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Jesinger Wahl wird zur Hängepartie

Ortsvorsteherwahl: Keine absolute Mehrheit im Kirchheimer Gemeinderat für Michael Strähle

Déjà vu in Kirchheim: Wieder einmal ist ein Ortsvorsteher, den der Ortschaftsrat gewählt hatte, im Gemeinderat „durchgefallen“. Vor eineinhalb Jahren war das nach der Wahl in Nabern der Fall, jetzt trifft es Jesingen. Der Gemeinderat hat die Wahl des Jesinger Ortschaftsrats nicht bestätigt.

Matthias Strähle hatte sich zwar am Montag in Jesingen durchgesetzt. Im Kirchheimer Gemeinderat erhielt er aber keine Mehrheit.F
Matthias Strähle hatte sich zwar am Montag in Jesingen durchgesetzt. Im Kirchheimer Gemeinderat erhielt er aber keine Mehrheit.Foto: Markus Brändli

Kirchheim. Wenn das Wörtchen wenn nicht wär‘ – in unserer Berichterstattung über die Wahl im Jesinger Ortschaftsrat hatte es geheißen: „Wenn der Kirchheimer Gemeinderat zustimmt, steht einem baldigen Umzug Matthias Strähles nach Jesingen nichts mehr im Weg.“ Und eigentlich hätte die Zustimmung des Gemeinderats nichts weiter als eine Formsache sein sollen. Nun aber hat Matthias Strähle in der geheimen Abstimmung des Kirchheimer Gemeinderats die erforderliche absolute Mehrheit verfehlt.

Wie geht es nun weiter? Im Gemeinderat hat Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker zunächst die rechtliche Lage erklärt: „Es bedarf eines zweiten Wahlgangs, der aber frühestens in einer Woche stattfinden kann.“ Statt einer außerordentlichen Gemeinderatssitzung in einer Woche schlug sie allerdings vor, den notwendigen zweiten Wahlgang auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung am 16. Dezember zu setzen.

Über die Gründe, die den Gemeinderat zur fehlenden Zustimmung veranlasst haben, lässt sich nur spekulieren. Zwei denkbare Gründe gibt es: Zum einen könnte der Kandidat nicht überzeugend genug gewesen sein. Zum anderen könnte es daran liegen, dass im Gemeinderat die Notwendigkeit der hauptamtlichen Ortsvorsteher für Jesingen und Nabern nicht mehr gesehen wird.

Was den Kandidaten selbst betrifft, so gab es im Gemeinderat die kritische Nachfrage, welche Art von Lebenserfahrung er gesammelt habe zwischen Abitur und Antritt seiner jetzigen Stelle in der Laichinger Stadtverwaltung. Immerhin sei er bereits 36 Jahre alt und arbeite erst seit drei Jahren in Laichingen. Der Bewerber nannte zwei Studien, die er begonnen hatte – Stadtplanung an der Fachhochschule Nürtingen sowie Lehramt für Grund- und Hauptschule an der PH in Schwäbisch Gmünd –, bis er sich noch einmal umentschieden und die Verwaltungslaufbahn eingeschlagen habe.

Reinhold Ambacher, Mitglied im Ortschaftsrat wie auch im Gemeinderat und als ehrenamtlicher Stellvertreter des Ortsvorstehers am Montag auch Wahlleiter im Ortschaftsrat, sagte im Anschluss an die Gemeinderatssitzung: „Mit so einem Ausgang hatte ich nicht gerechnet. Der Kandidat hat sich hier ordentlich vorgestellt. Eigentlich wäre das im Gemeinderat eine reine Formsache gewesen.“ Jetzt sei es aber so gelaufen, wie es gelaufen ist. Der Gemeinderat habe seine Zustimmung nun einmal nicht gegeben. Somit gelte es erst einmal, abzuwarten. „Ich hoffe nur, dass der Kandidat nicht abspringt“, meinte Reinhold Ambacher. Nächste Woche werde es eine außerordentliche Sitzung des Ortschaftsrats geben, um das weitere Vorgehen abzustimmen.

Die Befürchtung, dass Matthias Strähle „abspringen“ könnte, war bislang unbegründet. Gestern zumindest erklärte er auf telefonische Nachfrage des Teckboten: „Der Ortschaftsrat wird jetzt mit der Oberbürgermeisterin und den Fraktionen des Gemeinderats verhandeln, und wenn die mich unterstützen, dann werde ich meine Bewerbung auch aufrechterhalten.“ Dass die fehlende Zustimmung an ihm als Person gelegen haben könnte, wollte Matthias Strähle gestern nicht annehmen.

Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker dagegen zeigte sich gestern am Telefon „überzeugt, dass das Abstimmungsverhalten des Gemeinderats nicht politisch motiviert war“. Vor der geheimen Wahl habe jedes einzelne Ratsmitglied die Möglichkeit gehabt, sich ein Bild von der zu wählenden Person zu machen und entsprechend abzustimmen. Zwar wollte sie den aktuellen Fall nicht direkt mit Nabern vor eineinhalb Jahren vergleichen und betont: „In Nabern war das im Vorfeld erkennbar, hier nicht.“ Aber dennoch stellte sie fest: „Wenn ich überzeugend bin, bekomme ich die Mehrheit. Und wenn ich die Mehrheit nicht bekomme, dann war ich eben nicht überzeugend.“ Der Kandidat müsse sich jetzt durchaus selbst fragen, woran es gelegen haben könnte. Den Gemeinderat nahm sie ausdrücklich in Schutz: „Er ist kein Abnickgremium.“

Was jetzt vonnöten sei, seien Gespräche zwischen den Gremien und den Fraktionen. Genau dazu sehe das Gesetz die Frist von mindestens einer Woche zwischen den beiden Wahlgängen im Gemeinderat vor. Es gehe darum, in dieser Zeit Mehrheiten zu finden. Sollte sich eine Mehrheit für Matthias Strähle finden lassen, werde er im Dezember gewählt. Wenn nicht, wäre er gut beraten, die Bewerbung zurückzuziehen.