Wenn Helmut Strauß vom Aus erzählt, merkt man den Frust über das Scheitern des Projekts. „Das schmerzt, wenn man sich so dafür engagiert und die Resonanz dann doch so gering ist“, sagt der Macher des Notzinger Bürgerbusangebots, das 2016 mit viel Motivation startete. Zweimal wöchentlich drehte der Bus seine Runden. Mitfahren konnte man für einen Euro. Die Stopps, die die Organisatoren der Seniorengruppe und des Krankenpflegefördervereins ausgetüftelt hatten, reichten vom Wellinger Kirchle bis zum Hofackerweg in Notzingen. Dazwischen steuerte der Bus den Friedhof, die Sporthalle, das Rathaus oder die Geschäfte „Kraut und Rüben“ sowie den CAP-Markt im Ortszentrum an. Die Fahrgastzahlen ließen allerdings zu wünschen übrig. So musste sich das Bürgerbusteam mit seinen zehn Fahrern letztlich ab März 2019 neu orientieren.
Alternative: ein buchbarer Fahrdienst
„Wir sind dann noch mittwochs als Abholdienst zum Mittagstisch im evangelischen Gemeindehaus im Einsatz gewesen“, erinnert Helmut Strauß. Zum damaligen Zeitpunkt gab es ein neues Angebot des öffentlichen Nahverkehrs, die Konzession des Bürgerbusses lief bis 28. Februar 2019. Eine neue zu beantragen wäre angesichts der geringen Nachfrage nicht sinnvoll gewesen. Der Bus wurde zum buchbaren Fahrdienst von und bis zur eigenen Haustür. „Bürger mit eingeschränkter Mobilität konnten uns für Fahrten zum Einkaufen, zur Bank oder auch einem Arzttermin bestellen.
Die Anmeldung lief über das Bürgerbüro der Gemeinde“, erklärt Helmut Strauß den letzten Strohhalm, das Projekt Bürgerbus nicht einfach ad acta legen zu müssen: „Da steckt allein so viel Zeit für die Organisation drin, das gibt man nicht so einfach auf.“ Wirklich gut angenommen worden seien aber nur die Fahrten zum Mittagstisch. „Wir hatten uns eine Frist bis Ende 2020 gesetzt. Und dann kam Corona. Die Essen können bis heute nicht wieder stattfinden. Das hat uns endgültig das Genick gebrochen“, bringt es Strauß auf den Punkt. Im November letzten Jahres fiel dann schweren Herzens die Entscheidung, das Angebot einzustellen.
„Ich bin wirklich ratlos und kann es mir nicht erklären, warum den Bürgerbus nur so wenige im Ort genutzt haben. Die Fahrt kostete gerade mal einen Euro, die Route deckte einen guten Teil von Notzingen und Wellingen ab“, sagt Helmut Strauß. Immer wieder sprach der Leiter der örtlichen Seniorengruppe die Leute direkt auf das Angebot an. „Letztlich kann ich aber ja niemanden zwingen, mit dem Bürgerbus zu fahren“, Helmut Strauß hat resigniert.
Der Bus soll weiterhin dem sozialen Zweck dienen. So fiel die Entscheidung des Krankenpflegefördervereins auf die Arche als künftigen Nutzer. Pfarrer Luca Bähne begründet den gewählten Spendenempfänger: „Die Arche als wichtiger gemeinnütziger und sozialer Träger im Ort war unser Wunschkandidat, weil die Anliegen unserer Vereine große Überschneidungen haben.“
Froh und dankbar sei man über das dringend benötigte zusätzliche Fahrzeug, bestätigt der Vorstandsvorsitzende der Arche Wolfgang Kalmbach: „Bei unseren fast 70 Bewohnern und Bewohnerinnen fallen viele Transporte an, etwa für Arztbesuche. Wir hatten schon überlegt, ein zusätzliches Auto zu leasen. Die Bürgerbusspende kam gerade zum richtigen Zeitpunkt.“ Dem Krankenpflegeförderverein werde die Arche den Bus auch weiterhin zur Verfügung stellen, betont Kalmbach. Etwa, wenn der Mittagstisch wieder starten könne oder für Altennachmittage, „bei Bedarf auch unseren zweiten Bus.“ Und sollte Helmut Strauß als „Herzblut-Bürgerbusfahrer“ Heimweh nach dem Gefährt bekommen, so könne er jederzeit eine Fahrt übernehmen, ergänzt Wolfgang Kalmbach.
Info Sobald die Pandemie es zulässt, wird das Mittagstisch-Angebot im evangelischen Gemeindehaus wieder zum Leben erweckt. Dafür werden Helfer und Helferinnen benötigt, die sich melden können unter der Nummer 0 70 21/26 78.