Weilheim · Lenningen · Umland

„Inklusion bringt allen was“

Impulsveranstaltung der Stadt Kirchheim, des Inklusionsrats und der Kirchheimer Lebenshilfe zeigte Perspektiven auf

Der im Juni 2014 gegründete inklusive Chor der Lebenshilfe und der Musikschule Kirchheim zeigte den Besuchern, wie gemeinsames S
Der im Juni 2014 gegründete inklusive Chor der Lebenshilfe und der Musikschule Kirchheim zeigte den Besuchern, wie gemeinsames Singen alle Menschen begeistern und verbinden kann.Foto: Jean-Luc Jacques

Inklusion ist nichts, was man vorschreiben oder verordnen kann. Sie stellt eine besondere Herausforderung für Kommunen dar, bietet aber auch Chancen, wie einige gelungene Beispiele bei der Veranstaltung im alten Gemeindehaus zeigten.

Robert Berndt

Kirchheim. „Kirchheim ist eine inklusive Stadt“, wiederholte Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker in ihrem Grußwort eines der strategischen Ziele, das sich der Kirchheimer Gemeinderat vor einigen Wochen gesetzt hatte. Aus diesem Grund lud die Stadt gemeinsam mit der Kirchheimer Lebenshilfe und dem Inklusionsrat ins alte Gemeindehaus ein.

Der Vortrag von Elvira Martin vom Tübinger Forum und Fachstelle Inklusion zeigte, wie sich die Stadt Tübingen mit dem Thema auseinandersetzte. Das Forum Inklusion existiert seit 1987 und ist ein unabhängiges Koordinationstreffen der verschiedenen Tübinger Behindertengruppen. „Die Kommunen müssen den Hut aufsetzen“, betonte Martin. „Alleine geht es nicht.“ Im Januar 2010 trat Tübingen nach einem einstimmigen Gemeinderatsbeschluss der „Erklärung von Barcelona“ bei, mit der europäische Städte sich zu mehr Barrierefreiheit bekennen. Verbunden mit diesem Beschluss ist ein Handlungskonzept, das die Planung und Entwicklung Tübingens zur barrierefreien Stadt ermöglichen soll. Dieses wurde gemeinsam von der Stadtverwaltung und Vertretern von Organisationen behinderter und älterer Menschen entwickelt. Es gibt Empfehlungen, wie künftig gebaut werden soll und wie Menschen mit Behinderungen mehr Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglicht werden kann, sei es in Kindergarten, Schule, Arbeitsleben, Sport oder Freizeit. „Inklusion bringt allen was“, so Martin. Barrierefreiheit bedeute schließlich nicht nur ebenerdigen Zugang und Fahrstühle in Gebäuden, sondern die volle Zugänglichkeit einer Gesellschaft für alle Menschen, sei es im Alltag oder im Beruf.

Dass Inklusion auch in Kirchheim bereits erfolgreich vorgelebt wird, zeigte der Auftritt des inklusiven Chors der Lebenshilfe. Im Juni 2014 in Kooperation mit der Musikschule Kirchheim gestartet, umfasst der Chor mittlerweile rund 30 Menschen mit und ohne Behinderung, die sich immer dienstags von 17.30 bis 18.30 Uhr im Wohnheimsaal der Lebenshilfe Kirchheim treffen. „Bei uns geht es sehr munter zu, wie sie gleich sehen und hören werden“, schmunzelte Chorleiterin Andrea Wahl. Die Begeisterung des Chors beim Kanon „Singen macht Spaß“ war ansteckend, und so erntete der Auftritt viel Applaus.

Auch in anderen Bereichen gibt es Beispiele für gelungene Inklusion: Jobcoach Mireille Stabingis von den Werkstätten Esslingen-Kirchheim (WEK) half Nico Schwend dabei, einen von der WEK begleiteten Arbeitsplatz in der Bäckerei Mayer zu finden. „Das ist genau das Richtige für mich“, erklärte Schwend dem Publikum stolz und berichtete in eigenen Worten von seinen Erfahrungen. „Ich bin froh, da, wo ich bin.“ Tina Heilig vom Christlichen Jugenddorf (CJD) Kirchheim präsentierte mit dem Kunstprojekt „Zusammen aktiv“ das Thema Inklusion in seinen schönsten Formen und Farben: „Bei der Aktion entstanden Kunstwerke, die so verschieden sind wie die Menschen, die sie gemalt haben.“

Der Abend war ein Signal an alle Beteiligten, den beschrittenen Weg mit Nachdruck weiterzugehen. „Nur so kann ein Weg überhaupt entstehen“, betonten Oberbürgermeisterin Matt-Heidecker und die Vorsitzende der Lebenshilfe, Bärbel Kehl-Maurer. Eine besondere Ehrung wurde dabei Roland Böhringer, Leiter der Abteilung Soziales der Stadt Kirchheim, zuteil. Er bekam die Ehrennadel des Landesverbands der Lebenshilfe verliehen. Als jahrelanger zuverlässiger Vermittler zwischen der Lebenshilfe, der Stadtverwaltung und dem Gemeinderat habe er Inklusion bereits zur Chefsache erklärt, als das Wort noch nicht im üblichen Sprachgebrauch vorkam, betonte Kehl-Maurer.

Stadt Kirchheim, Lebenshilfe und der Inklusionsrat lade gemeinsam zur InklusionsveranstaltungLebenshilfe : Chor ohne Barriere mi
Stadt Kirchheim, Lebenshilfe und der Inklusionsrat lade gemeinsam zur InklusionsveranstaltungLebenshilfe : Chor ohne Barriere mit Chorleiterin Frau Wahl