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Jugend debattiert: Ping-Pong-Spiel der Argumente

Streitgespräch Hitzige Diskussionen prägen den Regionalwettbewerb von „Jugend debattiert“. Die zahlreichen Gäste im Wendlinger Robert-Bosch-Gymnasium fiebern begeistert mit. Von Mila Schmitz

Die Hände auf dem Pult, den Bleistift in der Hand, das Mikro hinters Ohr geklemmt: Vier Jugendliche stehen vor dem Publikum und werfen mit Argumenten um sich, als hätten sie nie etwas anderes getan. „Schüler sollen sich nicht nur besser informieren können, sondern auch lernen, wie sie

 

Zwang führt bei Jugendlichen
eher zu Ablehnung.
Die Schlossgymnasiastin Aura Putsch warnt davor,
Schülerzeitungen zu verordnen.

an korrekte Informationen kommen“, wettert der Neuntklässler Jonas Rössle vom Kirchheimer Schlossgymnasium in seiner zweiminütigen Eröffnungsrede. Die Streitfrage seiner Altersgruppe lautet: „Soll es an jeder weiterführenden Schule eine Schülerzeitung geben?“ Vier Schülerinnen und Schüler der Region diskutieren darüber lebhaft. Je zwei stehen hinter dem Pro- und Contra-Pult und spielen sich 15 Minuten lang den Ball zu.

Auch Aura Putsch besucht das Schlossgymnasium in der neunten Klasse. Sie steht auf der Contra-Seite und schätzt eine erzwungene Schülerzeitung als Gefahr ein: Die Zeitung könne eine Plattform für Mobbing und Ausgrenzung werden. Das ist ein schlüssiges Argument. Dennoch setzt sich Jonas Rössle letztlich durch. Er belegt den ersten Platz seiner Altersgruppe. Ihm folgen Anastasia Wirsing vom Robert-Bosch-Gymnasium, Daniel Heinz vom Max-Plack-Gymnasium in Nürtingen und Aura Putsch.

Das Publikum fiebert beim Pingpong-Spiel der Argumente mit. Im Foyer des Robert-Bosch-Gymnasium in Wendlingen haben sich Schülerinnen und Schüler versammelt, Lehrkräfte, Landtagsabgeordnete und Vertreter und Vertreterinnen des Wendlinger Gemeinderats. Sie alle sind Gäs­te beim Finale des Regionalwettbewerbs von „Jugend debattiert“. Gespannt verfolgen sie, wie die insgesamt acht Finalisten in zwei Streitrunden um die Titel der Regionalmeisterschaft kämpfen.

Es hat sich je eine Jury aus Lehrern und Lehrerinnen, Schülern und Schülerinnen und früheren Gewinnerinnen und Gewinnern zusammengefunden. Sie haben die schwierige Aufgabe, die Besten des Wettbewerbs zu küren. Die Jury bewertet die Debattierenden nach Sachkenntnis, Ausdrucksvermögen, Gesprächsfähigkeit und Überzeugungskraft.

Vor allem in Sachen Ausdrucksvermögen überzeugen die Finalisten der zweiten Altersgruppe. Mit einer von der Jury gelobten Gestik und mit überzeugendem Ausdruck schaffen sie eine lebendige Diskussion zur Frage: „Soll in unserer Stadt ein durch Los besetzter Jugendrat eingeführt werden?“ Cora Klopsch vom Kirchheimer Schlossgymnasium diskutiert auf der Pro-Seite. Eine Wahl durch Los steigere die Diversität im Jugendrat und fördere das politische Engagement junger Menschen, argumentiert sie. Der Sieger ihrer Altersgruppe, Hannes Wangler vom Theodor-Heuss-Gymnasium in Esslingen, sieht das völlig anders: Er plädiert dafür, andere Möglichkeiten zu suchen, wie man junge Menschen motivieren und ihr Interesse an Politik wecken kann.

Die Plätze nach Hannes Wangler belegen in dieser Altersgruppe Lukas Schlegel vom Hölderlingymnasium in Nürtingen, Cora Klopsch und Elena Meyder vom Freihofgymnasium in Göppingen. „Ich bin ziemlich glücklich“, freut sich Cora. Sie war im vergangenen Schuljahr Teil des Debattier-Clubs ihres Gymnasiums und hat sogar den Schulwettbewerb gewonnen. Obwohl die Elftklässlerin dieses Jahr nicht im Club war, sprang sie für den Regionalwettbewerb ein. Sie schlug sich durch zwei Qualifikationsrunden und sammelte dabei genügend Punkte, um auch im Finale antreten zu können.

„Ab nach Berlin“, heißt es jetzt für alle acht Finalisten: Die Bundestagsabgeordneten haben sie zu einer Fahrt in die Bundeshauptstadt eingeladen. Die Erst- und Zweitplatzierten sind außerdem zu einem Besuch im Landtag mit Mittagessen willkommen.

Der Landeswettbewerb findet am Freitag, 31. März, im Stuttgarter Landtag statt. Die je Erst- und Zweitplatzierten werden sich gegen die besten Debattierenden des Bundeslandes behaupten. Zudem sind sie zum „Seminar für Regionalsieger“ eingeladen – hier trainieren alle Regionalsieger und -siegerinnen gemeinsam.