Weilheim · Lenningen · Umland

Jetzt bekommen die Rehe Nachwuchs

Natur Wenn die Tage wieder länger werden und die Temperaturen steigen, sind auch die Tiere in den Wäldern wieder deutlich aktiver – nicht zuletzt aufgrund der Brut- und Setzzeit. Von Katharina Daiss

Fotos: Deutscher Jagdverband

Die warmen Tage haben den Frühling bereits längst eingeleitet. Die Blumen blühen und in den heimischen Wäldern und Wiesen erwacht das Leben: „In der sogenannten Brut- und Setzzeit ist das Wild mit der Aufzucht seiner Nachkommen beschäftigt“, erklärt der Kirchheimer Kreisjägermeister German Kälberer. Vor allem von April bis Juni erblicken viele Jungtiere das Licht der Welt.

Im Mai erwarten die Rehe Nachwuchs. „Die Paarung fand zwar schon im vergangenen Sommer statt, doch bis zum Dezember entwickelt sich der Embryo nicht, damit das Kitz erst nach dem kalten Winter geboren wird“, sagt der erfahrene Waidmann. Ein paar Wochen nach der Geburt folgen die Kitze ihrer Mutter, der Geiß, und erkunden gemeinsam die Welt. Die kleine Familie durchstreift dann Wiesen und Wälder auf der Suche nach leckeren Blüten und feinen Gräsern. Unbekümmert spielen die Geschwister miteinander, lassen sich von ihrer Mutter säubern oder suchen die Milchbar auf.

Im Spätsommer treten dann die Rehböcke in das Leben der kleinen Familie. Doch statt sich nach dem Nachwuchs zu erkundigen, wollen die liebestollen Herren nur der Mutter näherkommen. Der starke Bock erobert seine Auserwählte mit abenteuerlichen Fangspielen. Für ein schnelles Schäferstündchen lässt die Geiß ihren Nachwuchs im schützenden Gras zurück. Doch die erneute Trächtigkeit läutet das Ende der kleinen Familie ein: Denn kurz bevor der neue Nachwuchs das Licht der Welt erblickt trennen sich Mutter und Kind für immer.

Hasen haben es eilig

Im Gegensatz zu den umsorgten Kitzen fristet der Nachwuchs der Feldhasen eine einsame Kindheit, denn die Häsin verbringt nur wenig Zeit mit ihren Jungen. Sehr selten und nur kurz besucht sie ihren Nachwuchs, um ihn zu säugen, denn die Familienzeit birgt für die kleinen Feldhasen große Gefahren: Greifvögel und Füchse haben die wehrlosen Häschen zum Fressen gern und auch Katzen und Hunde, die auf ihren Streifzügen nicht selten wildern, machen Jagd auf sie. „Ausgewachsene Feldhasen sind mit einer Spitzengeschwindigkeit von über 70 Kilometer pro Stunde unerreichbar für ihre Verfolger, doch die Junghasen sind den Beutegreifern wie Habicht und Fuchs schutzlos ausgeliefert“, berichtet German Kälberer. Um die Aufmerksamkeit dieser Feinde nicht auf ihren Nachwuchs zu lenken, schützt die Häsin ihre Jungen, indem sie Distanz wahrt. Um ihren Feinden möglichst bald zu entkommen, müssen die kleinen Hasen schnell erwachsen werden: Schon nach etwa einem Monat sind sie selbstständig.

Genau wie der Hase schwebt auch sein Erzfeind, der Fuchs, gerade im Elternglück. Schon im Januar waren die Füchse auf Partnersuche. Der Rüde verfolgt seine Auserwählte, um sie in einem unachtsamen Moment zu überrumpeln. Doch auch wenn diese Paarung grob zu verlaufen scheint, ist der Fuchsrüde dennoch ein anständiger Kerl. Denn im Gegensatz zu den meisten Tieren bleibt er nach der Paarung treu bei der werdenden Mutter. Um den Welpen ein sicheres Zuhause bieten zu können, graben die Füchse einen Bau oder ziehen einfach in Kaninchen- oder Dachsbauten ein.

In den ersten Wochen weicht die junge Mutter ihrem Nachwuchs nicht von der Seite. Sie beschützt, wärmt und säugt sie. „In dieser Zeit jagt der Rüde allein und versorgt die Fähe mit Nahrung“, erklärt German Kälberer. Nach nur wenigen Wochen verlassen die Welpen den schützenden Bau. An der frischen Luft toben und raufen die Geschwister miteinander. Von ihren Eltern lernen sie wichtige Verhaltensweisen und das Jagen, bis sich die jungen Füchse ab August eigene Reviere suchen.