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In Schlierbach ist nichts 08/15

Standesbeamtin Birgit Stephan hat in ihrem Job schon einiges erlebt

In Schlierbach gibt es keine 08/15-Hochzeiten – weder bezüglich des Datums noch bezüglich der Bedeutung der Zahlenfolge. Alle Brautleute bekommen eine speziell auf sie zugeschnittene Traurede. Danach dürfen nach Herzenslust die Korken knallen.

In Schlierbach heiraten mittlerweile wieder mehr junge Leute ab Mitte 20.Fotos: Jörg Bächle
In Schlierbach heiraten mittlerweile wieder mehr junge Leute ab Mitte 20.Fotos: Jörg Bächle

Schlierbach. „Bei uns gibt es keine 08/15-Hochzeiten“, sagt Birgit Stephan energisch. Und das bezieht sie sowohl auf das andernorts beliebte Heiratsdatum 15. August 2015 als auch auf die landläufige Bedeutung der bekannten Zahlenfolge, dem Inbegriff für Unspektakuläres und Gewöhnliches.

Langweilig oder gewöhnlich sind die Trauungen im Schlierbacher Rathaus nie. Dafür sorgt Standesbeamtin Birgit Stephan höchstpersönlich: Vor jeder Hochzeit trifft sie sich mit dem jeweiligen Brautpaar, um Details über die individuellen Persönlichkeiten und die Besonderheiten der Beziehung zu erfahren. Persönliche Informationen sind die Grundbausteine ihrer Reden. Die Ideen dafür schöpft sie aus eigenen Erfahrungen, Inspirationen aus Büchern und persönlichen Gedanken. Von Muster-Vorlagen und -Formulierungen hält sich die Standesbeamtin fern.

An eigenen Erfahrungen – so viel ist klar – mangelt es Birgit Stephan nicht: Seit 39 Jahren ist sie im Rathaus in Schlierbach beschäftigt. Drei Viertel dieser Zeit ist sie dort auch Standesbeamtin. „Ich habe schon so einiges erlebt“, sagt sie und muss auf die Frage nach besonderen Ereignissen nicht lange überlegen. In freundlichem Plauderton erzählt sie von einem älteren Ehepaar.

Der Bräutigam war schon 80 Jahre alt und heiratete zum zweiten Mal. „Es ist sehr schön, zu sehen, dass auch ältere Menschen noch zueinanderfinden“, sagt die Standesbeamtin.

Insgesamt heiraten in Schlierbach wieder mehr junge Leute ab Mitte 20. Da immer weniger Paare kirchlich heiraten wollten, werde das Trauzimmer im Schlierbacher Rathaus tendenziell immer voller. Besonders beliebt zum Heiraten sind hier die Frühjahrsmonate sowie September und Oktober.

In der Regel gibt es etwa 20  Trauungen pro Jahr. Für den August 2015 ist bislang eine Hochzeit angemeldet. „Solange es kein Sonntag ist, stellen wir uns gern auf die Brautpaare ein“, erklärt Birgit Stephan. Das heißt: In Schlierbach kann prinzipiell und nach Absprache von Montag bis Samstag sowohl vormittags als auch nachmittags geheiratet werden.

Die Paare verweilen in der Regel etwa 20 Minuten vor dem Trautisch im Schlierbacher Rathaus – je nachdem, ob Ringe getauscht werden oder nicht. Danach kann die Hochzeitsgesellschaft nach Lust und Laune die Sektkorken knallen lassen. Ihren Beruf schätzt Birgit Stephan auch, weil ihre Arbeit als Standesbeamtin nur einen Teil der täglichen Rathaus-Tätigkeiten ausmacht.

Daneben ist sie im Bürgerbüro und im Gewerbeamt tätig und kümmert sich um soziale Belange. Birgit Stephan mag die Abwechslung ihrer täglichen Arbeit – und die Tatsache, dass Trauungen in Schlierbach eben in jeder Hinsicht bestimmt nicht 08/15 sind.

Glück, Hochzeit, Torte, Brautpaar
Glück, Hochzeit, Torte, Brautpaar
Das Schlierbacher Standesamt rühmt sich damit, dass jede Hochzeit etwas ganz Besonderes wird.Fotos: Jörg Bächle
Das Schlierbacher Standesamt rühmt sich damit, dass jede Hochzeit etwas ganz Besonderes wird.Fotos: Jörg Bächle