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Interview: Der Bärenwirt im Rentnerloch?

Die letzten beiden Jahrzehnte der Kultkneipe Bären sind untrennbar mit ihrem Wirt Michael Holz verbunden. Wie geht es ihm nun am Ende dieser Bären-Epoche, die ja auch eine persönliche ist.

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sthof zum B?ren, Abgesang auf eine Institution: James Bomb ist heute eines der letzten Abschiedskonzerte im B?ren, ab 24. ist Schicht im Schacht., Michael Holz

Wie geht es Ihnen jetzt, so kurz vor der Schließung des „Bären“, der seit 20 Jahren Ihr Baby war?

MICHAEL HOLZ: Das sind schon traurige Momente. Außer im Urlaub gab es in all den Jahren keine zwei Tage am Stück, wo ich nichts mit dem „Bären“ zu tun hatte. Ich frage mich natürlich auch, wie das weitergeht. Bisher sind die Menschen zu mir gekommen, jetzt stellt sich die Frage: wo treffe ich mich mit den Leuten? Das ist eigentlich eine schöne Zeit gewesen hier, und das fällt mir schon schwer. Mir ist es noch gar nicht so klar, dass es mit dem „in den Bären gehen“ jetzt bald vorbei ist!

Sie fallen uns aber hoffentlich nicht ins Rentnerloch?

HOLZ: Nein, nein, auf gar keinen Fall. Ich habe ja immer noch das Stadtkino. Und ich werde mir Zeit für meine Gesundheit nehmen. Ich denke da ganz positiv. Und wenn es einen Nachfolger gibt, der das in der Art weitermachen möchte, dann würde ich das auch unterstützen. Ich gehe hier ja nicht im Bösen. Natürlich kenne ich das Haus in- und auswendig, da würde ich auch mithelfen. Wir lassen jetzt mal alles wie es ist. Die Möbel gehören mir, vielleicht will die der Nachfolger, aber die sind natürlich auch schnell rausgeräumt. Das Haus gehört einer Erbengemeinschaft, aber die haben das schon seit 50 Jahren an eine Brauerei vermietet.

Ein paar Worte noch zum „Bären“. Was meinen Sie, warum ist das eine „Kultkneipe“ geworden?

HOLZ: Es gibt ihn schon seit 400 Jahren an diesem Standort am Rathaus, es ist gemütlich. Dann das unterschiedliche Publikum aus allen Schichten, Jung und Alt. Du kannst alleine herkommen, du findest als Single an der Theke immer Leute zum Schwätzen, du musst dir nicht blöd vorkommen, wenn du alleine da sitzt. Das Personal ist seit vielen Jahren das gleiche, da gibt es immer Kontakte. Mein Vorgänger Paul Kestermann hat in den 80er-Jahren viele Ideen gehabt, da gab es schon einen DJ, eine Schnupftabakkanone, Erdnussabende, da wurde um „Gschpritzte“ gewürfelt. Ich habe dann die Livemusik eingeführt und auch tagsüber geöffnet, entsprechend gab es auch mehr Angebote auf der Speisekarte bis hin zum Sonntagsfrühstück für die ganze Familie.

Lokalpolitik – Politik im Lokal

„Das tut uns schon leid, weil es für Kirchheim hier auch die wichtigste Kneipe ist, und wir haben Sorge, dass das hier nicht mehr so eine persönliche Sache ist, sondern vielleicht eine Kette oder so. Ich bin hier schon mit meinen Kindern gewesen, mit meinen Eltern auch. Es hat irgendwie schon was Besonderes. Also, ich kann mir keine Alternative zum „Bären“ vorstellen. Natürlich gibt es auch noch andere nette Gaststätten, aber der ,Bären‘ ist schon was Besonderes.“ Sabine Bur am Orde-Käß

„Ich find’s schade, dass er zu macht. Ich habe meinen 18. Geburtstag schon hier gefeiert. Also ich gehöre ja zum Urgestein. Hier war immer eine heimelige Atmosphäre. Man hat immer nette Leute getroffen, man wurde hier immer super bedient. Einfach toll. Wir werden den „Bären“ vermissen.“ Ulrich Kübler

„Es gehört zu Kirchheim, wie die Sonnenblume zu den Grünen. oder wie der Mond an den Nachthimmel. Von daher wird auf jeden Fall etwas Entscheidendes fehlen, auch was in der Stadt so symbolhaft für Treff und Zusammenkommen unterschiedlichster Menschen gedient hat und dafür steht.“ Christoph Lempp

„Was will man machen. Mir tut’s leid für Micha Holz, aber wenn er gesundheitlich angeschlagen ist, dann muss er irgendwo einen Rückzieher machen. Der ist ein Kirchheimer Original, der hat schon viele Events gemacht, egal ob Musiknacht oder Fest am Rollschuhplatz. Es ist unendlich schade.“ Reinhold Ambacher