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Katholiken suchen den Weg

Dekanat strebt im Landkreis Esslingen Erneuerung an

Wie sieht der Weg der katholischen Kirche in die Zukunft an der Basis aus? Mit dieser Frage werden sich die Gemeinden im Kreis Esslingen in den nächsten Jahren beschäftigen. Den Auftakt des Prozesses bilden am Sonntag zwei Gottesdienste in Plochingen und Kirchheim.

Kreis Esslingen. Die katholische Kirche steht auch im Dekanat Esslingen-Nürtingen vor großen Herausforderungen. Sinkende Mitgliederzahlen, Probleme mit dem Ehrenamt, gesellschaftliche Veränderungen – das sind nur einige der Stichwörter, die Paul Magino als Dekan umtreiben. Klar ist für ihn, dass die Kirche auf diese Fragen reagieren muss. Es gelte, sowohl am bisherigen Weg anzuknüpfen als auch nach vorne zu schauen. Wie die Antworten konkret aussehen, soll den Gemeinden vor Ort überlassen sein. „Sie haben einen großen Spielraum, wenn sie darüber nachdenken, wie der Weg in die Zukunft aussehen soll“, sagt er.

Magino sieht dem Prozess, der in der gesamten Diözese Rottenburg-Stuttgart läuft, mit einigem Optimismus entgegen. Solche Zuversicht hängt nicht zuletzt mit der jüngsten Entwicklung in Rom zusammen. Auch wenn dort manche Veränderungen noch etwas Zeit brauchen sollten, so wertet der Dekan schon jetzt die Vorbereitungen und den Ablauf der jüngsten Synode als großen Fortschritt. „Da herrscht eine neue Offenheit“, sagt er und äußert die Hoffnung, dass diese neue Transparenz im Abschlussdokument des Papstes ihren Niederschlag finden wird.

Die Gottesdienste am Sonntag verstehen die Dekanatsreferentinnen Barbara Strifler und Gabriele Greiner-Jopp als Signal für alle Katholiken, in den Prozess einzusteigen – in einen Prozess, der vom Dekanat mit einem Etat von 50 000 Euro und einer zusätzlichen 50-Prozent-Stelle unterstützt wird. Der zeitliche Rahmen beträgt für die einzelnen Gemeinden zwei Jahre, wobei schon im Vorfeld aber klar ist, dass es vor Ort unterschiedliche Terminpläne gibt. Während einzelne Gemeinden das Thema sehr schnell auf die Tagesordnung setzen werden, lassen sich andere etwas mehr Zeit. Für die Referentinnen ist das kein Problem. Ihnen kommt es nur darauf an, dass 2020 die Abschlussberichte vorliegen.

Mehr als 5 000 Mitglieder hat die katholische Kirche im Landkreis seit 2007 verloren. Ende 2014 lag die Gesamtzahl noch bei 115 800. Auch 2015 setzt sich der Trend fort. Sorgen bereitet, dass sich der Abschwung zuletzt noch beschleunigt hat. Nicht nur bei den Mitgliederzahlen lässt sich die Abwärtsspirale beobachten. Die Suche nach Bewerbern für Pfarrstellen fällt schwer. Kirchenchöre schwächeln ebenso wie die ehrenamtliche Basis für die Organisation der Seniorennachmittage. Magino weiß, dass sich unter solchen Umständen „nicht mehr alle Aktivitäten im bisherigen Umfang stemmen lassen“. Einen Grund, Klagelieder anzustimmen, sieht er trotzdem nicht. Ihn und die Dekanatsreferentinnen leitet das Wissen, dass Kirche an vielen Orten präsent ist – nicht nur im Gottesdienst und im Gemeindezentrum. Barbara Strifler nennt Beispiele: Caritas, Erwachsenenbildung, Seelsorge in den Krankenhäusern. „Dieses Netzwerk ist eine große Chance“, sagt sie. Eine Antwort auf die neuen Entwicklungen sieht sie auch in Kooperationen, die über die Grenzen der einzelnen Kirchengemeinden hi­nausgehen.

Die Auftaktgottesdienste finden am 29. November in Sankt Ulrich in Kirchheim um 11 Uhr und in Sankt Konrad in Plochingen um 10.30 Uhr statt.