnlichkeit und Prachtentfaltung stellte Susanne Lüdtke als prägenden Einfluss für die Entscheidung der Künstlerin dar, sich nach der Schule mit der bis ins Mittelalter zurückreichenden Tradition der bayerischen Holzbildhauerei zu verbinden und in Berchtesgaden eine entsprechende Ausbildung zu absolvieren.

Das sich anschließende Kunststudium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart bei den Professoren Micha Ullmann und Karl-Henning Seemann ging mit der Entwicklung eigener Bilderwelten einher: Der Alltag, das Leben einer Frau, einer Mutter, einer Hausfrau, die Bedrohung der Natur, die Gier des Menschen in einer durchkapitalisierten Welt. Ernste und existenzielle Aspekte, die in den Arbeiten Brigit Rehfeldts stets mit humorvollem Blick angegangen werden, der die thematische Relevanz nur umso drastischer vor Augen stellt.

Immer wieder begegnen Frauenfiguren. Susanne Lüdtke wies sowohl auf diverse Badenixen hin, ebenso auf die Gestalt der Hausfrau und Mutter, die allen Pflichten, aber auch sich selbst gerecht werden soll und will. So begegne etwa in der Arbeit „Heimspiel“ eine regelrechte Anhäufung und Aufeinanderschichtung von Themen und Lebenszusammenhängen, die dem „ganz normalen Wahnsinn eines Frauenlebens“ zum Ausdruck verhelfen.

Flugzeuge mit Kondensstreifen gehören zu den ganz eigenen Bilderfindungen von Birgit Rehfeldt. „Das Immaterielle – Luft mit winzigsten Wassertröpfchen – wird ins Holz geschlagen“, führte Lüdtke dazu aus. Wieder ist es die Bewegung im Raum, die die Bildhauerin fasziniert. Und wie beim Wasser ist es die fließende, bewegte Materie, die festgehalten wird.

Die Ausstellung „Bild-Hauerin“ mit Werken von Birgit Rehfeldt ist noch bis einschließlich Sonntag, 21. Februar, im ersten Obergeschoss der Städtischen Galerie im Kirchheimer Kornhaus zu sehen. Am Mittwoch, 17. Februar, findet um 19.30 Uhr in der Galerie eine literarisch-musikalische Soiree mit dem Barockviolinisten Bernhard Moosbauer und Jens Wollenschläger am Cembalo statt.