Abends in der Kirchheimer Stadthalle, freie Plätze sind Mangelware. Ob es an der brisanten Mixtur „a cappella trifft auf James Bond“ liegt? Zur Erkennungsmelodie des berühmtesten Geheimagenten der Welt betreten fünf schwarz gekleidete Männer die Bühne und überraschen mit altbekannten Gassenhauern im neuen Gewand und hinsichtlich der Erkenntnis - „weil ich ein Mädchen bin“ - sogar mit neuer Geschlechtsidentität.
Haben uns die sangesfreudigen Spaßmacher doch tatsächlich „tausendmal belogen“ und bevorzugen anstatt eines Aston Martin nun doch lieber das „knallrote Gummiboot“ vor „Santa Maria“? Ohne auf etwaige Erklärungen zurückzugreifen, befinden sich „Die Füenf“ bereits mittendrin in ihrem nunmehr zehnten Programm mit dem irreführenden Titel: „005 - im Dienste ihrer Mayonnaise“. Damit beweist das Ensemble einmal mehr: Der zuvor medial angekündigte tagtägliche Irrsinn zwischen den Zeilen der Vernunft scheint keine leere Versprechung zu sein.
Wie beispielsweise das Ausloten des Befindens des Publikums - so soll die erste Reihe ihr Statement zum Programm nach hinten weitergeben. Darunter gibt es freilich auch schwarze Schafe, Herbert zum Beispiel. Dem imaginären Zuschauer wird unterstellt, dass er das komplette Konzert auf dem Handy verfolgt. Kein Wunder, dass er von der selbst ernannten „besten Band der Welt“ zu hören bekommt: „Warum sitzen diese Menschen in der ersten Reihe und nicht hinten in der Mitte - erklär mir das mal bitte.“
Anschließend widmen sich die multitaskingfähigen Herren profanen Alltagsthemen und insbesondere Pelvis erkennt: „Wir sind die Guten. Wir retten eure Ärsche in die Sonne und das Böse muss bluten.“ Das nächste „Loblied“ ist der Schwiegermutter geschuldet. „Schatz, du musst zugeben, als Hausfrau schlägt sie dich um Längen“, lobt Little Joe als wahrgewordener Traum dieser Spezies. Während Justice im „aufgeräumten Erdmöbel aus Kiefer“ gut gelaunt die Radieschen von unten sieht, Memphis ablösbar, unscheinbar oder reizbar in der Bar verbringt, fragt sich derweil Dottore Basso: „Geht‘s nicht ‘ne Nummer kleiner“?
Ob als Solist oder im harmonischen, abwechslungsreichen (Scat)-Gesang - jeder Protagonist fungiert als famoser Sänger. Und „Die Füenf“ lassen sich immer wieder neues Liedgut einfallen. So kommt der bekannte Ohrwurm von den süßen Früchten, die nur die großen Tiere kriegen, genauso gut an, wie der interaktive Teil mit den Zuschauern.
Letztere gaben beim spanischen Sommerhit „Aeroporte“ gesanglich wie gestalterisch wirklich alles. Einfach genial, wie Wirbelwind Pelvis das Li-La-Laune-Lied virtuos zum Leben erweckt und dabei gekonnt die Regie führt: „Ich rufe Fiesta und ihr antwortet mit Worten, von denen ihr glaubt, dass sie Spanisch sind!“ Die locker aufeinander abgestimmte Choreografie, die mit einfallsreicher Gestik und Mimik und einem gewissen Maß an humorvoller Spontaneität gepaarte Bühnenpräsenz, die fünf ausgereiften, kräftigen und variantenreichen Stimmen und, last but not least, „Horst“ bilden das Gesamtkonzept, das den besonderen Reiz eines Konzerts ausmacht.