Unterlenningen hält sich in Form. So könnte das Motto des TVU lauten. Ob für Jüngere oder Ältere, Ambitionierte oder Freizeitsportler: Der Verein hat für jeden etwas zu bieten. Am Wochenende wird das 125-jährige Bestehen mit einem dreitägigen bunten Programm gebührend gefeiert.
Doch erst einmal geht der Blick zurück: Im Oberamt Kirchheim bereitet man sich im Gründungsjahr 1898 auf die Eröffnung der Eisenbahnstrecke nach Oberlenningen vor. Schließlich sollte König Wilhelm II. von Württemberg im Jahr darauf die Jungfernfahrt begleiten. Unterlenningen hat zu dieser Zeit gerade einmal 740 Einwohner.
Das Leben war einfach und hart. Fabrikarbeit bei Scheufelen und Leuze und die Landwirtschaft spielten eine zentrale Rolle. Man bewegte sich per Pferd und vor allem zu Fuß. Dennoch hatten neun junge Männer genügend Reserven, um sich nach der Arbeit dem Turnen hinzugeben. Am 2. Juli 1898 wurde im Gasthaus Linde der Turnverein Unterlenningen gegründet, Hermann Baier wenig später zum ersten Vorstand gewählt. Geturnt wurde im Freien hinter dem Backhaus bei Tageslicht und später mit einer sturmsicheren Laterne. Erste Anschaffungen waren ein Reck und ein Stufenbarren.
Anfang der 1920er-Jahre hat der TVU schon 80 Mitglieder. Das Turnen hat sich etabliert, und die Abteilung Leichtathletik wurde zusätzlich gegründet. Noch gibt es in Unterlenningen keine Turnhalle. Das Ersparte fällt der Inflation zum Opfer, daher ist man für den Winterbetrieb weiter auf Scheunen angewiesen. Turnwettkämpfe und die Ausrichtung eines Gauturnfests fallen in diese Zeit. Der TVU ist zur festen Institution geworden. 1935 stellt die Gemeinde dem Verein den Sportplatz auf dem Bühl zur Verfügung. Ein Jahr später wird das „Jahnhaus“ als Unterkunftshaus mit Geräteschuppen auf dem Bühl eingeweiht.
1948 zum 50-Jährigen sind große Aufräumarbeiten rund um den Sportplatz auf dem Bühl angesagt. Der zwischenzeitlich verbotene TVU wurde ein Jahr zuvor von der amerikanischen Militärregierung wieder zugelassen. Bei den Arbeiten sind die Amerikaner mit schwerem Gerät eine große Hilfe. Auch der durch einen Bombeneinschlag lädierte Schulabort wurde wieder instand gesetzt. Eine Fügung des Schicksals wollte, dass ein Balken sozusagen übrig war. Daraus sägte der ortsansässige Kirschner das Rohmaterial für die erste Unterlenninger Tischtennisplatte – eine weitere TVU-Abteilung war geboren.
Die Handballer sind in dieser Zeit bereits überregional gefürchtet. „Hallenschreck“ werden sie genannt. Ein erster Versuch, eine Fußballmanschaft zu gründen, scheitert. Erst sieben Jahre später, nachdem die Nationalmannschaft in Bern Weltmeister geworden war, klappt es auch unter der Sulzburg mit der Etablierung des Volkssports.
Trotz der schlechten Gesamtsituation gelingt es durch den unermüdlichen Einsatz der TVU-Zugpferde, ein Jubiläumsfest auf die Beine zu stellen. Vor 2000 Zuschauern kämpfen 500 Athleten aus dem Kreis Nürtingen um die Trophäen.
25 Jahre später, 1973 – die Ölkrise sorgt für autofreie Sonntage –, macht man sich in Unterlenningen bereit für das große Fest „75 Jahre TVU“. Auf dem Bühl ist wieder Bauen angesagt, die Gemeinde fügt ein Mehrzweckfeld hinzu. Nach der Gründung der Tennisabteilung 1972 wird nun die zwölfte Abteilung, das Jedermannturnen, gegründet. Der Verein hat inzwischen 652 Mitglieder. Die wunderbar gelegene, überwiegend von den Mitgliedern errichtete und auch später immer wieder sanierte vereinseigene Sportanlage Bühl und das 1957 initiierte Bühlbergfest sind inzwischen über die Landesgrenzen bekannt. In diesem Jahr treten 1228 Leichtathleten und Turner aus 123 Vereinen gegeneinander an. Die Organisation und Abwicklung ist eine jährliche Mammutaufgabe und fordert den gesamten Verein.
1998: Die ersten 100 Jahre sind geschafft. Der TVU ist auf 1119 Mitglieder gewachsen und aus dem öffentlichen Leben nicht mehr wegzudenken. Die 1991 erfolgte Fusion der Handballabteilungen des TV Unterlenningen und des TSV Oberlenningen zur ersten Spielgemeinschaft, der SG Ober-/Unterlenningen, ist bereits Alltag und wird sich zur Erfolgsgeschichte entwickeln.
Und 2023? Die neue grünweiße Welle schwappt durch den Turnrat und schickt sich an, die Zukunft zu gestalten. Junge Leute sind zupackend und aktiv. Nicht „mr sodt“, sondern „mir dendt“, heißt ihr Motto in der Tradition ihrer Vorgänger. Der Verein hat aktuell 864 Mitglieder in zehn Abteilungen. Spielgemeinschaften sind entstanden. Man ist präsent und erfolgreich. Gekegelt wird in der Bundesliga, man stellt Europameister beim Inline-Alpin, Handball wird in der Landesliga betrieben, Skirennfahren auf Bundesebene, dazu wird auf Kreisebene Tischtennis, Fußball und Volleyball gespielt. Und natürlich gibt es den Breitensport: Jedermannturnen, Kinderturnen, Fitness-Mix und Badminton. pm/ank
Festwochenende vom 23. bis 25. Juni
am Pouilly-Platz bei der Sporthalle Unterlenningen
Freitag, 23. Juni
17.30 Uhr Zeltöffnung mit Abendessen
19.30 Uhr Schwäbische Comedy mit Hillus Herzdropfa (ausverkauft)
22.30 Uhr Barbetrieb mit DJ Lally
Samstag, 24. Juni
12.30 Uhr Zelteinlass mit Mittagessen
13 Uhr Kinderjubiläumsfeier mit Spielstraße
19 Uhr Zeltöffnung mit Abendessen
20 Uhr Jubiläumsparty mit der „Boiz Bänd“ (Karten im Vorverkauf)
Sonntag, 25. Juni
10 Uhr Festgottesdienst
11 Uhr Frühschoppen mit dem Musikverein
Unterlenningen und Spielstraße
15.30 Uhr Lindachquartett
